Information und Bildungsarbeit von und für die SAP-Community

Die verlorene Unschuld der SAP

SAP ist Schatten ihrer selbst. Der Konzern besitzt alles, was andere IT-Anbieter vermissen: Content und Know-how. Die Hyperscaler überzeugen mit Technik. SAP besitzt betriebswirtschaftliches Wissen und könnte drei Mal so groß sein.
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19. Februar 2024
No-Name-Kolumne
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Während der Weihnachtsfeiertage und über den Jahreswechsel hatte ich Zeit, über unsere Zukunft, die der SAP-Community und natürlich über SAP nachzudenken. SAP steht an der Kippe. Der ERP-Konzern könnte aufgrund seines Intellectual Property mindestens drei Mal so groß sein wie aktuell – mit dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Punit Renjen kommt die Chance, das SAP’sche Potenzial zu heben. (Anm. d. Red.: Auch unser E3-Autor hat leider keine Glaskugel als dieser Text entstand und er wurde somit auf dem falschen Fuß erwischt. Punit Renjen ist Geschichte, aber die Forderungen und Potenziale existieren noch.)

SAP-Chef Christian Klein und seine Vorstände machen mit wenigen Ausnahmen keinen schlechten Job. Aber letztendlich verwalten sie lediglich den ERP-Weltmarktführer und laufen halbherzig globalen IT-Trends hinterher, z. B. Cloud Computing und künstlicher Intelligenz. Eine eigene Linie, Meinung und Kompetenz sucht die Community bei SAP vergebens. Es war einmal anders! SAP wurde gewählt, weil keiner sonst die komplexen Aufbau- und Ablaufschemata von mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen abbilden konnte.

Alleinstellungsmerkmal

Technik lässt sich schnell kopieren und wird mit kommenden KI-Werkzeugen noch austauschbarer. Ein guter Bekannter war vor vielen Jahren auf einer Studienreise in China. Beim Besuch einer Universität wurde er als ERP-Experte gebeten, das von Studenten programmierte ERP-System zu begutachten.

Mein Bekannter hatte zu diesem Zeitpunkt eine sehr erfolgreiche SAP-Karriere hinter sich und war somit sehr wohl in der Lage, ein ERP auch in kurzer Zeit prinzipiell zu bewerten. Er wollte auch als Akt der Höflichkeit gegenüber den Gastgebern nicht der Spielverderber sein. Er setzte sich vor einen Bildschirm und begann, ein wenig zu probieren und zu experimentieren. Fast jede Transaktion gelang ihm auf Anhieb. Die Bildschirmoberfläche war nicht überzeugend, aber funktional. Nach ein paar Minuten sagte er höflich zu seinen chinesischen Gastgebern: „Vielen Dank, aber das hier ist ein SAP-System, mit dem ich mich gut auskenne.“ Ebenso höflich, aber sehr bestimmend verneinten die chinesischen Manager und Professoren.

Ob nun diese chinesische Universität das SAP-System geschickt kopierte und nur dieselben Transaktionscodes verwendete, ließ sich nicht mehr klären. Es wird kein Einzelfall sein und keiner bleiben, denn zukünftige KI-Systeme werden jeden Algorithmus, jede Benutzeroberfläche, jedes Systemverhalten simulieren und kopieren können. Viele technische Systeme werden sehr schnell ihr Alleinstellungsmerkmal verlieren. Cloud Computing wird kein Alleinstellungsmerkmal oder Wettbewerbsvorsprung sein. Mit Lift und Shift bringen Experten heute schon fast jedes IT-System in die Wolke. KI wird das zukünftig noch viel besser machen.

Megatrends statt Kernkompetenz

SAP hat die Unschuld verloren, als der Konzern begann, den allgemeinen technischen Megatrends hinterherzulaufen. Statt sich auf die eigene Kernkompetenz aus betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Geschäftsprozessen zu konzentrieren, versucht SAP-Chef Christian Klein aktuell der bessere Hyperscaler zu werden. Oder?

SAP ist mit den betriebswirtschaftlichen Standardprogrammen einzigartig unter den Software-anbietern. Mit dem Bekenntnis zu den eigenen Stärken, stringenter Kommunikation und gutem Storytelling lässt sich SAP verdreifachen! Punit Renjen hat es bei Deloitte Consulting vorgemacht und den Umsatz um etwa 70 Prozent auf 59 Milliarden US-Dollar gesteigert.

Ab Mai ist Punit Renjen nur SAP-Aufsichtsratsvorsitzender und somit nicht operativ verantwortlich, wenn es ihm aber durch geschickte Personalpolitik gelingt, die Spreu vom Weizen zu trennen, viele Seilschaften zu zerschneiden und ohne Rücksicht auf persönliche Empfindlichkeiten und lang zurückliegende Verdienste eine neue, agile und kommunikative SAP-Mannschaft zu formen – ja, dann könnte SAP im Jahr 2040, wenn S/4 endlich in Rente geschickt wird, drei Mal so groß sein wie aktuell.

Punit Renjen kann SAP runderneuern. Er kann den Vorständen einen Weg in die Zukunft zeigen, er kann den Umsatz von SAP damit vervielfachen. Der Widerstand wird groß sein, denn viele Aufsichtsräte, Vorstände und Executives haben es sich gemütlich eingerichtet. Meine Liste der SAP-Verantwortlichen, die keine Veränderungen wollen, ist lang.

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Unser geheimnisvoller, anonymer Kolumnist.


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Reguläres Ticket:

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69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

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