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S/4-Potenzial für Enttäuschungen

SAP hat Potenzial und die aktuelle Flughöhe ist hoch. Es wird von Aufsichtsrat und Vorstand viel Geschick erfordern, diesen erfolgreichen Kurs zu halten. Es fehlt ein Alleinstellungsmerkmal.
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
30. Mai 2025
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SAP ist in den vergangenen Jahren mit einer Me-too-Strategie erfolgreich unterwegs gewesen. Früh hat der Ex-SAP-CEO Bill McDermott auf Cloud Computing gesetzt und zugekauft, bis die SAP-Kassen leer waren, aber der damalige SAP-CFO Luka Mucic administrierte die Finanzen weitsichtig: Die finanztechnische Katastrophe blieb aus.

McDermott-Nachfolger Christian Klein hatte aber alle Hände voll zu tun, um die zahlreichen Cloud-Zukäufe technisch zu konsolidieren und zu orchestrieren. Zwischenzeitlich hatte CEO Klein schlechte Nachrichten und der SAP-Aktienkurs sank auf 80 Euro. Nach einigen Wochen der Turbulenzen und Zolldiskussion hat die SAP-Aktie wieder das Potenzial, die Marke von 300 Euro zu erreichen. Das deutschsprachige Handelsblatt (handelsblatt.com) berichtete dazu: „,Die Bewertung von SAP ist im Vergleich zur Konkurrenz und der eigenen Historie sehr hoch – der Markt preist das langfristige Wachstumspoten-zial ein‘, sagt Markus Golinski, Fondsmanager bei Union Investment. Um den Kurs zu rechtfertigen, müsse der Softwarehersteller in den nächsten Jahren die Profitabilität deutlich steigern und höhere Gewinne liefern.“

Wo ist Potenzial für Enttäuschungen vorhanden? Noch immer ist unklar, mit welchen Produkten und Services das kommende Jahrzehnt gestaltet werden soll und welche Strategie in den Bereichen Cloud und KI zum Tragen kommt.

SAP-Chef Christian Klein hat ein Bekenntnis zu S/4 Hana abgegeben und den Bestandskunden versprochen, dass S/4 bis 2040 in der regulären Wartung sein wird. Der dürftige und mangelnde Erfolg von S/4 macht diese Aussage aber wertlos. Ein Produkt, das niemand will, muss nicht bis 2040 künstlich am Leben gehalten werden. Nach zehn Jahren S/4-Releasewechsel hat SAP dieses Dilemma erkannt und nach „Cloud First“ die Parole „Suite First“ ausgegeben – die neue SAP Business Suite!

In seiner bemerkenswerten Einführungsrede auf der SAP-Hauptversammlung 2025 hat CEO Christian Klein mit keiner Silbe „Hana“ oder „S/4“ erwähnt. Er sprach fortlaufend von Cloud First, Suite First und AI First sowie den beiden Plattformen BTP und BDC. Damit scheint die ERP-Produkt-Roadmap gesetzt zu sein, was einer indirekten Abkündigung von S/4 gleichkommt. Sollte die neue SAP Business Suite (naturgemäß mit dem S/4-Code als Kern, siehe „Clean Core“-Konzept) ein Erfolg werden, dann wird 2040 niemand mehr nach S/4 Hana fragen.

Das Potenzial für Enttäuschung ist naturgemäß bei Me-too (Cloud Computing) und Relaunch (Business Suite) hoch, weil Innovationen, die ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, weitestgehend fehlen. SAP ist mit Cloud Computing erfolgreich. Der ERP-Weltmarktführer ist in diesem Bereich aber nur eine kleinere Kopie der Hyperscaler oder ein Nachahmer vieler Cloud-only-Unternehmen. Auch die IT-Strategie von SAP hat aktuell ein hohes Potenzial für Enttäuschung, weil im wichtigen Sektor KI lediglich auf Partnerschaften gesetzt und Eigenentwicklung nur bedingt vorangetrieben wird. Im deutschsprachigen Handelsblatt war somit auch zu lesen, wie ein Mitbewerber an das Thema künstliche Intelligenz herangeht: „Der Technologiekonzern Siemens will eine führende Rolle bei KI in der Industrie übernehmen. ,Siemens will das große Sprachmodell für die Industrie stellen‘, sagte Technologie- und Strategievorstand Peter Körte in seinem ersten großen Interview dem Handelsblatt. Der Konzern wolle pro Jahr dreistellige Millionenbeträge in KI inves-tieren, den Großteil davon in das Sprachmodell. ,Es wird auch Halluzinationen minimieren, das brauchen wir in den Fabriken nicht.‘“ 

Noch weigert sich SAP, entsprechende Ressourcen in die KI-Entwicklung zu investieren. Aber ein Sprachmodell auf Basis jahrzehntelanger ERP-Erfahrung könnte ein Alleinstellungsmerkmal werden. Ob SAP schon bereit ist, dieses KI-ERP-Potenzial nach dem S/4-Hana-Desaster zu heben, ist noch unbeantwortet.

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Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.