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Das SAP-Innovations-Desaster

SAP hat Potenzial. Ein E3-Autor philosophierte in der Februar-Ausgabe über eine doppelt so große SAP in wenigen Jahren, wenn nur Strategie und Personal entsprechend vorhanden wären. SAP bringt aktuell die PS nicht auf die Straße.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
15. Februar 2024
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Fürchten und Reden statt Handeln

Ende vergangenen Jahres war es mit Händen greifbar, dass sich viele Aufsichtsräte, Vorstände und Executives vor einem kommenden sehr aktivistischen Plattner-Nachfolger fürchten. Der designierte Ex-Vorstandsvorsitzende Punit Renjen hätte sicher nicht mehr als Professor Hasso Plattner in den vergangenen zwanzig Jahren operativ in die SAP-Geschäftsführung eingegriffen. Sehr wohl hätte er aber penible Aufsicht und klare Ratschläge gezeigt. Punit Renjen hätte das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden sehr gewissenhaft und engagiert gestaltet.

Renjens Aufgabe war deutlich umrissen: Alle Friends of Hasso Plattner gilt es zu verabschieden, um Platz zu machen für Kompetenz. Wenn SAP in Zukunft noch eine Chance haben will, dann hätte Punit Renjen ein aktivistischer Aufsichtsratsvorsitzender werden müssen und ganz im Sinne des Wortes handeln: stringente Aufsicht ausüben und gute Ratschläge geben.

Das Manager Magazin fasste vergangenes Jahr die Situation für einen anderen Aufsichtsratsvorsitzenden zusammen: Ex-SAP-CEO und aktuell Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens, Jim Hagemann Snabe, traf auf der Kapitalseite vor allem Friends of Gerhard Cromme, des vorangegangenen Chefkontrolleurs. Aktuell leitet Snabe den Aufsichtsrat und das Manager Magazin zitiert ihn: „Ich suche Kompetenzen und nicht Namen von Menschen, die ich gut kenne.“ Eine ähnliche Aufgabe hätte auch Punit Renjen vor sich gehabt, wollte er SAP voranbringen und jenseits von Hana und S/4 zum Erfolg führen.

Aber aktuell wird bei SAP viel geredet und so wurde auch ein möglicherweise aktivistischer Punit Renjen wegdiskutiert. Der Aufsichtsrat der SAP hat kurzfristig Ala-Pietilä für eine zweijährige Amtszeit zur Wahl am 15. Mai vorgeschlagen und er soll, sofern er gewählt wird, auch die Rolle als künftiger Vorsitzender des Aufsichtsrats übernehmen. SAP und Punit Renjen haben entschieden, sich im gegenseitigen Einvernehmen zu trennen. Grund waren die unterschiedlichen Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender, für die Punit Renjen vorgesehen war. Punit Renjen hat sich daher entschlossen, sein Mandat im SAP-Aufsichtsrat mit Wirkung zum Ende der SAP-Hauptversammlung im kommenden Mai niederzulegen.

Viel geredet wurde bei den DSAG-Technologietagen in Hamburg auch über KI. Während DSAG-Technikvorstand Sebastian Westphal und SAP-Technikvorstand Jürgen Müller angeregt über offene Baustellen, mögliche Lösungswege und fehlende Roadmaps philosophierten, wartete das Publikum auf konkrete Antworten – vergebens.

SAP will, kann aber nicht KI

Durch die schnelle und einfache Verfügbarkeit von ChatGPT nahm das Thema künstliche Intelligenz (KI) seit November 2022 sehr viel Fahrt auf. Offen bleibt aber vielfach aus DSAG-Sicht, was KI in Form von konkreten Anwendungen bedeutet. Dabei wurde KI bereits weit vor dem Hype um Generative KI und Large Language Models (LLMs) eingesetzt, um etwa SAP-Prozesse zu automatisieren oder um Cyberbedrohungen mittels Machine- und Deep-Learning-Modellen besser zu erkennen.

Jürgen Müller hätte es in der Hand gehabt, die 3000 DSAG-Mitglieder zu überraschen und ein Zeichen zu setzen, wenn er gemeinsam mit Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis und Signavio-Mitgründer Gero Decker auf die Bühne gekommen wäre. Bei einer Handelsblatt-Veranstaltung Ende vergangenen Jahres schwärmte Jonas Andrulis von dem Potenzial seines Large Language Model und des Process Mining von Signavio. Diese Kombination wäre ein Gamechanger und würde in der B2B- und ERP-Welt weit über ChatGPT hinausreichen.

AI Core und Launchpad auf der BTP

Noch ist aber nicht alles verloren! SAP-Technikvorstand Jürgen Müller bemüht sich um nachhaltige Effekte. Positiv in diesem Zusammenhang ist daher die Bekanntgabe des Generative-AI-Hubs bei der vergangenen SAP-TechEd in Bangalore, Indien, durch Jürgen Müller zu bewerten. Die auf der SAP Business Technology Platform (BTP) existierenden SAP AI Core und SAP AI Launchpad werden um diesen Generative-AI-Hub erweitert, um die Anbindung an externe LLMs, genau genommen zunächst Open AI, anzusteuern. Zudem ist die Abrechnung über ein eigenes Preismodell (AI Units) geplant.

Leider ist dieses technische Konzept von Jürgen Müller nur die halbe Wahrheit. Für erfahrene SAP-Bestandskunden läuten hierbei die Alarmglocken: Was ist mit der indirekten Nutzung, wenn SAP-generierte Daten an Fremdsysteme von Open AI weitergereicht werden? Und wie steht es um die Compliance, DSGVO etc.?

Reparatur durch finanzielle Anreize

SAP hat zu Beginn des neuen Jahres verschiedene Ressourcen, Services und finanzielle Anreize vorgestellt, die Kunden helfen sollen, auf die Cloud umzustellen und so mit dem Innovationstempo Schritt zu halten. Das Programm Rise Migration and Modernization soll Unterstützung bieten. Das Wartungsende für einige zentrale SAP-Lösungen ist mit 2027 klar definiert und damit absehbar. Unverändert sind viele Fragen offen, wie die zukünftigen Services und Lösungen tatsächlich realisiert werden – und Unternehmen benötigen funktionierende Lösungen, bevor sie migrieren können.

Um den Investitionen von SAP-Bestandskunden Rechnung zu tragen und die Kosten für die Migration und Transformation auszugleichen, kündigte SAP ein zeitlich befristetes Angebot an, mit dem sich die Migrationskosten um bis zu 50 Prozent verringern lassen. Bis Ende 2024 erhalten S/4- und ECC-Kunden beim Umstieg auf Rise oder Grow spezielle Gutschriften, die sie auf Wartungskosten, Cloud-Services oder Cloud-Subskriptionen anrechnen lassen können.

Konsistenz über alle BTP-Services hinweg

Bei der BTP vermissen laut dem Anwenderverein DSAG die SAP-Bestandskunden noch eine serviceübergreifende Strategie sowie die Konsistenz über alle BTP-Services und deren Zusammenspiel hinweg – um die BTP sowohl in unternehmensweiten, mehrstufigen Architekturen noch eindeutiger als Plattform als auch mit den zugehörigen Business-Services integrieren zu können. Diese wichtige Plattformdiskussion wird nun auf dem Steampunk- und BTP-Summit der SAP-Community am 28. und 29. Februar in Heidelberg weitergeführt. Jetzt hier anmelden!

So sind z. B. das Monitoring und Logging der einzelnen BTP-Services noch nicht einheitlich ausgeprägt und auch eine durchgängige Cloud-Identity-Management-Strategie ist nach Angaben der DSAG noch nicht Realität. Zudem würden eine einheitliche Zugriffsstrategie vom SAP-Support auf die Lines-of-Business(LoB)-Services, eine einheitliche Übersicht der BTP-Services inklusive deren Verfügbarkeit in den Preislisten sowie eine zügige Integration von Lösungen wie beispielsweise Signavio als echtem, vollintegriertem BTP-Service die operative Nutzung der BTP erleichtern. Zusammenfassend gilt: Für das Zusammenspiel von LoB- und BTP-Services muss eine einheitliche Strategie erarbeitet, umgesetzt und kommuniziert werden. Darin sieht die DSAG einen wichtigen Ansatz, den es auszubauen gilt.

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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren. Alle Informationen zum Event finden Sie hier:

SAP Competence Center Summit 2024

Veranstaltungsort

Eventraum, FourSide Hotel Salzburg,
Am Messezentrum 2,
A-5020 Salzburg

Veranstaltungsdatum

5. und 6. Juni 2024

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2024, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.