Indirekte Fata Morgana

Die indirekte Nutzung ist eine Fata Morgana. Glaubt man der EU-Softwarerichtlinie, so ist die Interoperabilität zwischen Computerprogrammen ihre natürlichste Bestimmung. Was soll hier „indirekt“ sein?
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
5. Juli 2018
Inhalt:
Das-Letzte-Satire
avatar

Die Transformation der IT ist seit vielen Jahrzehnten zu beobachten. Anwendungen, Architekturen und Prozesse unterliegen einer fortlaufenden Metamorphose.

Vieles wird besser, aber im Bereich der Softwarelizenzen haben es fast alle IT-Hersteller verabsäumt, ihre Hausaufgaben zu machen. Die singuläre Nutzung von Algorithmen in einer Eins-zu-eins-Beziehung – hier der PC, dort der Mensch – ist relativ einfach abzubilden und über Aktivierungsserver und Internet für Anbieter wie auch Anwender hinreichen gut organisiert.

Ob Microsoft Office 365 oder Adobe Suite – das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Aktivierungstechnik und die Lizenzverwaltung sind logisch und weitgehend fair.Platzgummer FataMorgana 1

Vollkommen überfordert scheinen die Softwareanbieter bei komplexen Szenarien zu sein, wenn das Mensch-PC-Verhältnis aufgelöst wird durch ein Netzwerk von On-premise-Servern, Bots, Cloud Computing, IoT-Sensoren und Anwendern.

 

Wenn der Datenfluss mehrdimensional wird und die Datenquelle nicht eindeutig definiert ist, dann versagen viele bekannte Lizenzbestimmungen und Regeln. Einige Hersteller haben den Ausweg „indirekte Nutzung“ gewählt. Diese Regel ist nicht nur einfach anzuwenden, sondern spült auch viel Geld in die Kassen der IT-Anbieter.

Das Argument ist simpel: Greift ein Programm auf die Datenbestände eines anderen Programms zu – interagieren also zwei Programme miteinander, dann sagt der Hersteller des einen Programms, wir werden von der anderen Software benutzt, somit müssen Lizenzen für die „indirekte Nutzung“ bezahlt werden.

Platzgummer FataMorgana 2

Aber „indirekte Nutzung“ ist eine Fata Morgana! Der Wunsch von SAP nach noch mehr Lizenzeinnahmen ist der Vater der „indirekten Nutzung“. Technisch ist das Zusammenspiel von Anwenderprogrammen eine Interoperabilität, die genauestens in der EU-Softwarerichtlinie geregelt ist.

Es ist demnach die ureigenste Funktion und Aufgabe jeder Software, mit anderen Programmen zu kommunizieren. Wenn nun SAP eine grundlegende Funktion von Algorithmen zu vergebühren versucht – unabhängig davon, wie das technisch, betriebswirtschaftlich oder organisatorisch argumentiert wird –, dann führt sich jedes IT-System selbst ad absurdum.

Platzgummer FataMorgana 3

„Indirekte Nutzung“ kann es nicht geben. Dieser Begriff ist eine Fata Morgana, die den SAP-Bestandskunden täuschen soll und hinter der SAP hohe Lizenzumsätze für sich erhofft.

Mit Versprechungen und Drohungen hat SAP ein Märchenschloss erschaffen, das aus der Ferne gleichermaßen begehrenswert und bedrohlich aussieht. Beim Näherkommen zerplatzt der Traum wie jede andere Fata Morgana auch. Übrig bleibt ein Desaster, denn in keiner Weise lässt sich „indirekte Nutzung“ logisch argumentieren.

avatar
Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


Schreibe einen Kommentar

Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb. Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren. Mit Ausstellung, Fachvorträgen und viel Gesprächsbedarf erwarten wir wieder zahlreiche Bestandskunden, Partner und Experten in Salzburg.
Das E3-Magazin ladet zum Lernen und Ideenaustausch am 5. und 6. Juni 2024 nach Salzburg ein. Die Summit-Teilnahmegebühr beträgt Euro 590 exkl. USt. Noch bis Freitag, 29. März 2024, gilt der Early-Bird-Tarif von Euro 440 exkl. USt.
Der Steampunk und BTP Summit 2024 findet am Mittwoch und Donnerstag, 28. und 29. Februar 2024, im Hotel Hilton Heidelberg, Kurfürstenanlage 1, statt. Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Die Teilnahmegebühr für den zweitägigen Summit beträgt Euro 590 exkl. USt. Bis Donnerstag, 30. November 2023, gibt es einen Early-Bird-Tarif von Euro 440 exkl. USt. Die Gebühr beinhaltet den Besuch aller Vorträge, des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.