Variantenkonfiguration
Mit Treorbis-Geschäftsführer Michael Neuhaus sprach E-3 Chefredakteur Peter Färbinger über das breite Interesse am und die strategischen Komponenten zum Thema Variantenkonfiguration.
„Bei Treorbis haben wir erkannt, dass das Thema Variantenkonfiguration auch für Unternehmen außerhalb des Maschinen- und Anlagenbaus eine immer größere Bedeutung gewinnt“
beginnt Neuhaus das Gespräch und erklärt:
„Auch die Kunden von Konsumgütern werden immer anspruchsvoller und verlangen individuelle Produkte. Schon lange kauft niemand mehr eine Küche oder eine Wohnzimmergarnitur ,von der Stange‘.
Angefangen bei den unterschiedlichen Farb- und Oberflächenvariationen, den verschiedenen Ausstattungen bis hin zu individuellen Maßen möchte der Verbraucher seine eigenen Vorstellungen umgesetzt haben.“
Viele Treorbis-Berater sind bereits seit mehr als 15 Jahren in diesem Umfeld tätig und verfügen über entsprechend viel Know-how aus den unterschiedlichsten Branchen.
„Dieses Wissen nutzen wir in einer sich verändernden Wirtschaft und können es unseren Kunden zur Verfügung stellen“
beschreibt Neuhaus die aktuelle Situation. Anfang dieses Jahres kommentierte der Branchenverband Bitkom: Die Digitalisierung führt in der deutschen Wirtschaft zu grundlegenden Veränderungen der Marktbedingungen.
In mehr als jedem zweiten Unternehmen ändert sich als Folge der Digitalisierung das Geschäftsmodell. 70 Prozent der Unternehmen sehen die Digitalisierung als große Herausforderung. Damit rangiert der digitale Wandel gleichauf mit dem Fachkräftemangel und deutlich vor anderen internen und externen Herausforderungen wie einem scharfen Wettbewerb oder schwierigen Finanzierungsbedingungen.
„Die Bewältigung des digitalen Wandels ist die wichtigste Managementaufgabe unserer Zeit“
sagte Bitkom-Präsident Professor Dieter Kempf zum Auftakt der diesjährigen CeBIT in Hannover.
„Verändert sich das Geschäftsmodell infolge der Digitalisierung, muss sich das Unternehmen anpassen oder verschwindet früher oder später vom Markt.“
Variantenkonfiguration mit Erfahrung
Das Thema Variantenlösungen ist nicht wirklich neu.
„Seit 2009 berät Treorbis seine Kunden erfolgreich zum Thema Variantenkonfiguration in SAP. In den Jahren haben wir viele interessante Projekte realisiert, neue Add-ons entwickelt und immer wieder neue Herausforderungen gelöst“
betont Michael Neuhaus. Damals waren die Buzzwords Digital Transformation und Industrie 4.0 noch nicht vorhanden. Überlegungen, die Produktion und Fertigung zu optimieren, gab es damals aber schon mit Schlagworten wie Perfect Plant, E-Commerce oder SCM.
Anfangs kamen viele Treorbis-Kunden aus der Möbelindustrie, inzwischen ist das Branchenspektrum sehr breit gefächert.
„Das zeigt, wie wichtig es auch für andere Branchen wird, immer stärker auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen“
weiß Neuhaus aus seiner beruflichen Praxis.
Und weitere Aspekte sind in den vergangenen Jahren hinzugekommen: Aus technischer Sicht besteht immer häufiger die Anforderung der Abbildung konfigurierbarer Produkte auf mobilen Endgeräten. Sei es für die Möglichkeit der Auftragserfassung über das Internet oder die Tatsache, dass in vielen Unternehmen die Außendienstmitarbeiter die Aufträge mobil erfassen sollen.
„In allen Fällen soll natürlich nicht auf die Möglichkeit verzichtet werden, die Produkte individuell zu konfigurieren. Diesen Herausforderungen stellen wir uns gerne und sehr erfolgreich“
erklärt der Treorbis-Geschäftsführer mit Stolz.
„Der digitale Wandel ist ein Prozess der schöpferischen Zerstörung“
sagte Kempf auf der CeBIT.
„Das sollte die Verantwortlichen anspornen. Niemand ist der Entwicklung hilflos ausgeliefert, man kann sie gestalten.“
Aus Sicht von Bitkom ist die Digitalisierung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um die digitale Welt aktiv gestalten zu können, muss Deutschland einseitige Abhängigkeiten vermeiden und wichtige Schlüsseltechnologien beherrschen.
„Wir brauchen mehr digitale Souveränität“
betonte Kempf. Bitkom verortet den Begriff der digitalen Souveränität zwischen den Gegenpolen der Fremdbestimmung und der Autarkie. Kempf:
„Wir wollen weder das eine noch das andere. Digitale Souveränität heißt, dass wir in zentralen Technologiefeldern über Kompetenzen verfügen. Darüber hinaus müssen wir in der Lage sein, selbstbestimmt und fachkundig zwischen den Angeboten leistungsfähiger, vertrauenswürdiger Partner zu entscheiden.“
SAP hat in den vergangenen Jahren diese digitale Souveränität durch Eigenentwicklungen und strategische Zukäufe konsequent aufgebaut. Dazu gehört unter anderem die Übernahme des Schweizer E-Commerce-Anbieters Hybris.
Angesichts des veränderten Handelsumfelds spielen neue sogenannte Omnichannel-Lösungen eine immer größere Rolle. Welche Erfahrungen hat Treorbis an dieser Stelle mit Hybris gemacht?
„Wir haben diesen Trend sehr frühzeitig erkannt und beschäftigen uns schon seit geraumer Zeit damit“
erklärt Neuhaus.
„Hybris wird, wie wir sagen, erst mit Variantenkonfiguration richtig spannend. In unseren Projekten greifen wir auf das Hybris-Know-how unserer Partner zurück und ergänzen es um unser Varianten-Know-how.
So entstehen Lösungen, mit denen unsere Kunden die Komplexität ihrer Geschäftsprozesse reduzieren und gleichzeitig die Effektivität im Vertrieb steigern können.“
Digitale Transformation
Die Digitalisierung verändert nicht nur Produkte und Geschäftsmodelle, sie führt auch zu tiefgreifenden Veränderungen in der Organisation der Unternehmen. In jeweils rund drei Vierteln der Unternehmen beschleunigt die Digitalisierung die Kommunikation mit Kunden oder intern unter den eigenen Mitarbeitern.
Zwei Drittel stellen fest, dass ihre Organisation flexibler geworden ist, mehr als jedes zweite Unternehmen sieht eine höhere Effizienz. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 505 Geschäftsführern und Vorständen von Unternehmen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Wo verortet man bei Treorbis momentan die Diskussion Industrie 4.0 und damit die größten Baustellen und vielleicht auch besten Lösungen der aktuellen Digitalisierung? „Industrie 4.0 und die Vernetzung der Maschinen stehen noch ganz am Anfang“, meint Michael Neuhaus.
„Auch hier wird es der innovative deutsche Mittelstand sein, der erste Lösungen präsentieren wird. Die besten Lösungen werden die sein, die sich dem Thema Schritt für Schritt nähern und einen ganzheitlichen Ansatz in Verbindung mit dem ERP-System verfolgen. Gerne bringen wir unsere Erfahrungen auch hier mit ein.“
Gut vier von zehn Unternehmen in den industriellen Kernbranchen nutzen heute bereits Industrie-4.0-Anwendungen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Verband Bitkom auf der Hannover Messe dieses Jahr vorgestellt hat.
Befragt wurden dafür je 100 Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitern aus der Automobilbranche, dem Maschinenbau, der chemischen Industrie sowie der Elektroindustrie.
„Die Digitalisierung deutscher Fabriken ist in vollem Gange, aber noch lange nicht vollzogen“
sagte Winfried Holz, Mitglied des Bitkom-Präsidiums, in Hannover.
„Angesichts der harten internationalen Konkurrenz, etwa aus China und den USA, müssen die Unternehmen jetzt massiv in die Digitalisierung ihrer Prozesse und Produkte investieren, damit Deutschland seine führende Position in der Fertigungsindustrie halten kann.“
Unter dem Begriff Industrie 4.0 wird die durch das Internet getriebene vierte industrielle Revolution verstanden. Sie umschreibt den technologischen Wandel heutiger Produktionstechnik zur intelligenten Fabrik, in der Maschinen und Produkte untereinander vernetzt sind.
Am weitesten verbreitet sind momentan die Anwendungen Social Machines und Predictive Maintenance. Durch die Digitalisierung und Vernetzung der Produktion ergeben sich aus Sicht der Unternehmen zahlreiche Vorteile: Rund drei Viertel der Befragten sind der Ansicht, dass Industrie-4.0-Lösungen die Abläufe in ihrer Fabrik optimieren können.
72 Prozent gehen davon aus, dass sich die Produktionskosten verringern lassen, weil die Effizienz durch den Einsatz von IT steigt. 71 Prozent sagen, dass mithilfe von IT die Kapazitätsauslastung verbessert, und 70 Prozent, dass die Arbeit flexibler organisiert werden kann.
Was sieht man bei Treorbis hinsichtlich Industrie 4.0 und speziell der Variantenkonfiguration als dominierende Herausforderung: die mathematischen Algorithmen, die Logistik, Aufbau- und Ablauforganisation, Geschäftsprozessmanagement etc.?
„Die mathematischen Algorithmen sehen wir nicht als die große Herausforderung, die sind relativ schnell zu lösen“
erklärt Neuhaus.
„Wichtig ist es, die Geschäftsprozesse eines Variantenfertigers zu kennen – und zwar im Wesentlichen die logistischen Geschäftsprozesse. Dabei kommt es auch weniger auf die jeweilige Branche an.
Wir bei Treorbis beraten unsere Kunden nicht nur im reinen Customizing des SAP-Systems, sondern unterstützen unsere Kunden eben auch im Aufbau bzw. in der Umstrukturierung ihrer Organisation.“
„Uns bei Treorbis ist es wichtig, unseren Kunden eine ganzheitliche Lösung zur Abbildung ihrer Geschäftsprozesse in SAP zu bieten“
betont Michael Neuhaus.
„Wir beraten unsere Kunden dabei nicht nur in der reinen Umsetzung in SAP, sondern schon beim Aufbau oder in der Konzeptionsphase und beim Aufbau der zum Teil sehr komplexen Datenstrukturen.
Zur Abbildung dieser Strukturen haben wir – auf Basis unserer langjährigen Erfahrung – eine Reihe von Add-ons entwickelt, die es unseren Kunden ermöglichen, einfach und pragmatisch ihre individuellen Anforderungen umzusetzen.“
Die anerkannte Kernkompetenz von Treorbis auf dem Gebiet der Variantenkonfiguration ist das Verständnis für die Besonderheiten der Geschäftsprozesse eines Variantenfertigers. Wie bei vielen SAP-Anwendungen zählt auch hier der Use und Business Case.
„Wir haben es mit meist reinen Kundeneinzelfertigern zu tun“
erklärt Neuhaus,
„die aber aus Produktivitätsgründen den Spagat zwischen Einzel- und Serienfertigung meistern müssen.“
Es ist weniger das reine SAP-Know-how, das hier gefragt ist, meint Michael Neuhaus, sondern es ist das Wissen um die Prozesse und wie diese bestmöglich im SAP-System abgebildet werden können.
Mit dem Thema der Variantenkonfiguration ist nicht reines Customizing-Know-how gefragt, sondern hier geht es um eine ganzheitliche Prozess- und Lösungsberatung.
„Die schlechte Lösung bildet nur die bestehenden Anforderungen 1:1 ab“
weiß Neuhaus.
„Eine gute Variantenlösung ist zukunftsorientiert, einfach in der Pflege, transparent in der Abbildung, wachstumsorientiert und flexibel.“
Wohin wird sich das Lösungsangebot entwickeln?
„Industrie 4.0 und damit die Digitalisierung der Fertigung wird auch für Unternehmen aus der Einzelfertigung eine wichtige Rolle spielen“
meint der Treorbis-Geschäftsführer.
„Vielleicht sogar eine noch wichtigere als für Unternehmen mit reiner Serienfertigung. Die Vernetzung der Produktion spielt gerade dann eine große Rolle, wenn kein Teil dem nächsten gleicht.
Wenn jedes zu produzierende Teil sich von dem nächsten unterscheidet. Auch wenn von verschiedenen Stellen Kritik zum Thema Industrie 4.0 geäußert wird, sehen wir großes Potenzial bei der Umsetzung der Anforderungen zur Informatisierung der Fertigungstechnik.“
Configure, Price and Quote
SAP ist ebenfalls im Bereich Industrie 4.0 sehr engagiert und bietet mit dem Configure, Price and Quote (CPQ) einen eigenen Lösungskonfigurator an. Wie steht Treorbis als Variantenexperte zu diesem Thema?
„Der SAP CPQ ist für die Abbildung komplexer Lösungspakete gedacht und teilt sich in die beiden Bereiche CPQ Products und CPQ Solution auf“
erklärt Neuhaus. Der bekannte SAP-Produktkonfigurator LO-VC (Materialstamm Variantenkonfiguration) ist hierfür die Basis. Somit sind für den Kunden im Zusammenspiel mit dem CPQ die Treorbis-Variant-Module auch weiterhin ein gewinnbringender Vorteil.
Im Gegensatz zu CPQ Products, wo es um die klassische Produktkonfiguration geht, werden mit dem CPQ Solution komplexe kundenorientierte Vertriebslösungen konfiguriert.
Die Produktausprägungen fließen direkt in die Lösungskonfiguration mit ein, um z. B. notwendige Vertragsbestandteile wie Service- und Wartungsverträge, Finanzierung etc. herzuleiten.
Durch die Bewertung von Merkmalen wird direkt das Gesamtangebot generiert. Besonders für Branchen wie z. B. den Anlagen- und Maschinenbau ist dies ein entscheidender Fortschritt, um die Variantenkonfiguration noch gewinnbringender einsetzen zu können.
„Wir unterstützen diese zukunftsweisende Entwicklung der SAP und haben die Treorbis-Variant-Lösungen für den integrativen Einsatz im CPQ vorbereitet“
beschreibt Neuhaus die aktuelle Situation. Die Zusammenarbeit mit SAP ist somit sehr produktiv und intensiv.
„Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur SAP“
betont Neuhaus im Gespräch mit dem E-3 Magazin.
„Insbesondere die Beziehung zu den Verantwortlichen für das Thema Variantenkonfiguration basiert auf einer langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Wir tauschen uns dabei in beide Richtungen sehr konstruktiv aus. Für SAP und für uns ist es immer wichtig, dass wir neue Lösungen entwickeln, die ganz im Interesse des Kundennutzens liegen.“
Allgemein betrachtet ist Variantenkonfiguration eine sehr komplexe Materie, kann SAP Hana hier von Hilfe sein?
„Hana wird hier nicht die Komplexität reduzieren, da diese durch den Aufbau der Datenmodelle gesteuert wird“
erklärt Michael Neuhaus.
Ein auf die kundenindividuellen Anforderungen abgestimmtes Datenmodell kann auch ohne Hana überschaubar und wartungsfreundlich sein. Und er ergänzt:
„Hana wird aber im Tagesgeschäft, bei Standardaufgaben wie dem MRP-Lauf oder der Simulation von Konfigurationen eine deutliche Verbesserung bringen. Das können wir heute schon sagen.“
Im Bereich der Variantenkonfiguration stehen folgende Themengebiete bei Treorbis im Fokus: Aufbau einer eigenen Hana-Demo-Landschaft; die Add-ons sind Hana-ready; Ausbildung weiterer Berater im Umgang mit Hana-Datenbanken; GUI-Adaption mit UI5 und Fiori; sowie natürlich die Beschäftigung mit S/4 Hana.
„Die Treorbis-Variantenlösungen sind dahingehend konzeptioniert, dass der Sachbearbeiter einfach und ohne besonderes Expertenwissen seine fachbezogenen Daten in der Variantenkonfiguration selber pflegen kann“
definiert Michael Neuhaus den prinzipiellen Ansatz im eigenen Haus. Mithilfe der Treorbis-Entscheidungstabellen kann der Anwender die Regeln tabellarisch ablegen. Er benötigt keine speziellen Programmierkenntnisse mehr.
„Mit diesem Fokus der einfachen Regelpflege und der optimierten Laufzeit durch die Hana-Technologie wird für viele Unternehmen auch des Mittelstands die Variantenkonfiguration eine attraktive Form der Darstellung der Produkte sein“
sagt Neuhaus.
Was bringt die Zukunft?
„Wie bereits erwähnt sehen wir nicht nur im Maschinen- und Anlagenbau nach wie vor großes Potenzial, auch wenn diese Branche vielleicht schon am weitesten fortgeschritten ist in Bezug auf Variantenkonfiguration.
Vor allem die Konsumgüterindustrie ist unserer Meinung nach eine Branche, wo wir großes Potenzial sehen. Unabhängig von den Branchen wird es aber die Integration der Variantenkonfiguration in die neuen Technologien sein, die uns in den nächsten Jahren vor immer neue und spannende Herausforderungen stellt. Wir freuen uns auf diese Herausforderungen“
erklärt Treorbis-Geschäftsführer Michael Neuhaus zum Abschluss des E-3 Gesprächs.