Transparenz und Kommunikation


Man kann nicht nicht kommunizieren, definierte Philosoph und Psychoanalytiker Paul Watzlawick. Auch ohne Worte steht der Mensch im Austausch mit anderen – ob er will oder nicht. Paul Watzlawick hat mit seinen Theorien das Verständnis über Kommunikation radikal und nachhaltig verändert. Wieder aktuell wurde diese Frage bei der jüngsten SAP-Pressekonferenz zur Vorstellung der SAP Business Data Cloud und eines Relaunchs der SAP Business Suite. Was war geschehen?
Jetzt ist schon wieder etwas passiert, würde der fiktive Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) von Krimi-Kultautor Wolf Haas sagen. SAP versuchte in Form eines inoffiziell wirkenden Pressegesprächs die Notwendigkeit einer Business Data Cloud zu erklären und nebenbei wurde ein Relaunch der SAP Business Suite angekündigt, wobei SAP-Kommunikationschefin Monika Schaller umständlich zu erklären versuchte, dass es sich naturgemäß um keine Wartungsverlängerung der bekannten SAP Business Suite 7 (ERP/ECC 6.0) handelt. Sympathische Anekdote am Rande: Wolf Haas arbeitet und lebt in Wien, woher auch Monika Schaller stammt. Ähnlichkeiten in der Kommunikation und Sprache sollten aber rein zufällig sein. Bestenfalls und naturgemäß könnten noch Anlehnungen an einen weiteren österreichischen Kultautor vermutet werden: Thomas Bernhard.
In einem durchschnittlichen Büroraum mit überdimensionalem SAP-Logo und sehr rotem bedrohlichen Blumenschmuck trafen sich gut gelaunt und zwanglos SAP-Vorstandsmitglied Muhammad Alam und SAP-Kommunikationschefin Monika Schaller, beide waren mit Tablets und einem Glas Cola gut ausgestattet. Per Video-Link waren zugeschaltet: Irfan Khan, Chief Product Officer für SAP Data und Analytics, Philipp Herzig, SAP CTO, Michael Ameling, SAP EVP und Chief Product Officer für SAP Business Technology Platform (BTP), und Jan Gilg, Chief Revenue Officer America und SAP Business Suite.
Bemerkenswert war diese sehr legere und inoffiziell wirkende Zusammenkunft aufgrund einer Aussage von SAP-CEO Christian Klein, die mein Kollege Christof Kerkmann vor einigen Wochen auf handelsblatt.com publizierte. Dort zitierte Kerkmann den SAP-Vorstandschef Klein mit einem Superlativ: Es handle sich bei der Ankündigung vom 13. Februar 2025 um „eine der größten Innovationen“, die der Softwarehersteller je hervorgebracht habe.
Es gab schon viele revolutionäre Innovationen bei SAP. Jedes Mal wurde aber dem Anlass entsprechend auch ein würdiger und passender Rahmen gewählt – ähnlich wie es Apple bei wichtigen Ankündigungen am Standort Palo Alto, USA, aktuell zelebriert. Auch SAP hat in der Vergangenheit zu wichtigen Präsentationen wie der Plattform SAP NetWeaver weltweit Journalisten und Analysten in das Kodak-Theater nach New York eingeladen. Unmittelbar wusste jeder: Hier geht es um Bedeutendes!
Mit einem Livestream aus einem beliebigen Büroraum eine der größten Innovationen anzukündigen, die SAP je hervorgebracht hat (Christian Klein), erscheint seltsam und fragwürdig: Was will SAP damit Analysten und Journalisten andeuten? Gibt es eine geheime SAP-Botschaft?