Weg mit Papier und Z-Programmen: Digitalisierte Fertigung mit SAP DM
Für Unternehmen mit einem breiten Produktportfolio ist ein modernes und flexibles Manufacturing Execution System (MES) ein Kernelement für effiziente Produktionsprozesse – so auch für ElringKlinger. Mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro, 9600 Mitarbeitern und weltweit über 40 Standorten ist das Unternehmen einer der führenden Systempartner der Automobilindustrie für Elektromobilität, Leichtbaulösungen, Dichtungs- und Abschirmtechnik sowie Werkzeugtechnologie. Zudem wächst der Konzern mit seinen Komponenten und Systemen auch im Non-Automotive-Bereich weiter.
ME-Support-Ende 2030
Lange Zeit nutzte ElringKlinger dafür vor allem die Funktionalitäten seines ERP-Systems, diverse standortbezogene Eigenentwicklungen für spezifischere Anforderungen sowie teilweise SAP Manufacturing Execution (SAP ME). Diese Kombination leistete gute Dienste, führte aber auch zu heterogenen Strukturen und papiergebundenen Abläufen. Hinzu kommt, dass SAP bis Ende 2030 den Support für SAP ME einstellen wird.
Um Prozesse effektiv, zeit- und ressourceneffizient sowie umweltfreundlich im Rahmen der digitalen Transformation zu gestalten, entschloss sich ElringKlinger, auf eine neue, einheitliche und nachhaltigere Lösung zu setzen. Beginnend bei der Spritzgussteileproduktion in Dettingen/Erms und der Batteriekomponentenfertigung in Neuffen sollte diese Lösung perspektivisch an weiteren Standorten eingeführt werden und die Produktionsprozesse dort umfassend digitalisieren.
Maximilian Krohmer, IT-Spezialist bei ElringKlinger, berichtet: „Die Einführung eines neuen MES stellte uns angesichts der großen Zahl an Produktionsstandorten und Produktlinien vor organisatorische Herausforderungen, war aber letztlich für eine moderne Produktionssteuerung unumgänglich. Die digitale Transformation ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren unserer Shape30-Konzernstrategie, mit der wir den Konzern in allen Dimensionen weiter formen wollen, um die Zukunft der Mobilität mitzugestalten und der bevorzugte Partner zu sein, innovative Technologien voranzutreiben.“
SAP DM statt ME
Nachdem der Entschluss für ein neues MES gefasst war, fiel die Wahl schnell auf den SAP-ME-Nachfolger SAP Digital Manufacturing (SAP DM) als neue Lösung. Krohmer dazu weiter: „Dafür sprachen die umfassenden Digitalisierungsmöglichkeiten, die SAP mit DM bietet: etwa die Option, alle wichtigen Informationen für den nächsten Fertigungsschritt gebündelt via App am zugehörigen Werkplatz bereitzustellen, sowie die Möglichkeit, Produktionsdaten in Echtzeit zu erfassen und zu verarbeiten. Als cloudbasierte Lösung bot SAP DM zudem eine einfache Skalierbarkeit.“
Um das Projekt zu initiieren, fehlte noch ein passender Projektpartner. Aus Sicht von ElringKlinger waren vor allem drei Kriterien wichtig: erstens einschlägige Projekterfahrungen, zweitens vertiefte Kenntnisse in den relevanten SAP-Umgebungen und drittens umfassende Fähigkeiten in der Anwendungsentwicklung für gegebenenfalls notwendige Anpassungen im System. Nach einem Ausschreibungsverfahren fiel die Entscheidung auf die Management- und IT-Beratung MHP. Ingo Windshügel, Partner bei MHP, erinnert sich: „Die Gespräche verliefen von Beginn an vertrauensvoll und konstruktiv. Schnell war klar, dass wir ähnliche Ansichten über einen sinnvollen Projektablauf teilten.“
Einstieg in die digitale Fabrik
Das gemeinsame Projektteam begann, das im Vorfeld definierte Ziel – eine stärker digitalisierte Produktionssteuerung – umzusetzen. Dazu führte es SAP DM für das Stammwerk Dettingen ein und integrierte in das neue System zudem diverse Features, die bisher von Z-Programmen übernommen wurden. Kai Roßnagel, Senior Manager Digital Supply Chain Solutions bei MHP: „Bei diesen Z-Programmen handelte es sich im Wesentlichen um Funktionsbausteine und selbst entwickelte Anwendungen in SAP ERP, die die Fertigung zur Abwicklung der Produktionsprozesse nutzten. Aufgrund der noch anstehenden S/4-Transformation bei ElringKlinger ist es essenziell, diese Z-Programme loszuwerden, um zurück zu Standardfunktionen zu kommen.“ Aufbauend darauf konzipierte das Team verschiedene, neue Funktionalitäten und Tools, etwa ein digitales Production Operator Dashboard oder eine evidenzbasierte und effiziente Produktionssteuerung.
Production Operator Dashboard
Für eine leichtere Produktionssteuerung stattete ElringKlinger alle Werkplätze mit Terminals aus, um das Production Operator Dashboard des SAP DM zu nutzen: Die Mitarbeiter auf dem Shopfloor können sich dort nun an- und abmelden, das Dashboard stellt ihnen ferner alle für die Arbeitsschritte benötigten Unterlagen – einschließlich technischer Spezifikationen, Zeichnungen sowie Informationen über die benötigten Mengen – digital bereit. Somit müssen keine Dokumente mehr in Papierform am Arbeitsplatz hinterlegt werden.
Das Dashboard als Informationsmedium unterstützt auch die Produktionssteuerung durch Feedbacks. Dafür offeriert es den Mitarbeitern diverse Features, etwa, um Gut- und Ausschussmengen rückzumelden, Rüst-, Maschinen- und Personalzeiten zu erfassen oder über den aktuellen Bearbeitungsstand zu informieren. Grundsätzlich ist zudem das Nachordern von Materialien möglich, derzeit allerdings noch nicht implementiert – genauso wie die weitreichende Maschinenanbindung. SAP DM erlaubt, theoretisch alle Anlagen und Maschinen auf dem Shopfloor an das MES anzubinden und so die Maschinendaten auszulesen.
Auch für die Produktionssteuerung stellen die neuen Features eine deutliche Verbesserung dar: Durch den Wegfall des Papiers entfallen so beispielsweise Arbeitszeiten, die Mitarbeitende bisher für die manuelle Datenübertragung in das MES aufwenden mussten. Die Mitarbeitenden können sich daher nun stärker auf wertschöpfende Tätigkeiten fokussieren.
Evidenzbasierte Steuerung
Durch die Feedback-Funktionalitäten des Production Operator Dashboard sowie die Maschinendatenerfassung wird die Fertigung deutlich transparenter. Zudem gewinnt das Unternehmen durch die umfassendere Datenerfassung zusätzliche Informationen, die es für eine evidenzbasierte Produktionsplanung und -steuerung nutzen kann.
Die Arbeit des Projektteams ermöglichte es ElringKlinger, SAP DM in kurzer Zeit mit einem definierten Template in den Live-Betrieb zu überführen: Im Werk Dettingen wird es so seit August 2024 verwendet. In Kürze folgt Neuffen und in näherer Zukunft werden weitere Standorte mit dem sich weiterentwickelnden SAP-DM-Produktionstemplate versorgt.
ElringKlinger verfügt damit über ein hochmodernes und sehr flexibles MES, das für die Zukunft zahlreiche weitere Optimierungspotenziale bietet: Die Einführung eines auf der Overall Equipment Effectivness (OEE) aufbauenden Produktionscontrollings oder die Anwendung von Predictive-Maintenance-Verfahren sind nur zwei Beispiele dafür. Als cloudbasierte Lösung lässt sich SAP DM außerdem leicht skalieren und so für beliebige weitere Standorte nutzen.
Bilanzielle CO2-Neutralität 2030
Entsprechend zufrieden zeigt sich Maximilian Krohmer: „Durch die exzellente Kooperation von MHP und ElringKlinger verfügen wir nun über ein MES, das uns viele Spielräume für Erweiterungen eröffnet, uns unseren Shape30-Zielen – darunter die bilanzielle CO2-Neutralität (Scope 1 und 2) bis 2030 – näher bringt und das sich zudem ohne großen Aufwand auf weitere Standorte übertragen lässt. Damit schaffen wir beste Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum.“
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