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Lift und Shift und SAP

Für SAP gibt es sehr gute Gründe, warum Public Cloud das zukünftige Betriebsmodell sein soll. Anwender und die SAP-Community sollten stärker eigene Interessen verfolgen und nach Autonomie streben.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
31. Januar 2024
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Der ehemalige SAP-Finanzvorstand Luka Mucic hat es immer offen und klar kommuniziert, warum Public Cloud das beste betriebswirtschaftliche Modell für SAP ist: Es bringt SAP mittelfristig den besseren und höheren Ertrag. Ein Abonnement, aus dem kaum mehr ein Entkommen ist, bringt dem ERP-Anbieter ein regelmäßiges, sicheres und kalkulierbares Einkommen. Luka Mucic ging es um Stabilität und Berechenbarkeit.

Das Erstrebenswerte an der Public Cloud sind für SAP nicht die innovative Technik, der effizientere Betrieb, ein besseres Kundenservice oder ein schnellerer Support, sondern lediglich die Berechenbarkeit der Zukunft. Ein Abomodell oder eben Cloud-Subskription ohne Exit-Angebot ist ähnlich einer Rentenversicherung auf Lebzeiten. Solange die Technik halbwegs funktioniert, fließt Geld in die Kasse.

So viel Technik aber muss sein, dass die Anwender durch die Komplexität des ERP-Angebots kaum jemals wieder eine Chance bekommen, das System zu verlassen. Sind die Anwender einmal in das Cloud-Labyrinth gelockt, erscheint ein Entkommen kaum mehr möglich, denn wer hat zeitgerecht an den Ariadnefaden gedacht?

Die SAP-Bestandskunden müssten schon das Genie und den Mut eines Dädalus besitzen, um ihrem Schicksal zu entkommen. Im Angesicht der griechischen Mythologie und Tragödie bekommt hier der Cloud-Begriff Lift und Shift überraschend eine ganz neue Bedeutung: Lift und Shift – also sich zu erheben und zu verschwinden –, das wünscht sich wahrscheinlich mancher SAP-Cloud-Nutzer nach der ersten Gebührenerhöhung der Cloud-Subskription.

Aus dem Labyrinth zu entkommen, wie es einst Dädalus und seinem Sohn Ikarus gelang, bleibt Wunschdenken und im Fall von Ikarus auch nicht nachahmenswert: Der arme Ikarus war über die wiedergewonnene Freiheit (Exit-Strategie) so glücklich, dass er mit seinen Flügeln aus Wachs und Vogelfedern der Sonne zu nahe kam. Das Wachs schmolz in der Hitze, die Federn verloren ihren Halt, Ikarus stürzte ins Meer und ertrank.

Auch die Rolle des Theseus werden die SAP-Bestandskunden wohl kaum einnehmen. Der mutige Held aus Athen bekam von Ariadne den berühmten Faden, auf Anraten von Dädalus, und ging ins Labyrinth – dort musste er weder Eintritt noch Abogebühren entrichten, aber mit dem Minotaurus, einem stierähnlichen Ungeheuer ähnlich der SAP, kämpfen. Er tötete den Minotaurus, fand mit dem Ariadnefaden seinen Labyrinth-Exit und segelte von Kreta zurück nach Athen. Weniger heldenhaft ließ er seine Ariadne auf der Rückfahrt in Naxos zurück. Daraus entstand dann die Oper Ariadne auf Naxos von Richard Strauss, aber das ist eine andere Geschichte.

Übrig blieb Dädalus, der indirekt den Tod des Minotaurus zu verantworten hatte und in einer moderneren Geschichtsschreibung vielleicht mit einem Analysten von Gartner gleichgesetzt werden darf. Dieser Analyst hatte nie einen Ariadnefaden für die SAP-Bestandskunden und auch keine Exit-Strategie im Sinn von Lift und Shift, aber dennoch einen guten Rat.

Vor vielen Jahren schon, als das Cloud-Labyrinth erst klein und noch überschaubar war, empfahl er seinen Zuhörern in Barcelona, niemals die eigene SAP-Lizenz freiwillig preiszugeben. Eine eigene Softwarelizenz ist ein Versicherungsschein für die freie Wahl zwischen On-prem, Private oder Public Cloud.

In der griechischen Mythologie pilgerten die Ratsuchenden zum apollinischen Orakel nach Delphi, SAP-Bestandskunden fahren auf das jährliche Gartner-Symposium nach Barcelona. Vorsicht: Symposion lässt sich aus dem Altgriechischen auch als Trinkgelage übersetzen, was naturgemäß nicht der Veranstaltung der Gartner-Analysten entspricht. Lediglich nach Naxos zu Ariadne führt uns diese Randbemerkung zurück, dort vergnügte sie sich mit dem Gott des Weines, Dionysos.

SAP ist groß und erfolgreich geworden, weil sie sich eben nicht um Betriebssysteme, Middleware und Datenbanken gekümmert hat, sondern einzigartig und konsequent auf betriebswirtschaftliche und organisatorische Geschäftsprozesse konzentriert war. Diese Gründertugend ging mit Lift und Shift verloren: Cloud Computing als optimales wirtschaftliches Verdienstmodell steht nun im Fokus.

SAP hat mit Cloud Computing für sich selbst ein System der Gewinnmaximierung gefunden. Jedes technische oder organisatorische Argument ist vorgeschoben. Luka Mucic hat es immer transparent erklärt, es geht um besser kalkulierbare Umsätze – eine Exit-Strategie wäre hier nur störend und kontraproduktiv. Die SAP-Bestandskunden brauchen einen autonomen Ariadnefaden für ihr persönliches Lift-und-Shift-Konzept.

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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Veranstaltungsdatum

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