Integrationsversprechen einlösen!
Schon immer war Integration ein Versprechen von SAP an seine Kunden. Tatsächlich ist ein wesentlicher Grund für den Erfolg von R/3 und allen Folgeprodukten deren Fähigkeit, die Kernmodule eng miteinander zu verbinden und so integrierte Standardprozesse zu unterstützen.
Noch immer entscheiden sich Unternehmen auch aus diesem Grund für ein ERP-System von SAP.
Allerdings hat sich mittlerweile die Situation gewandelt. Zwar spielt heute und auch in Zukunft ERP-Software eine zentrale Rolle in der Unternehmens-IT, doch rückt eine Reihe weiterer Themen in den Fokus.
Firmen investieren in zusätzliche Lösungen für das moderne Personalmanagement, um Talente zu gewinnen, zu halten und weiterzuentwickeln. Ferner fließen Investitionen in Software zum Management des Kundenerlebnisses (Customer Experience Management).
Methoden und Tools zur Datenanalyse fehlen heute bei keinem Digitalisierungsvorhaben, und zu ihnen gesellen sich immer mehr Verfahren der künstlichen Intelligenz wie etwa das maschinelle Lernen.
Des Weiteren interessieren sich SAP-Nutzer für Plattformen, mit denen sie Anwendungen schaffen können, die vernetzte Geräte, Maschinen und Fahrzeuge im Sinne des Internets der Dinge einbinden.
Bekanntlich mischt SAP mittlerweile in all diesen Lösungssegmenten mit. Einerseits, um die Kundennachfrage zu bedienen, und andererseits, um nicht dem Wettbewerb allein das Geschäft zu überlassen.
Viel gekauft, zu wenig integriert
Durch Zukäufe hat der Anbieter eine große Zahl an unterschiedlichen Systemen erworben, darunter unter anderem Ariba, SuccessFactors, Hybris und CallidusCloud.
Und mit Qualtrics kaufte SAP gleich eine ganz neue Kategorie von Lösungen für das Management des Kundenfeedbacks. Wie viele Analysten erwarten auch wir, dass damit noch nicht Schluss ist und weitere Akquisitionen folgen werden.
Ohne Frage haben die von SAP gekauften Lösungen ihre Berechtigung und finden auch ihren Käufer. Sowohl die Kunden als auch SAP selbst müssen einem dynamischen Markt, der Kundennachfrage, dem Wettbewerb und den technischen Innovationen Rechnung tragen.
Doch jedes der von SAP erworbenen Systeme verfügt über ein eigenes Datenmodell, einen anderen technologischen Aufbau, Verwaltungsfunktionen und Bedieneroberfläche.
Dies erfordert eine gute Integration. Bislang hat sich SAP jedoch viel um Zukäufe und vergleichsweise wenig um die Harmonisierung der unterschiedlichen Produkte gekümmert.
Doch eine möglichst nahtlose Verbindung der vielen Systeme ist entscheidend, und zwar sowohl für den langfristigen Erfolg von SAP als auch den seiner Partner und natürlich für die Kunden.
Der Grund: Erst durch eine Integration, die eine Ende-zu-Ende-Prozesssteuerung vom Backend bis in die funktionsspezifischen Abläufe in Vertrieb, Marketing und Service erlaubt, bietet SAPs Portfolio wirkliche Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten.
Im Vergleich zu den Angeboten des Wettbewerbs schneiden die SAP-eigenen Applikationen für Customer Experience Management und Human Capital Management nicht immer besser ab.
Wenn der Integrationsaufwand beim SAP-Produkt nicht sehr viel geringer ist als bei einem Konkurrenzprodukt, kann SAP nicht wirklich sein Versprechen einlösen, alles aus einer Hand bieten zu können.
SAP hat Besserung gelobt. Anhand von fünf Kernprozessen, wie „Source to Pay“ und „Lead to Cash“, will der Softwarekonzern demonstrieren, dass er es versteht, die eigenen und die erworbenen Systeme zur Unterstützung von Ende-zu-Ende-Prozessen zu verschalten.
Integration umfasst hierbei, Stammdaten zu synchronisieren, den Datenaustausch zwischen Programmen zu ermöglichen, Funktionen der Anwendungen zu verbinden sowie die Benutzeroberflächen zu harmonisieren.
Es hat jedoch eine Weile gedauert und bedurfte erst der Kritik vieler Kunden, bis SAP sich nun aufmacht, das Integrationsversprechen einzulösen. Nun wird es auf Details ankommen.