Handfeste Orientierungshilfe: Potenziale erkennen und umsetzen
Es gibt Begriffe, die scheinen im Moment allgegenwärtig zu sein. Obwohl alles andere als klar definiert ist, was genau damit gemeint sein könnte. Als prominentestes Beispiel dürfte ohne Frage der Begriff „Industrie 4.0“ ganz weit oben im Ranking stehen.
Es wird wie wild spekuliert, prognostiziert und teilweise fast schon fantasiert, was denn künftig alles sein könnte und werde. Und so klaffen auch beim Thema Industrie 4.0 die Meinungen extrem auseinander.
Die Variationsbreite diverser Schlagzeilen reicht von „Digitalisierung schafft rund 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze“ bis „Industrie 4.0 killt fünf Millionen Jobs“. Und ja, hier ist wirklich das gleiche Thema gemeint.
Diese vierte industrielle Revolution birgt also vielfältige Chancen – aber auch unzählige Risiken! Industrie 4.0 beschäftigt sich im Kern mit Wertschöpfung von Produkten in einer intelligenten Fabrik.
Diese intelligente Produktion umfasst auch die gesamte Lieferkette sowie alle horizontalen Wertschöpfungsprozesse von der Entwicklung über Produktion bis hin zur Nutzung. Derzeitiges Augenmerk liegt dabei auf der Nachrüstung bestehender Fertigungsstätten, um bereits installierte Maschinen und Anlagen oft mit verhältnismäßig geringem Aufwand Industrie-4.0-tauglich zu machen.
Aber das allein wäre viel zu kurz gegriffen. Die Digitalisierung eröffnet in allen industriellen Bereichen neue Anwendungen: Die Verbindung von Mensch, Maschinen und Daten macht die Wertschöpfungskette transparenter und dadurch auch kürzer.
Es wird jedem Beteiligten ermöglicht, vorhandene Informationen zu erhalten und zu nutzen. Es kann eine Entscheidungsfindung stattfinden, bevor ein Produkt die komplette Kette durchlaufen hat. Das beschleunigt den Gesamtprozess und ermöglicht Unternehmen die Optimierung ihrer Wertschöpfung sowie Outsourcing und andere Maßnahmen zur Kosteneinsparung.
Eine der schwierigsten Fragestellungen ist jedoch, wie Unternehmen ihr bestehendes Geschäftsmodell weiterentwickeln und neue erfolgreiche Geschäftsmodelle etablieren können. Unternehmen müssen verstehen, wie sie ihre Geschäftsaktivitäten auf die Transformation ausrichten und bestimmen, welche Fähigkeiten, Rollen, Führungskräfte und Teams benötigt werden.
Um die Digitalisierung erfolgreich zu stemmen, ist also das Verständnis für Geschäftsmodelle und deren technische und kommerzielle Umsetzung essenziell. Insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht Unsicherheit im Umgang mit Fragen der Daten- und Plattformökonomie und der Einordnung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle.
Die Entwicklungen im Themenbereich Industrie 4.0 zeigen, dass das Thema Plattformökonomie eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Digitale Plattformen werden zur dominierenden Markt-Architektur unserer Zeit und Haupttreiber der Wirtschaft in den nächsten Jahren sein.
Laut einer Studie von Eco, dem Verband der Internetwirtschaft e.V., und Arthur D. Little wachsen industrielle IoT-Umsätze in Deutschland bis 2022 jährlich um rund 19 Prozent. Sie werden sich voraussichtlich bis 2022 auf 16,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln und bleiben somit eines der am schnellsten wachsenden Felder in der Industrie.
Neben der innerbetrieblichen Sicht stehen dabei vor allem auch übergreifende Aspekte zur Interaktion innerhalb und zwischen unterschiedlichen Ökosystemen im Fokus.
Noch ist der Weg von Industrie 4.0 nicht vollständig zurückgelegt; dass es der richtige Weg ist, kann kaum bezweifelt werden. Um dieser Entwicklung und den damit einhergehenden Fragen zu begegnen, hat die Plattform Industrie 4.0 die Arbeitsgruppe „Digitale Geschäftsmodelle in der Industrie 4.0“ gegründet.
Aufsetzend auf den etablierten Anwendungsszenarien der Plattform sowie ergänzenden Recherchen werden grundlegende Mechanismen digitaler Ökosysteme unter mikroökonomischen Gesichtspunkten analysiert und im Ergebnis die bestehende, stark technikzentrierte Diskussion der Szenarien durch eine betriebswirtschaftliche Dimension erweitert.