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Kybernetik

Diese Lehre vom Steuern und Regeln ist oft unbekannt. Kybernetik in Kombination mit Technologie, der Lehre von der Technik zur Planung und Herstellung, wäre aber ein guter Ratgeber für SAP-Chef Christian Klein.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
9. Juli 2020
Editorial
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Was braucht ein Unternehmen, eine komplexe Maschine, ein lebender Organismus in einer krisenhaften Situation? Die Antwort scheint immer dieselbe zu sein, unabhängig von der Art der Krise.

Es kann eine globale Krise sein, wie die aktuelle Coronapandemie. Es kann eine lokale Krise sein, wie die Inkompatibilität und Nichtintegration der zahlreichen SAP-Zukäufe aus dem Bereich des Cloud Computings.

Die Antwort: Richtiges Steuern und Regeln, um Planungssicherheit sowie Produktivität zu erreichen. Steuern, regeln und planen für die Erhaltung der Gesundheit, die Herstellung von Produkten, den Handel mit Waren und die Bereitstellung von Dienstleistungen.

Kybernetik und Technologie sind die zwei Seiten einer Medaille, deren Vermögen nun SAP-Chef Christian Klein in den kommenden Monaten besitzen sollte.

Warum sollte Planungssicherheit vor dem Hintergrund der Kybernetik und Technologie aktuell entscheidend sein? Bei genauerer Analyse versinkt SAP im Chaos!

Christian Klein und seine Vorstandsmitglieder sind sehr bemüht, engagiert und sagen meistens auf den Moment bezogen auch das Richtige. Dieses positive Bild verdeckt leider die wahren Probleme.

Planungssicherheit am Beispiel Customer Net Promoter Score und AnyDB: Im Geschäftsbericht 2018 wurde erstmals in der SAP-Geschichte ein negativer Net Promoter Score (Customer Loyalty) ausgewiesen.

Die SAP-Bestandskunden waren 2017 und 2018 sehr unzufrieden und mehr Anwender werden SAP nicht weiterempfehlen als solche, die es dennoch tun würden.

Weil SAP vorgab, zu wissen, wo die Probleme lagen, plante man für 2019 einen Net Promoter Score von plus eins. Im Geschäftsbericht 2019 kann es jeder nachlesen: Minus sechs ist das Ergebnis.

Knapp vorbei ist auch daneben! Beunruhigend ist nicht „minus sechs“, sondern der offensichtliche Zustand, dass der SAP-Vorstand nicht in der Lage war, die Situation richtig einzuschätzen.

Der Net Promoter Score entwickelte sich weiter negativ, was zeigt, dass SAP keine Ahnung vom Zustand der Community und ihrer Bestandskunden hat. Wie soll hier Planungssicherheit entstehen, wenn SAP die Befindlichkeiten vor der eigenen Haustür nicht kennt?

Steuern, regeln und planen: Die Wissenschaft der Kybernetik und Technologie scheint bei SAP nicht weitverbreitet zu sein! Die Wartungsverlängerung 2027/2030 für die Business Suite 7 ist ähnlich einer komplexen Maschine und einem hochdynamischen Organismus.

Die zahlreichen Regelkreise und systemischen Abhängigkeiten sind eine Herausforderung. SAP machte es sich sehr leicht: Verlängert wurde die Wartung der Suite 7 selbst und vorerst gab es keine Erklärung zu den NetWeaver-Stacks Abap und Java, zu den Compatibility Packs aus S/4 und natürlich auch nicht zu AnyDB – ohne Datenbanken von IBM, Microsoft und Oracle wird es auch keine Suite 7 jenseits von 2025 geben.

Letztendlich ist es von SAP unverantwortlich, eine Wartungsverlängerung zu versprechen, aber die Details zu verschweigen. Das E-3 Magazin hat dazu zweimal SAP-Vorstandsmitglied Jürgen Müller gefragt, welche Planungssicherheit es für die Suite-7-Bestandskunden hinsichtlich AnyDB gibt.

Außer vertröstenden Worten, „man solle sich darauf verlassen, dass SAP die Angelegenheit regelt“, gab es nichts. Mit schönen Absichtserklärungen werden die Bestandskunden kaum eine wasserfeste Planung für nach 2025 entwerfen können.

Das Wort Kybernetik leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet frei übersetzt: Steuermannskunst. Gemeint ist damit die Fähigkeit, ein antikes Segelschiff sicher und wohlbehalten von einem Mittelmeerhafen zum nächsten zu bringen – in der damaligen Zeit eine sehr anspruchsvolle und herausfordernde Aufgabe.

Odysseus war zwanzig Jahre unterwegs. Einen besseren Steuermann braucht SAP – nicht nur einen intelligenten, strategischen Kopf. Um Regelmechanismen, Rückbezüglichkeiten, komplexe Steuerungen zu verstehen, bedarf es Wissen aus Erfahrung. Christian Klein will den Net Promoter Score um drei bis fünf Prozentpunkte verbessern.

Der Wert bleibt somit auch für 2020 negativ. Was, wenn der Wert positiv wird? Man könnte sich darüber freuen, dass die eigenen Kunden das Unternehmen wieder mehrheitlich weiterempfehlen (Customer Loyalty). Es würde aber auch zeigen, dass abermals SAP die SAP-Community nicht korrekt verorten kann.

Das Bemühen um eine bessere Zukunft ist bei SAP unter Christian Klein fast mit Händen spürbar. Es ist ein ehrlicher Ansatz und großer persönlicher Einsatz. Aber AnyDB, Cloud Computing und viele andere Themen zeigen auch, dass der SAP-Vorstand die SAP-Community noch immer nicht verstanden hat.

Christian Klein hat mit seinen Vorstandskollegen Jürgen Müller und Thomas Saueressig eine hochmotivierte und brillante Mannschaft. Intellektuell sollte den drei „Musketieren“ keine Herausforderung zu komplex werden. Was natürlich fehlt, sind Zeit und Erfahrung, oder?

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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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