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SAP und Open Source: Passt das zusammen?

Die proprietäre Welt von SAP-ERP-Systemen scheint auf den ersten Blick inkompatibel mit Open-Source-Lösungen. Dass dem nicht so ist, beweist vor allem SAP selbst.
Frederik Kramer, Initos
5. November 2020
Open-Source
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Schaut man auf den Aktienkurs der SAP, dann ist festzustellen, dass das Unternehmen ungebrochen erfolgreich ist. Selbst in Zeiten, in denen es vielen der prominenten SAP-Kunden, wie z. B. der deutschen Automobilindustrie, nicht gut geht, steigt die Aktie von SAP kontinuierlich. Aus der Tatsache, dass das Geschäft mit ERP-Systemen für SAP historisch vorwiegend aus Lizenzeinnahmen und Wartungsverträgen bestand, könnte man schließen, dass Open-Source-Software, also das lizenzkostenfreie Pendant zu proprietärer Software, ein fundamentales Problem für SAP darstellt.

Die Realität sieht anders aus: Das Geschäft mit den Softwarelizenzen entwickelt sich seit 2016 negativ. Auch das Geschäft mit Wartungs- und Supportverträgen wächst nicht mehr so dynamisch wie früher. Bei genauerem Hinsehen stellt man außerdem fest, dass die SAP seit vielen Jahren die Entwicklung von Open-Source-Software nicht nur finanziell unterstützt, sondern sich aktiv an deren Entwicklung beteiligt.

Komplementär zu ERP

Bereits vor mehr als 15 Jahren trat SAP als einer der wesentlichen Kontributoren zum Eclipse-Projekt auf. Ebenfalls seit geraumer Zeit unterstützt SAP die Linux Foundation, ein Zusammenschluss der Open Source Development Labs (OSDL) und der Free Standards Group (FSG), mit dem Ziel, das Wachstum von Linux zu unterstützen und zu fördern. Auch publiziert SAP mit OpenUI5 unter anderem Webframeworks zur Erstellung responsiver Oberflächen für Geschäftsanwendungen. Mittlerweile verfügt SAP auch über eine eigene Website zum Thema und mit Thomas Grassl über einen Global Head of Developer Relations.

Die SAP-GitHub-Organisation umfasst derzeit 255 Repositories, an deren Entwicklung SAP beteiligt ist. Noch haben das Kerngeschäft von SAP, das heißt das Geschäft mit ERP-Systemen, und ein Open-Source-zentriertes Geschäftsmodell wenig offensichtliche Gemeinsamkeiten. Die Projekte, an denen sich SAP beteiligt bzw. die SAP vorantreibt, sind deshalb auch alle eher als strategisch komplementär zum proprietären ERP-System S/4 Hana beziehungsweise dem proprietären ERP-Angebot des Unternehmens zu sehen.

Es bleibt abzuwarten, ob und inwieweit SAP weitere und auch größere Teile ihrer über Jahrzehnte entwickelten und gehüteten Geschäftsanwendungen unter einer Open-Source-Anwendung veröffentlicht bzw. wie SAP sich im Angesicht immer stärker wachsender Open-Source-Konkurrenz in ihrem Stammgeschäft, wie etwa ERPNext oder ganz besonders Odoo, zukünftig aufstellt.

Open Source wird immer wichtiger

Aufgrund der aus dem Geschäftsbericht für 2019 (siehe Seite 118) zu entnehmenden Aussage „unser Lösungsportfolio […] wächst, da wir andere Unternehmen übernehmen und dadurch zunehmend fremden Programmcode einschließlich Open-Source-Code verwenden“ ist davon auszugehen, dass Open Source zumindest durch Unternehmenszukäufe für SAP weiter wachsende Bedeutung erlangt.

Es bleibt zu hoffen, dass moderne, den Open­API-Standard entsprechende, umfassend implementierte Schnittstellen zur proprietären ERP-Basis von S/4 Hana als Teil dieser Expansionsstrategie konsequent weiter vorangetrieben werden. Dies würde die einfache Integration anderer Anwendungssysteme mit einer installierten SAP-Basis nachhaltig erleichtern und dem SAP-Geschäftsmodell sicher eher nützen als schaden.

Um die eingangs gestellte Frage nun zu beantworten: SAP und Open Source passen nicht nur zusammen, durch das Zusammenspiel würden sich auch Vorteile für Bestandskunden sowie das Unternehmen selbst ergeben.

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Frederik Kramer, Initos

Frederik Kramer ist technischer Geschäftsführer und Gründer von Initos.


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