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SAP Man

Jeden Januar beginnt die Debatte über den „Davos Man“. Auch SAP versucht, am WEF eine wichtige Rolle zu spielen, daher beginnen wir hier einen Diskurs über den Davos Man im Allgemeinen und SAP im Spezifischen.
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
27. Januar 2025
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Gleich zu Beginn des neuen Jahres hat sich SAP Man zu Wort gemeldet: Es bleibt alles besser! Mein Kollege Christof Kerkmann berichtete am 20. Januar auf Handelsblatt online, dass SAP das Wartungsende der Business Suite 7, also ERP/ECC 6.0, auf 2033 verschieben will. Wie soll das nun funktionieren?

Die von SAP bestätigte Ankündigung erscheint wie die Quadratur des Kreises. Das Kind hat sogar schon einen Namen: SAP ERP, Private Edition, Transition Op­tion. Aber SAP-Vorstand Thomas Saueressig erklärte in seiner Keynote auf dem DSAG-Jahreskongress in Leipzig noch vor wenigen Monaten, dass es ganz und gar unmöglich sei, das ECC-Wartungsende zu verschieben – und jetzt soll noch immer 2027 als offizielles Ende der Business-­Suite-7-Wartung gelten, bis 2030 gibt es eine kostenpflichtige erweiterte Wartung und mit einem Rise-with-SAP-Vertrag in der Tasche soll es irgendwie bis 2033 gehen. Es werden Wetten angenommen, dass auch noch 2035 als finales Enddatum in den Ring geworfen wird.

SAP macht das Unmögliche möglich: Thomas Saueressig erklärte in seiner DSAG-Keynote, dass es keine Wartungsverlängerung über 2030 hinaus geben kann, weil die Datenbankhersteller, IBM, Oracle und Microsoft, ihre spezifischen SAP-DB-Lizenzen nicht mehr zur Verfügung stellen. Ebenso läuft die Lizenz für das Java von Oracle aus, was die alte Diskussion über den NetWeaver-Dualstack wieder anfachte. Braucht ein ECC 6.0 den Java-Stack oder ist Abap ausreichend?

Thomas Saueressig zeichnete in Leipzig ein Horrorszenario an die Wand und beschwor die anwesenden DSAG-Mitglieder, doch nun endlich und schnell auf S/4 zu wechseln. Der moralisch geprägte Aufruf des SAP-Vorstands verhallte in der Messehalle jedoch ohne nennenswerte Reaktionen. Damit musste SAP einen Plan B entwickeln, der nun folgendermaßen aussehen könnte: In einem ersten Schritt gibt es bis 2027, dann aber wirklich, für alle SAP-Bestandskunden einen Datenbank-Releasewechsel auf Hana – zumindest auf dem Papier. Operativ gibt es einen dreijährigen Puffer bis 2030, dann ist aber Schluss! Thomas Saueressig erklärte, warum: Die Daten­bankanbieter verlängern ihre preiswerte SAP-DB-Lizenz nicht mehr. Für die auslaufende Java-Lizenz gibt es Alternativen, sofern Java überhaupt noch benötigt wird. Auf SAP BTP lassen sich Applikationen in zehn verschiedenen Sprachen ausprogrammieren, inklusive des alternativen Java.

Sollte dieser Plan B von SAP unter dem Namen „SAP ERP, Private Edition, Transi­tion Option“ funktionieren, dann hat SAP selbst naturgemäß in den Jahren 2030 bis 2033 einen höheren Support-Aufwand, was sich aber durch die flächendeckende und immer noch teure Hana-Lizenzierung gut kompensieren lässt – Ende gut, alles gut! Ein SoH, Suite on Hana, ist nicht neu und somit für SAP risikolos. Schwieriger wird schon die Vermittlung dieses Vorhabens, weil rein technisch und lizenzrechtlich nichts gegen ein SoH bis ins Jahr 2040 spricht. Die Kombination ERP/ECC 6.0, Hana und SAP Business Technology Platform (ohne ein Java von Oracle) existiert bei einigen SAP-Bestandskunden. Der BTP werden hierbei sehr gute Noten ausgestellt, sodass vielleicht schon bald das neue Community-Buzzword lautet: SoH/BTP – Suite on Hana and Business Technology Platform. Ob das dem SAP Man gefällt?

Beim World Economic Forum steht naturgemäß das gesellschaftsnützliche Anliegen ganz oben. Das Selbstverständnis des Davos Man, wie der Politologe Samuel Huntington einst definierte, war immer ambivalent. Denn es geht immer darum, den eigenen Status als globale Elite zu dokumentieren. Das Wer ist stets wichtiger als das Was. Wer ist demnach der Davos Man bei SAP? Geschichte wiederholt sich: Auch dieses Jahr wird SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig den ERP-Weltmarktführer wieder in den Schweizer Bergen repräsentieren.

SAP Man Christian Klein bleibt zu Hause und pflegt sehr erfolgreich den eigenen Aktienkurs: Über 250 Euro beträgt der SAP-Kurs an der Frankfurter Börse aktuell und zeigt damit ein sehr erfreuliches Bild, das in der SAP-Community sich aber nicht widerspiegelt. Die SAP-Bestandskunden folgen dem S/4-Hana-Konzern immer weniger. Siehe oben, immer mehr Tricks muss sich SAP einfallen lassen, um die eigenen Kunden bei Laune zu halten. Rund um den erfreulichen Börsenkurs gibt es nur Baustellen und ungelöste Fragen: SAP hat noch immer keinen neuen Technikvorstand und ebenso fehlt eine konsistente KI-Strategie. Natürlich werden immer mehr ERP-Geschäftsprozesse mit KI-Funktionen aufgehübscht und optimiert, was lobenswert ist. Aber eine orchestrierte KI-Strategie, wie sie etwa das deutsche Techunternehmen DeepL mit eigenem Nvidia-Rechenzentrum verfolgt, fehlt bei SAP.

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Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Veranstaltungsort

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Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 21. Mai, und
Donnerstag, 22. Mai 2025

Reguläres Ticket

EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 5. März, und
Donnerstag, 6. März 2025

Tickets

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EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2025, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.