Rettet uns Oracle?
Premiere: Ich habe Anfang dieses Jahres Chefredakteur Färbinger zum ersten Mal einen Rechercheauftrag gegeben, seit ich diese Kolumne schreibe.
Wie steht es um Tailored Data Center Integration? Nach TDI Phase 4 kommt natürlich 5 – aber was bedeutet das für uns Bestandskunden?
Natürlich hätte ich selbst zum Telefon greifen und Bernd Leukert anrufen können, der hätte mich vielleicht an Björn Goerke weiterverwiesen und ich hätte lediglich die inoffizielle Meinung gehört – mit der Zusage strengster Diskretion und Verschwiegenheit.
So aber soll sich Chefredakteur Färbinger quälen und recherchieren mit der Garantie, dass wir mehr Stimmen hören als lediglich jene von SAP und sie auch öffentlich serviert bekommen.
Ich habe seinen „Bericht“ noch nicht gelesen, er hat mir aber versprochen, diesen in der vorliegenden Ausgabe auf Seite 86 zu veröffentlichen.
Rettet uns Oracle?
Hana in der Oracle-Cloud ähnlich den Implementierungen von AWS, Azure und Google wird es höchster Wahrscheinlichkeit nicht geben, aber offensichtlich will uns Oracle-Chef Larry Ellison mit einer NetWeaver-Plattform in seiner Cloud beglücken.
Noch hatten wir keine Präsentation bei uns im Haus, weil die offizielle Freigabe für Europa fehlt – und aufgrund von „NetWeaver-Cloud-Computing by Oracle“ setze ich mich nicht in den Flieger Richtung USA.
Diese „erfreuliche“ NetWeaver/Oracle-Nachricht sollen meine Mitarbeiter recherchieren, die einen Reiseantrag zur Sapphire nach Orlando für Juni dieses Jahres gestellt haben.
Bezüglich Cloud Computing sollen einige Unternehmen zur Sapphire etwas anzukündigen haben: Google will endlich beweisen, dass man mehr als einen SAP-Referenzkunden auf der eigenen Cloud-Plattform hosten kann, und Microsoft Azure will bis Juni das SAP’sche Multi-Cloud-Konzept umgesetzt haben – hier hat natürlich AWS schon wieder einen Vorsprung.
Laut Auskunft von Björn Goerke läuft sein Multi-Cloud-Konzept schon auf der SAP-Cloud-Plattform und AWS, während Microsoft Azure und Google Cloud Platform noch in der Beta-Phase sind.
Wo ist SAP?
Während ich meine Assistentin bitte, einen IoT-Bericht der Münchner Analysten von PAC zu suchen, sehe ich auf ihrem Bildschirm eine Mail von Dell, die allen Ernstes mit „I love you“ beginnt.
Diesen „genialen“ Marketing-Gag muss ein ganz junger Mitarbeiter ohne historische IT-Kenntnisse gehabt haben: „I love you“ war einer der ersten populären und flächendeckenden PC-Viren! Für ältere Semester ist dieses Déjà-vu mit einem sehr unangenehmen Gefühl und vielen Problemen verbunden.
In der Zwischenzeit hat sich der PAC-Bericht gefunden und ich staune: Es wurden 38 europaweite Anbieter für IoT-Plattformen evaluiert und von SAP ist weit und breit nichts zu sehen.
Die PAC-Analysten bestätigen meine Wahrnehmung, dass SAP im IoT-Markt bestenfalls über Partner vertreten ist, aber keine eigene Kompetenz vorzuweisen hat.
Man hat sehr sorgfältig gearbeitet und mehrere Kategorien zur Klassifizierung definiert. Somit gab es nur sechs IoT-Anbieter, die in mehr als einem Segment führend sind: Accenture, Atos, Capgemini, IBM, Siemens und T-Systems. Einziger Trost für SAP: Alle diese Unternehmen sind Partner und Bestandskunden.
IoT scheint definitiv kein Erfolgsfeld für SAP zu sein. Somit ist es ein logischer Schritt, dass President Business Unit IoT und Digital Supply Chain Tanja Rückert der SAP Lebewohl sagt und sich im Sommer bei Bosch einfindet.
Dort sind IoT und wahrscheinlich auch Tanja Rückert wesentlich besser aufgehoben. Was aus IoT bei SAP noch werden kann, steht in den Sternen. Vielleicht verkauft Bill McDermott den ganzen Bauchladen Leonardo mit IoT, Blockchain und Machine Learning an Accenture, IBM oder Bosch?
Jedenfalls warte ich nun auf die Einladung zum diesjährigen Leonardo-Kongress, der vergangenes Jahr sehr souverän von Tanja Rückert mitgestaltet wurde und von Ehrengast Professor Henning Kagermann wertvolle Impulse bekam.
Trotzdem, ich sehe S/4 AnyDB und SAP Leonardo als Totgeburt. Bosch und andere machen es besser (siehe PAC).