Die vier S und das Ende unlizenzierter Software
Hierzulande werden noch 22 Prozent aller Programme ohne die korrekte Lizenz verwendet, weltweit liegt der Anteil bei 39 Prozent. Das ist erstaunlich, wenn man einige Jahre zurückdenkt.
Vier große Trends sind die Ursache dafür: SAM, Sicherheit, Smartphones und SaaS. Diese vier „S“ wirken sich positiv auf die Compliance des deutschen Software-Marktes aus:
Software Asset Management:
Nachdem Software ein unverzichtbares Arbeitsmittel ist, muss es auch betriebswirtschaftlich sauber verwaltet werden. Bedarfsanalyse, Beschaffung, die buchhalterische Komponente – all diese Prozesse führen dazu, dass immer seltener Software aus halbseidenen Quellen bezogen oder gegen bestehende Lizenzverträge verstoßen wird.
Durch Initiativen wie „Fakt oder Fiktion“ unterstützen wir diesen Trend zur ordnungsgemäßen Verwaltung der Software. Das Aufklärungsangebot stößt sehr oft auf großes Interesse.
Sicherheit:
Ein bedauerlicher Aspekt der wirtschaftlichen Bedeutung von Software und Daten ist die gestiegene Bedrohung durch Malware und Angriffe. Eine statistische Analyse von Angriffshäufigkeiten und dem Anteil ordentlich lizenzierter Software zeigt eine starke Korrelation: Wo unlizenzierte Software weitverbreitet ist, da sind es auch Angriffe durch Malware.
Eindeutige Richtlinien und technische Maßnahmen, die z. B. eigenmächtige Installationen durch Mitarbeiter unterbinden, senken das Risiko – und oftmals auch den Einsatz unlizenzierter Programme.
Smartphones:
Vor allem im privaten Sektor ersetzen Smartphones in vielen Fällen Tablets und PCs. Ihr komplett unterschiedliches Ökosystem mit Apps und Betriebssystem macht es unattraktiv, unlizenzierte Software zu verwenden.
Der Mobile-Trend führt dazu, dass die PC-Umsätze einbrechen, im Business-Segment, das einen geringeren Anteil an unlizenzierter Software verwendet, allerdings steigen sie wieder leicht (plus sechs Prozent) an.
SaaS und Cloud-Abos:
Laut der IDC war der weltweite Markt für SaaS-Produkte schon 2014 etwa 48,4 Mrd. US-Dollar groß und soll bis 2019 auf 112,8 Mrd. USD wachsen – er macht dann über ein Fünftel des weltweiten Softwareumsatzes aus.
Gartner nimmt an, dass 2020 vier von fünf Software-Herstellern auf diese Technologie setzen. Cloud Computing könnte der Anfang vom Ende aller Lizenzschwierigkeiten sein: bedarfsgerechter Remote-Zugriff auf Ressourcen, eine entsprechende Rechnung, fertig.
Sowohl technisch wie organisatorisch drohen lizenzrechtliche Fallstricke: Es besteht die Gefahr, dass IT-Verantwortliche der schnellen Implementierung zuliebe auf geeignetes SAM verzichten oder es auf die lange Bank schieben.
Auch bewusster Lizenzbetrug ist möglich. Oft wird angenommen, dass Lizenzprobleme mit SaaS nicht entstehen können. Das ist aber ein Fehlschluss. Tatsächlich gilt es, einige Punkte zu beachten.
IP-Verstöße:
Der SaaS-Anbieter kann gegen das Urheberrecht eines Dritten verstoßen. Existiert keine vertragliche Vereinbarung, die den Cloud Server Provider (CSP) verpflichtet, sämtliche Haftungsrisiken auf sich zu nehmen, können diese auch den Kunden als primären Nutznießer treffen.
Einen Schritt weiter gehen Anbieter, die als Dienstleister Software auf ihren Cloud-Servern für Endkunden und Unternehmen anbieten, selbst aber nicht (dark cloud) oder unzureichend (grey cloud) über Lizenzen für diese Software verfügen.
Clientseitige Software-Komponenten: Eine clientseitige Code-Installation von SaaS-Lösungen in Form eines Browser-Plug-ins, Applets, Agents oder sogar einer vollständigen Suite muss vollständig lizenziert sein, was der Kunde bei einem Audit auch nachweisen muss.
Bei SaaS kann die Nutzung vertraglich beschränkt sein, z. B. bezüglich der geografischen Nutzung, des Teilens von Accounts, verschiedener Nutzerrollen oder der Nutzung durch Dritte wie Partner und Dienstleister.
Es zeigt sich, dass keiner der Faktoren, keines der vier „S“ allein ausreicht, um unlizenzierte Software endgültig zu einer historischen Randnotiz zu machen. Mit einem fünften „S“ lässt sie sich zumindest im Unternehmensumfeld bannen: der Sorgfalt.