SAP Visionen versus Strategie
Aktuell ist es schlecht um SAP bestellt. Ex-Co-CEO Jim Hagemann Snabe hat SAP früh verlassen und feiert nun Erfolge als Siemens-Aufsichtsratsvorsitzender. Sein Kollege Bill McDermott kaufte Cloud-Unternehmen wahllos ein und erhoffte sich davon Sy-nergieeffekte ohne Rücksicht auf die Bestandskunden. Übervater und SAP-Aufsichtsratsvorsitzender Professor Hasso Plattner versuchte dem wilden Treiben Einhalt zu gebieten, siehe Illustration. Er scheiterte jedoch oft am Charme von McDermott.
SAP braucht keine Visionen, sondern Strategien. Dieser Lehrmeinung von Professor Hasso Plattner ist die aktuelle Situation bei SAP geschuldet. CEO Christian Klein macht einen hervorragenden Job. Momentan rettet er SAP vor dem Untergang. Ein Insider verglich die Situation mit einem Staudamm, der kurz vor dem Kollaps steht. Überall sind schon Risse und Löcher, wo das Wasser entweicht. SAP-Chef Christian Klein wird es schaffen: Wir schaffen das, denn operativ kann niemand dem jungen Chef einen Vorwurf machen.
Für die SAP-Bestandskunden und -Partner sind die operativen Erfolge und das Versprechen, die aktuelle ERP-Version S/4 Hana bis 2040 in der Wartung zu lassen, beruhigend, aber nicht hilfreich. Auch wenn die aktuelle Strategie stimmt, so braucht die SAP-Community auch eine Vision. Cloud Computing ist eine Technik, aber weder Strategie noch Vision.
Wer 50 Jahre treuer SAP-Bestandskunde war, der will die Sicherheit haben, dass Vorstand und Aufsichtsrat auch über die kommenden 50 Jahre nachdenken. Aktuell hat aber SAP keine Ahnung, keine Vision, wie es nach S/4 nach 2040 weitergehen könnte.
Wer nun die Datenbank Hana und das ERP-System S/4 einführt, der läuft damit in ein schwarzes Loch. Es gibt keinen Diskurs, keine Vision über ein ERP-Leben nach S/4 Hana. Diese Ideenlosigkeit ist eine große Gefahr für die SAP-Community und natürlich für SAP selbst auch.
Die aktuelle Strategie von SAP-Chef Christian Klein ist gut. Der SAP-Aktienkurs ist zufriedenstellend. Das Wartungsversprechen bis 2040 ist hilfreich. Aber es fehlt eine Vision für zukünftige ERP-Generationen. Es fehlt der Diskurs in der SAP-Community über mögliche ERP-Modelle. Diese Sprachlosigkeit kann ein Fehler für alle sein. (pmf)