Aus Borkenkäfern werden moderne Fertiger
Es ist noch nicht allzu lange her, da saß ich im Kundengespräch. Mit meinem Gegenüber, einem promovierten Maschinenbau-Ingenieur, wollte ich einen Folgetermin vereinbaren. Ich holte mir dazu mein Smartphone aus der Tasche, der Dr.-Ing. griff in sein Jackett und zog ein auf A6 gefaltetes Papier hervor. Er entfaltete es auf DIN A3. Es war sein Desktop-Kalender, den er ausgedruckt hatte. Er merkte, dass ich etwas verwundert dreinschaute.
Meiner Frage zuvorkommend meinte er: „Nicht, dass Sie sich wundern. Mein Spitzname in der Firma ist Borkenkäfer.“ Er spürte sofort, dass ich damit noch weniger anfangen konnte. „Nun“, reagierte er auf meinen fragenden Blick, „ich bin in der Firma bekannt dafür, dass ich alles ausdrucke. Auch Dinge, die sich vielleicht sogar besser am Rechner und online erledigen lassen. Ausdrucken schädigt ja bekanntlich den Wald. Oder anders ausgedrückt: Der Borkenkäfer schädigt den Wald. Ich schädige den Wald mit meiner Leidenschaft für bedrucktes Papier. Daher also Borkenkäfer.“
Ich musste schmunzeln. Gleichzeitig machte mich das Ereignis nachdenklich. Denn eine Erfahrung für mich als Partner für die Digitalisierung ist die: viele Fertigungsunternehmen der Metallbranche stehen dem Borkenkäfer auch heute noch verdächtig nahe. Bei den Mengen an Papier, die für einen Auftrag bedruckt werden, frage ich mich bisweilen, ob dem auch eine entsprechende Menge an Fertigungsprodukten gegenübersteht.
In der Coronakrise wird zusätzlich deutlich, wo viele Fertigungsunternehmen heute noch stehen. Während sich viele Großeltern wegen der Distanzregeln heute mit modernen Technologien auseinandersetzen, weil sie vielleicht nur mit ihren Kindern und Enkelkindern von Angesicht zu Angesicht sprechen können, wenn sie entsprechende Apps auf ihrem Smartphone installiert haben, bauen viele Unternehmen immer noch auf Papier und Barcodes. Statt die Vorteile der Digitalisierung zu erkennen und zu nutzen, drucken sie Papier – und perpetuieren die Nachteile dieser veralteten Technologie damit in ihre betriebliche Zukunft.
Doch mit Zukunft im eigentlichen Sinne hat das nichts zu tun. Denn wer bei seinen Prozessen auf bedrucktes Papier baut, hat die Zukunft schon verspielt. Natürlich kann man sich eine Lagerliste (Wann kommt welche Ware?) auch auf Papier ausdrucken.
Im Moment, wenn die Liste den Drucker verlässt, ist sie aber häufig schon veraltet. Wo steht ein Produktionsauftrag? Um das zu erfahren, muss ich in die Produktion gehen – in vielen Unternehmen steht da heute nicht einmal ein Telefon! Begründung: Bei den Lautstärken wäre die Telefon-Kommunikation sowieso schwierig.
Ausgereift und innovativ:
Kein Widerspruch!
Digitalisierung bedeutet in einem datentechnisch voll integrierten Prozess, immer alle notwendigen Informationen zur Verfügung zu haben. Eine integrierte Lösung ohne Medienbrüche (zwischen ERP, PPS, MES, BDE, LVS und Excel) bietet vom Angebot über die Bestellung und die Fertigung bis zur Auslieferung und Fakturierung eine transparente Logistikkette, die es möglich macht, auf Knopfdruck sehen zu können, wo jeder Auftrag – und damit das Unternehmen – steht.
Solche Lösungen gibt es. Und sie funktionieren auch in vielen Unternehmen im produktiven Betrieb. Wichtig ist dabei, auf die richtigen Partner zu setzen. Einen Softwareanbieter, der dafür sorgt, dass die Investition in die Digitalisierung auch für die Zukunft gesichert ist. Und einen Partner für die Implementierung, der die besonderen Herausforderungen der Fertigungsunternehmen kennt.
Aber die Technik ist bei der Implementierung nur ein Aspekt. Wer nur die technischen Aspekte sieht, kann sich schnell verrennen. Um digitale Potenziale voll ausschöpfen zu können, braucht es eine ganzheitliche Strategie und die Unterstützung aller Mitarbeiter. Und eine Lösung, die gleichzeitig ausgereift und innovativ ist. Das gibt es.