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Respekt muss man sich verdienen

Während der Telefonkonferenz zur Präsentation der SAP-Ergebnisse für das erste Halbjahr 2022 wiederholte CEO Christian Klein immer wieder: „Dies war ein gutes Quartal für SAP.“ Ob er damit die Analysten oder sich selbst überzeugen wollte, sei dahingestellt.
E-3 Magazin
12. Oktober 2022
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SAPs Malheur

Die Zahlen für das zweite Quartal sind nicht schlecht. Der Current Cloud Backlog überstieg erstmals 10 Milliarden Euro. Mehr als 650 Kunden haben sich im zweiten Quartal für S/4 Hana entschieden. Die Gesamtzahl der S/4-Hana-Kunden ist damit gegenüber der Vorjahresperiode um 15 Prozent auf etwa 20.000 gestiegen. Davon haben über 14.500 bereits den Produktivbetrieb aufgenommen. Im zweiten Quartal waren über 60 Prozent der gewonnenen S/4-Kunden Neukunden. Die Erlöse im Segment Qualtrics wuchsen auf 330 Millionen Euro. Das anhaltend starke Wachstum war auf stabile Verlängerungsraten der Verträge und Erweiterungen zurückzuführen.

Somit liegen die Ergebnisse weiterhin leicht unter den Erwartungen, aber das ist angesichts der makroökonomischen Herausforderungen wie des Einmarschs Russlands in die Ukraine zu erwarten. Die Telefonkonferenz wäre eine gute Gelegenheit gewesen, um Investoren, Analysten und Kunden zu beruhigen, aber CEO Christian Klein hatte anscheinend einen schlechten Tag.

SAP vs. Cloud

Das brennendste Thema war natürlich SAPs Wachstum in der Cloud und wie dieses sich weiterentwickeln wird. „Dieses Quartal zeigt erneut, dass unsere Strategie Anklang findet, sogar in einem zunehmend schwierigen externen Umfeld“, so Luka Mucic, Chief Financial Officer der SAP, dazu. „Wir haben weiterhin ein starkes Umsatzwachstum erzielt, die Umsatzerwartungen übertroffen und die Profitabilität in der Cloud erhöht.“ Bei den ersten paar Fragen zum Thema zeigte sich Christian Klein ebenfalls noch souverän: „Unsere Cloud-Pipeline hat sich vergrößert – es gibt definitiv eine stärkere Nachfrage. […] Wir sind zuversichtlich, dass unser Cloud-Wachstum trotz der makroökonomischen Herausforderungen anhalten wird.“

Christian Klein SAP

“Ich würde es begrüßen, wenn Analysten unser Wachstum in der Cloud etwas mehr wertschätzen könnten.

Christian Klein, Chief Executive Officer, SAP

Seine Stimmung schien sich jedoch mit jeder weiteren Frage zu diesem Thema zu verschlechtern. Er mutete regelrecht verärgert an, als er nach den Geschäftszyklen von Qualtrics gefragt wurde: „Qualtrics geht es gut. Wir haben Qualtrics in unsere Lösungen eingebettet. Qualtrics hat sein Wachstum beschleunigt. […] Wir sehen eine Verschiebung der Prioritäten, aber keine Verzögerung von Projekten. Die Abschlusszyklen verlängern sich nicht.“

Scott Russell, Head of Customer Success der SAP, der ebenfalls an der Telefonkonferenz teilnahm, versuchte noch, die Antwort des CEOs in ein besseres Licht zu rücken: „Wir verlagern nicht nur Workloads, sondern verbessern Fähigkeiten. Wir sind uns sehr darüber im Klaren, welche Kapazitäten über die Cloud bereitgestellt werden müssen. Es geht nicht darum, die Abschlusszyklen zu verlängern, sondern darum, die Fähigkeiten zu verbessern. In guten Zeiten ist SAP stark, aber in schlechten Zeiten ist SAP noch stärker.“

Scott Russel, SAP

In guten Zeiten ist SAP stark, aber in schlechten Zeiten ist SAP noch stärker.

Scott Russell, Head of Customer Success, SAP

Das eigentliche Malheur kam mit der vorletzten Frage, die sich auf die mittelfristige Prognose und eine Einschätzung darüber, ob und wann diese erneut revidiert werden würde, bezog. Diesmal war Christian Klein hörbar verärgert, als er antwortete: „Ich würde es begrüßen, wenn Analysten unser Wachstum in der Cloud etwas mehr wertschätzen könnten. Wir haben immer gesagt, dass es sich um eine dreijährige Transformation handelt, und es war von vornherein klar, dass die ersten beiden Jahre schwierig sein werden.“

Ungerechtfertigter Ärger

Der Gesamteindruck, den Christian Klein in dieser Telefonkonferenz hinterlassen hat, entspricht nicht dem Bild eines optimistischen CEOs, das man üblicherweise bei Analystenkonferenzen bekommt. Der Ton der Telefonkonferenz hätte auch hoffnungsvoll oder beschwichtigend sein können. Stattdessen hörte sich Klein wie ein bockiges Kind an. Seine beiden Vorstandskollegen Luka Mucic und Scott Russell, die die Show trotz Klein aufrecht hielten, sollten an dieser Stelle löblich erwähnt werden; ohne diese hätte alles noch viel schlimmer werden können. Scott Russells zuversichtlicher Spruch „In guten Zeiten ist SAP stark, aber in schlechten Zeiten ist SAP noch stärker“ bezieht sich offensichtlich nicht auf den CEO.

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