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Gödel, Escher, Bach

Jeder kennt das Buch von Douglas R. Hofstadter. Beim ersten Versuch, 1989 das englische Original zu lesen, scheiterte ich. Nach einem Vortrag vom KI-Pionier Jürgen Schmidhuber kaufte ich die deutsche Ausgabe und las das ganze Buch.
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11. April 2024
No-Name-Kolumne
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Vor einigen Jahren besuchte ich in München eine KI-Konferenz des Handelsblatts und konnte den Informatiker und KI-Pionier Jürgen Schmidhuber bei seinem Referat über Deep Learning, Recurrent Neural Networks und Long/Short Term Memory bewundern. Damals war Machine Learning durch die Arbeiten der Google-Firma DeepMind und deren Programm AlphaGo ein dominierendes Thema.

Eine Aussage von Jürgen Schmidhuber motivierte mich, das Buch „Gödel, Escher, Bach“ von Douglas R. Hofstadter zu kaufen und auch zu lesen. Schmidhuber meinte, dass DeepMind nicht nur ein neurales Netzwerk konstruiert hat, das besser Go spielt als jeder Mensch, sondern dass schon bald neuronale Netzwerke noch bessere neuronale Netzwerke konstruieren werden – also eine rückbezügliche KI.

Mir wird bei dem Gedanken schnell schwindlig. Warum? Weil in vielen KI-Entwicklungen ein Pardoxon steckt: „Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“ Es  ist kaum verwunderlich, dass generative KI zum Fabulieren und Fantasieren beginnt.

Auch das Buch von Douglas R. Hofstadter gibt keine Antwort auf Paradoxien und Fabulieren. Das Buch ist aber eine allgemein verständliche Einführung in die Welt von formalen Systemen. Es machte mich mit dem Gödel’schen Unvollständigkeitssatz vertraut, der besagt, dass jedes komplexe System Aussagen enthält, die mit den Mitteln des Systems weder bewiesen noch widerlegt werden können. Wie der Österreich Kurt Gödel zeigte, stoßen widerspruchsfreie formale Systeme an Grenzen, wenn sie Aussagen über sich selbst machen, siehe der einzige Barbier oder „Dieser Satz ist nicht wahr“ (Lügner-Paradox).

Vor diesem amüsanten und theoretischen Hintergrund stellt sich mir als SAP-Bestandskunde die Frage, ob wir jemals eine generative KI als ERP-Bot einsetzen können. Ein KI-System im Umfeld eines Finanzsystems sollte womöglich nicht fabulieren. Für Trivialitäten, wie aktuell Finanzanalysen basierend auf Excel und Statistiken liefern, ist mir der Aufwand für ein generatives System zu hoch. SAP liefert uns bereits KI-Bausteine und Funktionen, die jedoch in ihrer Intelligenz sehr bescheiden sind.

Selbst hat sich SAP noch nicht an das Thema Large-Language-Modelle, also die Basis für generative KI, herangewagt. Über die SAP Business Technology Platform gibt es offizielle Schnittstellen zu OpenAI und mit mehreren Millionen fördert SAP das Start-up Aleph Alpha von Jonas Andrulis.

Schuldig bleiben uns die SAP-Vorstände Jürgen Müller und Thomas Saueressig einen ERP-KI-Masterplan, der eine S/4-KI-Roadmap bis 2040 beinhalten sollte. Einzelne Puzzleteile für eine verbesserte, generative KI wie eine Hana Cloud Vector Engine sind wahrscheinlich der richtige Weg, aber in Summe noch zu wenig. Die SAP Vector Engine soll die Leistungsfähigkeit großer Sprachmodelle (LLM) mit den relevanten Daten aus dem ERP kombinieren und damit gewährleisten, dass in den Ergebnissen generativer KI der Geschäftskontext erhalten bleibt.

Die Kombination von Process Mining und Large-Language-Modell empfahl auch Jonas Andrulis auf einer aktuellen Handelsblatt-Tagung. Er könnte sich vorstellen, die Erkenntnisse über Geschäftsprozesse basierend auf dem Process Mining von Signavio mit dem LLM von Aleph Alpha zusammenzubringen. Würde nun SAP-Technikvorstand Jürgen Müller noch seine Vector Engine, als Graph Computing, beisteuern, dann könnte ein solches System nicht nur relevante Geschäftsaussagen machen, sondern wäre vielleicht auch gegen das Fabulieren gehärtet.

SAP schweigt und geht aus meiner persönlichen Sicht das Thema KI viel zu zögerlich und zaghaft an, sodass unweigerlich der Gedanke entsteht: Verschläft SAP die KI?

Natürlich braucht es Mut, um sich auf diese Reise zu begeben, die auch in einem ewigen Treppauf enden kann und dennoch nie zum Ziel führt, wie in einem der berühmten Bilder des niederländischen Zeichners und Grafikers Maurits Cornelis Escher, der wie kein Zweiter optische Täuschungen, logische Widersprüche und seltsame Schleifen dargestellt hat. Sehr bekannt ist das erwähnte Bild von den Männern, die auf einer endlosen Treppe laufen, ohne wirklich an Höhe zu gewinnen oder zu verlieren.

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Unser geheimnisvoller, anonymer Kolumnist.


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