Hana kann mehr


Zu befürchten ist, dass Hana nur als schnelle, aber meist fantasielose SQL-Datenbank genutzt wird. Jedes ERP-System braucht eine Datenbank: Für R/3 und ECC 6.0 waren es Oracle, IBM DB2, MaxDB, Microsoft SQL Server und andere mehr. Für S/4 steht den SAP-Bestandskunden nur Hana zur Verfügung.
SAP betont immer wieder und auch sehr gerne, dass Hana keine Datenbank ist, sondern eine Datenbankplattform – was immer öfter zutrifft: Unter anderem findet sich auf dieser Plattform nicht nur eine mächtige SQL-Datenbank mit erweitertem Sprachumfang, sondern auch eine Graph und Vector Engine.
Aus der „Graphentheorie“ der Hana-Datenbankplattform entsteht aktuell ein SAP Knowledge Graph und die Vector Engine kann zur Evaluierung von LLMs (Large-Language-Modelle) genutzt werden – aber nicht nur. Die Graphentheorie ist ein bedeutender Zweig der Informatik und viele Programmierer kennen diese Verfahren in Form von Petrinetzen.

Mit Graphen lassen sich sehr oft Beziehungen und Zusammenhänge schneller, einfacher und bildhafter darstellen als mit SQL-Tabellen. Mit diesem Beziehungsmuster lässt sich auch sehr gut rechnen, weil Graphen in Matrizen überführt werden können und es zahlreiche Bibliotheken für Matrixrechnungen gibt.
Mehrdimensionale Daten in Vektoren darzustellen erscheint anfangs aufwändig, aber die Arbeit lohnt sich. Werden Produkte mit zahlreichen Eigenschaften als mehrdimensionale Vektoren abgebildet, dann lässt sich fast als Kopfrechnung die euklidische Distanz ermitteln und somit die Ähnlichkeit und Clusterung von Produktgruppen. Was vielleicht zu Beginn als inhomogener Datenberg erschien, kann am Ende eine aufgeräumte Struktur von wenigen Clustern sein.
Hana kann also mehr als nur SQL-Tabellen verwalten: Wieweit die Hana-Optionen genutzt werden und wohin die Hana-Roadmap die SAP-Bestandskunden führen könnte, darüber gibt es leider keine wissenschaftlichen Untersuchungen.
SAP selbst will der eigenen Graph Engine einen Knowledge Graph für die Business Data Cloud (BDC) aufbauen. Daraus soll ein semantisches Layer entstehen, das die Orchestrierung unterschiedlicher ERP-Datensilos erleichtern könnte.
Ein Ergebnis auf Basis der Hana-Datenbankplattform aus SQL, Graph und Vector Engine könnte ein Digital Twin eines ERP-Systems werden. Nach dem Semantical Layer der Business Data Cloud wäre der Digital ERP-Twin ein mächtiges Gestaltungswerkzeug für die Modellierung und Orchestrierung eines Next Gen ERP. Hana, BDC und BTP (SAP Business Technology Platform) erscheinen somit relevanter und bedeutungsvoller als S/4, das vielleicht nur ein Zwischenschritt zu einem echten KI-basierten ERP ist. Ein zukünftiges Composable ERP wird jedoch Hana als finale Datenbankplattform besitzen und damit ist bewiesen, dass Hana mehr kann als SQL.