Kontrollverlust bei Daten
Von MDM über Data Hub zu Datasphere
SAP ist sich der Herausforderung eines effizienten Datenmanagements seit vielen Jahren bewusst. Lange vor der Hana-Datenbankplattform wurde in der SAP-Community bereits das Thema Master Data Management diskutiert. Eine Studie von Cloudera, dem selbst ernannten Datenspezialisten für vertrauenswürdige Unternehmens-KI, besagt, dass Unternehmen durchschnittlich 29 Prozent des IT-Budgets für Datenmanagement ausgeben.
Für die Cloudera-Umfrage wurden 850 IT-Entscheider in der EMEA-Region befragt. Sechs von zehn der in Deutschland befragten Führungskräfte sind der Meinung, dass Silostrukturen die Einhaltung von Vorschriften beim Datenmanagement erschweren. Um die Daten während ihres gesamten Lebenszyklus zu verwalten, setzen viele Unternehmen auf mehrere Einzellösungen. Dies erhöht jedoch die Komplexität: 77 Prozent der Befragten sehen durch die Integration von Einzellösungen für die Datenanalyse und -verwaltung die Compliance erschwert.
Datenstrukturen und Algorithmen
Was bei der Diskussion oft übersehen wird, ist der immanente Zusammenhang von Daten mit den Geschäftsprozessen. Viele Abap-Tabellen haben losgelöst von den ERP-Algorithmen kaum eine Bedeutung. Wer Unternehmensdaten archivieren will, der muss auch immer die zugrunde liegenden Geschäftsprozesse mitdenken. Daten haben demnach zwei Seiten: Sie sind aufgrund eines historischen Geschäftsprozesses entstanden und müssen dementsprechend gepflegt werden, aber sie bergen in sich auch ein hohes Potenzial für zukünftige Antworten. Daten und KI-Algorithmen sollten in der Lage sein, einen Blick in die Zukunft zu ermöglichen: Predictive Analytics.
S/4-Conversion
Der ERP-Releasewechsel mit dem Namen S/4-Conversion hat das Thema Datenstrukturen und Algorithmen nochmals auf die Tagesordnung der SAP-Community gebracht. Nun gilt es für die SAP-Bestandskunden zu entscheiden, welche Daten mit auf die Hana-Datenbankplattform kommen müssen und welche Geschäftsprozesse für zukünftige Aufgaben bereitstehen sollen.
„Angesichts der zunehmenden Datenmenge bleibt die Compliance für viele Unternehmen eine große Herausforderung. Innovationen wie KI werden die Komplexität weiter erhöhen – und angesichts bevorstehender neuer Vorschriften wird es nur noch schwieriger werden, die Compliance einzuhalten“, sagt Benjamin Bohne, Group Vice President für die DACH-Region und Osteuropa von Cloudera. „Unternehmen sollten daher künftig Daten als Produkt betrachten und sicherstellen, dass die Compliance immer und überall gegeben ist.“
Die S/4-Conversion ist demnach ein Datenthema und auch eine Compliance-Aufgabe. Der SAP-Ansatz Datasphere ist gut gemeint. Das abgelaufene Jahr 2023 hat aber gezeigt, dass dieser Ansatz noch zu kurz greift. Um einem Kontrollverlust 2024 vorzubeugen, gilt es das Master Data Management auf eine höhere Stufe zu heben – eventuell bietet sich die Business Technology Platform dafür an.