SAP for Me


Ich habe an dieser Stelle schon von vielen Unzulänglichkeiten und Baustellen im SAP-Universum berichtet, sodass es an der Zeit ist, über etwas Positives zu schreiben. Unser Head of CCoE, Customer Center of Expertise, und SAP-Community-Mitgliedern meiner Generation besser bekannt als CCC-Leiter berichtete mir vor einigen Wochen von dem SAP-Portal mit dem ulkigen Namen „SAP for Me“.
Ich war skeptisch: Macht SAP nun auf kuschelig? Wird SAP somit mein persönliches Tamagotchi, das ich regelmäßig mit indirekter Nutzung versorgen soll? SAP ist ein professionelles Werkzeug für meinen Arbeitgeber, aber privat pflege ich den Umgang mit anderen Dingen. „SAP for Me“ erscheint mir dahingehend fast als persönliche Zumutung.
Aber auch meine Stammtischschwestern und -brüder können vorerst nur Positives über dieses SAP-Service-Portal berichten. Die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung. Das Portal ist noch nicht voll funktionsfähig und mitunter kryptisch zu bedienen, aber der Ansatz überzeugt, alle relevanten Daten für eine SAP-Basismannschaft oder, wie es offiziell heißt, für die CCoE-Abteilung an einem Ort zu konsolidieren.
Nachdem es SAP seit vielen Jahren nicht gelingt, die ERP-Architektur zu harmonisieren und zu orchestrieren sowie die zahlreichen Lizenzbestimmungen für User, Engines, Cloud und Services zu strukturieren, muss ein Portal für die hinreichende Dokumentation sorgen.
„SAP for Me“ ist demnach ein umfangreicher Katalog der verwendeten Funktionen, Apps, Lizenzen und Services. Dieser Schritt ist auch notwendig, denn ein Composable-ERP aus Hana, S/4, BTC, BDC und Drittanbietern braucht natürlich eine dokumentierte und konsolidierte Betriebs- und Lizenzanleitung.
Was sich mit „SAP for Me“ noch nicht verwalten lässt, sind die zahlreichen externen Cloud-Services der Hyperscaler und Anbieter wie Salesforce, Workday, ServiceNow, UiPath oder Boomi. Hier existiert noch eine gewaltige Lücke. Der AI-Gen-Hub in der SAP BTP erlaubt die Verwendung mannigfaltiger LLMs. Hier fallen aber auch Gebühren und Lizenzen an und Regeln müssen dokumentiert und Compliance-Vorgaben beachtet werden. Ein ganzheitliches Auskunfts- und Steuersystem für alle ERP-Belange wäre somit ein Gebot der Stunde. SAP sollte sich dahingehend öffnen und keine Berührungsängste zeigen.
Leider passiert in wichtigen ERP-Bereichen genau das Gegenteil: Mit dem Relaunch des Begriffs „Business Suite“ scheint SAP eine Strategie der Abschottung und Exklusivität anzustreben. Alle SAP-Funktionen sollen wieder zusammengeführt und orchestriert werden – eine Black Box? Definierte Schnittstellen zur Außenwelt sollen die neue Suite aus Hana, S/4, BTP und BDC vor fremden Einfluss schützen. Die Business Suite soll die alleinige Antwort auf alle ERP-Bedürfnisse werden – das ist realitätsfremd! So funktioniert ein orchestriertes Composable Enterprise nicht! So sind wir SAP-Bestandskunden nicht!
Die Differenzen zwischen Celonis aus München und SAP aus Walldorf sind das Ergebnis eines nicht mehr zeitgemäßen ERP-Protektorats. In der IT ist das Zeitalter der Monopole und Autokraten überwunden und Vergangenheit. Die „Spielchen“ einer SAP erleben auch wir, um einen Mitbewerber wie Celonis an den Rand zu drängen. Auch bei uns hat SAP damit einen kurzfristigen Pyrrhussieg eingefahren. Aber Celonis ist in unserer IT-Konzernstruktur seit vielen Jahren gesetzt und wird es auch bleiben. Wenn sich zwei streiten, dann freut sich der Dritte – stimmt leider mit SAP und Celonis in keiner Weise, denn hier gibt es nur Verlierer und allen voran sind es wir SAP-Bestandskunden.
Das betrifft auch SAP-Partner wie cbs aus Heidelberg, die schon vor vielen Jahren – als Celonis noch auf der SAP-Preisliste zu finden war – mit dem Process Mining begannen und damals natürlich Celonis und nicht das unbekannte und unterentwickelte Signavio wählten. Aber Signavio wurde von SAP übernommen und Celonis aus der Preisliste genommen. Seither entwickelte sich Signavio hinreichend gut. Meine Mitarbeiter sagen mir, dass Celonis aber besser ist.