SAP + OSS + OST = PASSST SOO!
Vor Kurzem stand auf der Meinungsseite dieses Magazins, dass eine OpenStack-Euphorie existiere. Wenn in der Bedeutung von ευφορία eine „überschwängliche Gemütsverfassung“ gemeint ist, bin ich anderer Auffassung.
Ich sage: Es existiert im Markt ein OpenStack-Optimismus, der begründet ist.
Warum ist Open Source Software interessant? Ich benutze hier die Bezeichnung Open Source Software womöglich etwas salopp, meine aber die strenge Definition von freier Software (free software) der Free Software Foundation (1985).
Wichtig ist, dass die Software frei benutzt, geteilt, studiert und – sehr wichtig! – modifiziert werden kann: freedom to use, share, study and modify.
Das ist nur mit quelloffener Software möglich. Hier ist es zweitrangig, ob man für die Software irgendwie zahlen muss. Die Zweideutigkeit der englischen Sprache – free, as in freedom, oder free, as in free beer – schlägt in der deutschen Sprache eh nicht zu.
Durch den Zugang zum Quellcode und die Möglichkeit zu modifizieren kann ein Produkt entstehen, das in Sachen Funktionalität, Integrierbarkeit, Stabilität, Qualität, Robustheit und oft auch Skalierbarkeit und Verfügbarkeit kommerziellen Produkten ebenbürtig sein kann – oft sogar überlegen ist.
So ist Linux zu einem sehr verbreiteten Betriebssystem gereift. Heute laufen bei Cloud-Installationen etwa drei Viertel aller Server unter Linux. Weil gut genug gut genug ist und weil die Community Vertrauen genießt.
Warum ist OpenStack interessant?
OpenStack ist ein OSS-Cloud-Betriebssystem und eine Ablaufumgebung. Es ist von Linux abgesehen das größte und ambitionierteste OSS-Projekt.
Vieles ist von Anfang an richtig gemacht worden, so stimmen sowohl Governance-Modell und -Prozesse, das Verfahren für Code-Reviews, die Integrationstests, die Automatisierung aller Verfahren usw.
Das – gepaart mit den architektonischen Vorteilen: Modularität, Flexibilität, Inkubationsfähigkeit – führt zu einer enormen Innovationsgeschwindigkeit.
So werden nach und nach die Schwächen in Skalierbarkeit, Verfügbarkeit, Sicherheit, Automatisierung ausgemerzt. Das ist auch der Grund, warum wir uns bei Fujitsu entschieden haben, OpenStack als Grundlage für unsere Cloud-Plattform der nächsten Generation zu nehmen.
Wir sind aktiv in der Community und tragen zu der Weiterentwicklung von OpenStack viele Enterprise-Eigenschaften bei. OpenStack ist hinreichend vollständig und robust für viele Einsatzfälle.
Warum ist das alles von Bedeutung für SAP?
OpenStack bietet eine attraktive Umgebung für höhere Schichten des Stacks: alles, was das Cloud-Herz begehrt: Virtualisierung (VM-s, Docker, Rocket), PaaS (Cloud Foundry), Big Data Platform (Hadoop), Cluster Management (Kubernetes, Mesos), Orchestrierung (TOSCA), Service-Kataloge (Murano), Anwendungsmonitoring (Monasca).
Das kann nicht nur geliefert, sondern auch betrieben werden. Damit kommen wir auch in SAP-Domänen an. Nicht von ungefähr ist SAP selbst aktiv in etlichen der genannten OpenStack-Projekte.
Besonders klare Einsatzmöglichkeiten existieren für die Hana Cloud Platform (HCP) oder Hana Enterprise Cloud (HEC).
Perfekt ist das alles noch nicht, aber OpenStack ist kaum fünf Jahre alt. SAP-spezifische Fähigkeiten (wie etwa SAP Application Deployment, System Cloning, Accounting, Applikations-Hochverfügbarkeit) stehen noch nicht zur Verfügung.
Das enorme Potenzial für SAP (sowohl für die Software als auch für das Unternehmen) ist aber klar sichtbar: OpenStack auf Linux kann die perfekte SAP-Infrastruktur werden.
Das Stack-Modell der IT wurde nicht umsonst erfunden. Manchmal schafft man vollständige Stacks, für gewöhnlich ist es vorteilhafter, wenn jedes Unternehmen sich in Teilen des Stacks engagiert.
Insbesondere wenn die Grundlagen und die Infrastruktur bereits gelegt sind. Die Infrastruktur entwickelt sich mit der Zeit und die eigene Wertschöpfung verschiebt sich in der Regel nach oben. Und unten kann in vielen Fällen Open Source die Aufgaben übernehmen. Auch für SAP gilt das.
Das passst soo!