Warum nicht in der Produktion beginnen?
Viele Projekte der Industrie 4.0 kommen nur langsam in Gang, weil sich die Unternehmen zu viel vornehmen. Wer zunächst Gesamtstrategien entwickelt, muss viele Beteiligte unter einen Hut bringen und für alle offenen Fragen Lösungen erarbeiten.
Lange Planungs- und Vorbereitungszeiten vergehen, während anstehende Verbesserungen in der Produktionsumgebung unterbleiben: Solange kein strategisches Konzept verabschiedet wurde, werden Investitionen aufgeschoben.
Aus meiner Erfahrung in verschiedenen Branchen der Industrie empfehle ich im Gegenteil: Beginnen Sie stattdessen nutzenorientiert mit kleinen Projekten in der Produktionsumgebung, die sich in jede Gesamtstrategie einfügen.
Als oberste Steuerungsebene der Fertigungsprozesse enthält ein ERP-System wie S/4 Hana von SAP zahlreiche wichtige Informationen über Rohmaterial und Rezepturen, Werkzeuge und Fertigungsprogramme, Liefertermine und Qualitätsanforderungen.
Sie werden benötigt, um Maschinen zu rüsten, Produktvarianten vorzubereiten, Qualitätsprüfungen anzustoßen, die richtigen Sequenzen zu produzieren und die fertigen Produkte richtig einzulagern.
Andererseits kann SAP ohne Rückmeldungen aus der Fertigung viele Aufgaben nicht erfüllen: Nur mit aktuellen Fertigungsinformationen können Versandpapiere und Etiketten erstellt, Qualitätsverläufe und Nachkalkulationen berechnet oder die richtige Sequenz für Just-in-time-Lieferungen gefunden werden. Alle diese Aufgaben lassen sich lösen, wenn man die richtigen Informationen im richtigen Moment an den richtigen Datenpunkt bekommt.
Mit einem OPC-Router kann man diese Problemstellungen in der Praxis angehen: So lassen sich mit dem OPC-Plug-in die Datenpunkte von OPC-Servern lesen und schreiben.
Die Standardprotokolle OPC DA und OPC UA eröffnen plattformunabhängige Verbindungen mit Sensoren, Aktoren oder speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) und einer Vielzahl von Systemen.
Sämtliche Komponenten einer Prozessautomatisierung wie Barcodeleser, RFID oder Etikettendrucker lassen sich Schritt für Schritt integrieren. Dabei können eigene Programmroutinen eingebunden oder Vorlagen für verschiedene Prozesse kopiert und angepasst werden.
Wenn die Datenübertragungen zu SAP per Remote Function Call (RFC) mit Handshake erfolgen, erhöht dies zusätzlich die Sicherheit und Zuverlässigkeit im System. Der zertifizierte Integrationsbaustein für SAP NetWeaver kann jedoch auch BAPI oder IDoc verwenden.
So erreichen Sie eine flexible und sichere Industrie-4.0-Vernetzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens und gewährleisten einen ereignisgesteuerten Datenaustausch über alle Automatisierungsebenen hinweg.
Für alle Kommunikationsaufgaben zwischen Hard- und Software finden sich Lösungen. Sollen Steuerungen Bestellinformationen aus einer Datenbank erhalten? Oder Maschinendaten in einer SQL-Datenbank gespeichert werden? Sollen SPS-Steuerungen ereignisgesteuert E-Mails versenden, um Materialnachschub anzufordern, Rüstvorgänge anzustoßen oder Fertigmeldungen abzusetzen?
Auch das Risiko von Stillständen und den damit verbundenen Produktionsausfällen lässt sich wirksam begrenzen, wenn störungsrelevante Signale sofort per E-Mail-Benachrichtigung an die Verantwortlichen geschickt werden.
Wer derartige Projekte der Industrie 4.0 in der Produktion beginnt, generiert sofort messbaren Nutzen für seinen Betrieb: Mehr Sicherheit, ein höherer Automatisierungsgrad und lückenlose Prozesse ohne Medienbrüche verbessern die Wirtschaftlichkeit.
Der entstehende Nutzen gibt zugleich wertvolle Hinweise für die Entwicklung einer Gesamtstrategie. Die zentrale Kommunikationsplattform für den automatischen Datenaustausch lässt sich flexibel integrieren und Schritt für Schritt zu einem vollständigen Szenario ausbauen.
1 Kommentar
Josua
Interessant, dass strategische Konzepte bei neuen Investitionen helfen könnten. Ich kann aus Erfahrung auch empfehlen, erst mit kleinen Projekten anzufangen. Ich wusste aber nicht, dass durch die Industrie 4.0 mehr Sicherheit bringt.