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Sapphire einst und jetzt

Die SAP-Hausmesse Sapphire veranlasst die SAP-CEOs immer wieder zu verbalen Großtaten und mutigen Aussagen. Ein Pinocchio, wer hier Unwahres vermutet.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
8. August 2023
Das-Letzte-Satire
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Im Jahr 2006 fand in Paris die Sapphire statt und auf der Bühne standen der damalige SAP-Chef Professor Henning Kagermann und sein Technikvorstand Shai Agassi. Die Geschichte ist für die schnelllebige IT-Szene ururalt, aber SAP hat eine sehr erfolgreiche und bedeutende Historie und die aktuellen Erfolge beruhen auf den Verdiensten der Vorväter wie Professor Hasso Plattner, Peter Zencke, Gerd Oswald, Professor Henning Kagermann und der Technikvorstände Shai Agassi und Vishal Sikka.

Unter Leitung von Shai Agassi entwickelte SAP ein ERP-Repository, das mittels ESA, Enterprise Service Architecture, in R/3 eingebunden wurde. ESA war eine Infrastruktur, die über einen Servicebus interne und externe Objekte verbinden sollte. Letztendlich war es eine mächtige Kommunikationsarchitektur für das SAP’sche ERP. Keine schlechte Idee von Kagermann und Agassi.

Der ESA-Haken an der SAP-Strategie bestand in dem unangenehmen Umstand, dass zur selben Zeit die IT-Mitbewerber Microsoft, IBM, Oracle und andere mehr ein ähnliches Konzept aufbauten und dieses SOA nannten, Service-oriented Architecture. Weil SOA ein offenes Konzept war, fand es schnell Gefallen bei den Anwendern.

Nun hatte SAP wieder einmal ein geniales Konzept, stand aber vollkommen isoliert vom Rest der IT-Szene da. Es war leicht zu prognostizieren, dass das SAP’sche ESA keine Chance gegen das allgemeine SOA hatte. Diese Erkenntnis kam den beiden SAP-Vorständen Kagermann und Agassi am Vorabend der Sapphire 2006 in Paris. Über Nacht wurden alle Präsentationen von ESA auf SOA umgefärbt und am nächsten Tag redeten Henning Kagermann und Shai Agassi munter von der Sapphire-Bühne über SOA, als hätte es ESA nie gegeben.

Dieses Jahr wiederholte sich ein ähnliches Kunststück auf der Bühne der Sapphire 2023 Barcelona: SAP-Chef Christian Klein verkündet den Verkauf von Qualtrics und betont die Wichtigkeit von Customer Experience. Er verspricht hybride Landschaften und behauptet, dass letztendlich alles in der Private Cloud enden wird. Er betont die Wichtigkeit der SAP-Partner für die digitale Transformation und schließt gleichzeitig diese durch fehlende Schnittstellen bei der BTP, SAP Business Technology Platform, aus. Christian Klein widerspricht sich ungeniert und wurde somit ein würdiger Nachfolger von Professor Henning Kagermann und Technikvorstand Vishal Sikka.

Es ist das gute Recht des SAP-Chefs, einmal erworbene Unternehmen wieder zu verkaufen, besonders wenn es gelingt, dies mit Gewinn zu tun. Der Kauf von Qualtrics war nicht unumstritten, auch der Verkauf wirft Fragen nach der SAP’schen Strategie auf, denn Christian Klein redet viel über die nachhaltige Bedeutung von Customer Experience, der Kernkompetenz von Qualtrics. Was nun? Das Thema ist wichtig, aber das dafür notwendige IT-Werkzeug wird verkauft. Christian Klein hätte die Möglichkeit gehabt, auf der Sapphire in Barcelona den Widerspruch aufzuklären – er tat es nicht.

Erstmals wurde die linke Karikatur von Robert Platzgummer (1975 bis 2016) in der E-3 Ausgabe September 2006 veröffentlicht. In diesem Jahr fand in Paris die Sapphire statt. Drei Jahre später übernahm Léo Apotheker von Henning Kagermann das SAP-Steuer und räumte mit einigen Irrtümern auf, oder?

Bei seiner Sapphire-Pressekonferenz in Barcelona betonte Christian Klein nachdrücklich die Wichtigkeit der SAP-Partner, aber die allermeisten Partner bekommen davon nur wenig zu spüren. Für die S/4-Conversion sind ausgewählte Partner als Steigbügelhalter mitunter sinnvoll. Wenn es aber nach der Vision von Christian Klein geht, dann endet jede digitale Transformation in der Public Cloud. Dort regiert SAP absolut und braucht wahrlich keine Partner mehr.

Abap-Modifikationen waren immer eine Erfolgsgarantie für das SAP’sche ERP. Individuelle Anpassungen brachten den SAP-Bestandskunden den gewünschten Mehrwert. Zukünftig sollen die Modifikationen und Add-ons auf der Business Technology Platform erfolgen mit Steampunk, Build und weiteren SAP-Werkzeugen. Einen nachhaltigen Steampunk-Mehrwert wird es jedoch nur in einer Private-Cloud-Umgebung, also einem On-prem-Betriebsmodell, geben. Das muss kein Nachteil für SAP-Bestandskunden sein.

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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

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SAP Competence Center Summit 2024

Veranstaltungsort

Eventraum, FourSide Hotel Salzburg,
Am Messezentrum 2,
A-5020 Salzburg

Veranstaltungsdatum

5. und 6. Juni 2024

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2024, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.