Update: Data Hub V.2


Datenmanagement und Datenstrukturen
Vom datengetriebenen Unternehmen wird in der ERP-Welt viel gesprochen. Einige SAP-Partner wie etwa die Data Migration International aus der Schweiz haben in der Vergangenheit fast revolutionäre Konzepte entwickelt, die aktuell bei vielen S/4-Conversion-Projekten zum Einsatz kommen. SAP selbst hat darüber in den vergangenen Jahren mehr geredet als getan, wenn vom Data Hub abgesehen wird, der vor vier Jahren auf der Sapphire in Orlando vom damaligen SAP-Technikvorstand Bernd Leukert und seinem Mitarbeiter Franz Färber präsentiert wurde.
SAP Data Hub
Vor vier Jahren präsentierte der damalige SAP-EVP Franz Färber auf der Sapphire in Orlando das Konzept des Data Hub. Inkompatibilitäten und Datensilos sollten der Vergangenheit angehören. Jede App sollte Zugang zu jeder Art von Daten bekommen. Das Konzept von Franz Färber war auf den ersten Blick logisch, stringent, beinahe genial. SAP wollte eine fehlende App-Integration durch eine medienbruchfreie Datenschnittstelle erzwingen.
Was SAP und Franz Färber aber peinlicherweise übersahen: Die Bereitstellung der realen Daten über die Drehscheibe Data Hub kostet die angefragten Apps erhebliche Rechenzeit. Auch wenn die App für ihre eigenen Aufgaben nur wenige Ressourcen benötigt, so musste sie immer hohe Rechenkapazitäten vorhalten, denn im nächsten Moment könnten schon Hunderte Datenanfragen einlangen. Der Data Hub scheiterte kläglich. Welche Funktionen des Data Hub nun SAP in Datasphere übernommen hat, wollte SAP-Technikvorstand Jürgen Müller nicht erklären.
SAP Datasphere
Positiv hervorzuheben ist das Angebot SAP Datasphere, meint der Anwenderverein DSAG, damit soll die alte, bestehende Forderung nach der Zusammenführung von SAP- und Non-SAP-Daten adressiert werden. Diese Evolution der SAP Data Warehouse Cloud ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, meinte auf den DSAG-Technologietagen Sebastian Westphal, DSAG-Technologievorstand – wenn es gelingt, die komplexe Integration von Daten aus SAP-Systemen und Drittsystemen der immer hybrideren Architekturmodelle zu vereinfachen.
„Wir hoffen, dass SAP zielgerichtet den Weg weiterverfolgt und im Rahmen dieser Entwicklung einfache Produkte mit attraktiven Lizenzmodellen kombiniert. Sofern den Anwenderunternehmen zeitnah auch ein passendes kommerzielles Angebot für klassische Planungsszenarien (wie Gelegenheitsnutzer) in der SAP Analytics Cloud angeboten wird, wäre sowohl inhaltlich als auch kommerziell ein großer Wurf gelungen“, so Sebastian Westphal weiter.
Der Anwenderverein thematisiert aber nicht den Umstand, dass SAP bereits vor vier Jahren mit dem Data Hub die notwendige Zusammenführung von SAP- und Non-SAP-Daten adressiert hatte und kläglich gescheitert ist.
Silos und Strukturen
Aus dem singulären Datenbankserver aus R/3 erwuchsen durch Innovation und Zukäufe zahlreiche Datensilos. Alle Datenstrukturen der eigenen und zugekauften Apps zu konsolidieren schaffte SAP nicht. Silos und Strukturen wuchsen zu einem unbeherrschbaren Datenchaos. Was Data Hub vor vier Jahren nicht schaffte, soll nun mit Datasphere gerettet werden. SAP-Technikvorstand Jürgen Müller meinte gegenüber dem E-3 Magazin, dass SAP in den vergangenen Jahren viel gelernt habe und man nun zuversichtlich sei, mit Datasphere das Datenmanagement gelöst zu haben.
Mit oder ohne SAP
Das Managen von Daten und deren Strukturen ist für jeden SAP-Bestandskunden eine Pflicht, sodass viele SAP-Partner in der Vergangenheit bereits gute Werkzeuge anboten. Die meisten dieser Apps sind offen und somit geeignet für SAP und Non-SAP. Ob in der aktuellen Situation Datasphere noch eine Notwendigkeit und Existenzberechtigung hat, soll somit dahingestellt sein. SAP dürfte ähnlich denken, denn der ERP-Weltmarktführer versucht erst gar nicht, das neue Produkt zu verkaufen, sondern ergänzt damit kostenfrei die SAP Data Warehouse Cloud – Zwangsbeglückung, oder?
3 Kommentare
Roland Kramer
Hallo,
und wenn wir da gerade bei vereinfachten Adaptern sind, die auch via SDI mit HANA sogar bevorzugt funktionieren (Stichwort: konsolidierte Daten gleich auf DB Ebene lesen, und das Ergebnis nach oben in die Applikation geben). Seit ca. 10 Jahren is eine Firma Teil des SAP Kosmos geworden, deren Datenbank(en) und Replikationsmethoden wirklich gut konnten.
Ich denke, hier weiss jeder was hier gemeint ist …
https://blogs.sap.com/2020/05/07/sap-sybase-iq-the-hidden-treasure-..
Werner Dähn
Für mich klingt es eher umgekehrt zu “Jürgen Müller meinte [..], dass SAP in den vergangenen Jahren viel gelernt habe”.
Ich denken, man baut ein Lösung auf Basis von wenigen, trivialen Kunden Use Cases und verbaut sich so die Zukunft. So würde ich zumindest den aktuellen Plan charakterisieren. Das gleiche Problem ist bei anderen Produkten ebenfalls passiert. Data Intelligence ist ein gutes Beispiel dafür.
Lücken die ich zum Thema Integration gefunden habe sind:
* Data Fabric wird als virtuelle Integration beschrieben, die Technik dahinter ist heute SAP Hana Smart Data Integration (SDI). Das gibt es schon seit 7 Jahren. Es wird uns also etwas als brandneu verkauft, das in Hana, BW, DWC bereits seit langem verwendet wird. Peinlich.
* Es wurde gesagt, dass man den DPAgent von SDI loswerden möchte. Es soll nichts mehr beim Kunden installiert werden. Warum gibt es den DPAgent bei SDI? Entweder man war damals dumm oder es gibt einen logischen Grund für dessen Existenz. Wenn es den nicht mehr gibt, wie kann das SAP Cloud System die anderen Systeme erreichen? Mit SAP Cloud Connector. Dann muss der aber alle notwendigen Ports öffnen: Oracle, SQL Server, Fileshares, und 100te mehr. Da wird sich die IT freuen. Aber selbst wenn, wie liest man ein Datenbank Logfile für Change Data Capture? Der DPAgent wird dort installiert und für den ist es ein lokales File.
* Jeder Kunde hat Oracle, SQL Server, … und ein paar zusätzliche Systeme die nicht verbreitet sind. Wie bekommt man deren Daten hinein? Für SDI werden von Kunden selbst geschriebene Adapter im DPAgent installiert. Was ist das Erweiterungskonzept bei DataSphere?
* Data Governance ist ein Thema zu dem SAP seit 20 Jahren sagt, man habe die perfekte, voll integrierte, Lösung. Einfach mal auf die Produktseite von SAP Information Steward gehen. Man findet dort die identischen Aussagen.
* Die Anbindung DataBricks an DataSphere wird ebenfalls über SDI gemacht. Man hat dazu nicht einmal einen neuen Adapter geschrieben, sondern verwendet den generischen CamelJDBC Adapter. Warum wird der nicht für alle Datenbanken verwendet? Weil er nur die Dinge kann, die bei allen Datenbanken gleich sind. Darum gibt es spezifische SDI Adapter für Oracle, SQLServer, Cassandra, Soap, Twitter,… und viele andere.
* In DataSphere den Data Intelligence Unterbau komplett einzubinden, wird die Betriebskosten für SAP deutlich erhöhen. Und das obwohl Alternativen wie z.B. Snowflake existieren, die deutlich billiger und leistungsfähiger sind. Das wird nicht lange gut gehen.
* Data Governance erbringt den größten Wert, wenn alle Systeme eingebunden sind. Was hilft mir eine Impact Analyse wenn nur für die Hälfte der Systeme Informationen vorliegen? Damit ein Kunde diese Informationen in DataSphere zentralisiert, müsste die Lösung besser in allen Richtungen als andere, offene Lösungen, sein. Sonst werden Kunden z.B. OpenMetadata dafür verwenden.
Was also passieren wird, ist, dass man neue Verbindungen bauen wird, diese werden massive Einschränkungen haben (Delta! Realtime Replication! Pushdown Optionen!) und weil die gewählte Architektur eine Lösung verhindert, hat man dann die alten SDI Adapter weiterhin. In Zukunft wird es dann, so wie heute auch, einen Oracle SDA Adapter (sehr gut für Data Fabric), einen SDI Adapter (der einzige der CDC und Replikation kann), einen für Cloud Integration und dann noch zusätzlich einen DataSphere spezifischen Adapter, geben.
Ich hätte ja nur einen Adapter, den SDI Adapter, und dafür SDI deutlich vereinfacht. Da SDI auf Hana aufbaut, hat man dessen Funktionalität dann automatisch überall: Hana onPrem, Hana Cloud, S/4Hana, BW, DWC, BTP,…
Die anderen Themen, wie der neue Modeller, sind wiederum vorbildlich gemacht. Da kann sich Snowflake und Co etwas abschauen.
Peter M. Färbinger, E-3 Magazin
Den Nagel auf den Kopf getroffen! Intuitiv hat hier Werner Dähn alle Diskussionspunkte der DSAG-Technologietage 2023 in Mannheim folgerichtig zusammengefasst. Naturgemäß wurden diese berechtigen Themen nicht auf der großen Bühne während der Keynotes diskutiert, sondern erst später in den DSAG-Arbeitskreisen – dort aber konnte sich das E-3 Magazin davon überzeugen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt!