Customer Evolution


Wer sich die Mühe macht, Zeit und Ressourcen hat, der findet bei SAP zahlreiche und mannigfaltige Dienstleistungen und IT-Services für eine sichere und erfolgreiche Roadmap in Richtung Hana und S/4. Die aktuellen Zahlen aus dem Investitionsreport 2025 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG e. V.) zeigen sehr wohl eine Zunahme der S/4-Hana-Akzeptanz. Der ganz große Erfolg blieb aber bis heute dem ERP-Weltmarktführer verwehrt. Wird S/4 zehn Jahre nach der erstmaligen Präsentation in New York, USA, trotz Rise und Grow zum SAP’schen Waterloo?
Die Schlacht bei Waterloo vom 18. Juni 1815 war die letzte Schlacht Napoleon Bonapartes. Sie fand etwa fünfzehn Kilometer südlich von Brüssel in der Nähe des Dorfes Waterloo statt. Die Niederlage der von Napoleon angeführten Franzosen gegen die alliierten Truppen unter dem britischen General Wellington und dem preußischen Feldmarschall Blücher beendete Napoleons Herrschaft der Hundert Tage und führte mit dessen endgültiger Abdankung zum Ende des Französischen Kaiserreichs. Die Herrschaft von SAP-Chef Christian Klein steht aktuell nicht zur Diskussion. Viel zu mächtig ist das R/3- und ECC-Erbe von Dietmar Hopp, Hasso Plattner und auch Henning Kagermann. SAP steht auf solidem Fundament – auch wenn der S/4-Hana-Überbau wenig überzeugt. Warum nur?
SAP-Chef Christian Klein setzt auf Cloud Computing, KI und Plattformen wie BTP (SAP Business Technology Platform) und BDC (SAP Business Data Cloud). Diese Botschaft kommt bei Finanzanalysten ganz hervorragend an. In den vergangenen 24 Monaten entwickelte sich der SAP-Aktienkurs äußerst erfolgreich und zur großen Zufriedenheit aller Investoren. Unsicher ist lediglich das alte Ziel der Finanzanalysten der Deutschen Bank von 300 Euro pro Aktie. Die Zolleskapaden des amerikanischen Präsidenten Donald Trump haben die SAP-Aktie beschädigt und ordentlich gebeutelt.
S/4 als ERP-Programm der nächsten Generation trägt wenig zur Euphorie bei – und das ist nur zum Teil ein Versagen oder die Schuld von SAP selbst. Themen wie Cloud, KI und IT-Plattformen lassen sich plakativer und direkter kommunizieren. Hierbei finden sich schnell überzeugende und bildliche Beispiele. Die Erklärung eines umfassenden und weitreichenden ERP-Systems ist zeitaufwändig, komplex und wenig unterhaltsam. SAP hat es verabsäumt, den mühevollen Weg der Bildungsarbeit und Aufklärung zu gehen. SAP hat hinreichend gute Services wie Customer Evolution, CCoE (Customer Center of Expertise) oder SAP for Me aufgesetzt, aber wenig Erhellendes zu deren Anwendungen, Zielen und Visionen kommuniziert. SAP ist das „Warum nur“ schuldig geblieben. Die Aufklärung blieb aus: Der mühsame Weg des Platon aus der Höhle ans Licht fand unter Christian Klein nie statt!
Der Weg – Customer Evolution – ins Licht aus der R/3-Höhle ist anfangs schmerzhaft, weil das Licht blendet. Dann aber weitet sich der Blick und in der erhellenden Umgebung erkennt der ERP-Anwender die wahre Gestalt der Dinge – so passiert die Aufklärung zumindest im Höhlengleichnis von Platon. Und bei SAP?
Es gibt die Aufstiegshilfen aus der R/3- und ECC-Höhle in Form von CCoE, SAP for Me und vielen weiteren Programmen und Dienstleistungen, aber deren Existenz wurde in der SAP-Community nicht kommuniziert. Den simplen Vorsatz „Tue Gutes und rede darüber“ negieren Christian Klein und seine SAP.
Erfahrene SAP-Bestandskunden sehen naturgemäß weitere Stolpersteine auf dem Weg ins ERP-Licht: Lizenzen! Für seine technisch wertvollen Produkte hat es SAP nicht geschafft, ein transparentes und gut orchestriertes Lizenzsystem zu entwickeln. Die betriebswirtschaftliche, organisatorische und technische S/4-Roadmap ist immer noch mit zahlreichen Lizenzfallen und Unwägbarkeiten gepflastert. Customer Evolution scheint unter der Prämisse „Koste es, was es wolle“ entstanden zu sein – ein Weg, den sich aktuell viele SAP-Bestandskunden nicht leisten können.
Die Versäumnisse sind derzeit nur gering spürbar, sie werden aber bis 2030 sichtbarer und danach zum Klotz am Bein. Ganz offen und direkt hat es der Anwenderverein DSAG vor wenigen Wochen auf den Technologietagen 2025 in Wiesbaden, Deutschland, ausgesprochen: Bei allen gut gemeinten und sinnvollen SAP-Angeboten, -Dienstleistungen und -IT-Services gibt es immer auch eine Exitstrategie. „Viele Wege führen nach Rom“ lautet ein Sprichwort. Wenn Christian Klein es verabsäumt, Gutes zu tun und darüber auch zu reden, dann könnte die Customer Evolution zu eine SAP-ERP-Exit werden.