SoH2oP – und Intel ist der Verlierer!
Anfang dieses Jahres war der Jubel unter unseren weltweiten CCC-Leitern und Basis-Mitarbeitern groß. Die IBM-Power-Fraktion sah das Licht am Ende des Tunnels.
Es war offensichtlich, dass Hana on Power (HoP) irgendwann Realität wird. In den vergangenen drei Jahren gab es zu viele Gerüchte, um die Tatsache zu bestreiten, dass intensiv an einer Lösung gearbeitet wird.
Ich selbst erkundigte mich regelmäßig in Walldorf – leider habe ich nach Potsdam zum HPI (Anm. d. Red.: Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam) weniger gute Verbindungen.
Und in Walldorf war es sehr schwierig, an Antworten zu gelangen. Zwei Unsicherheitsfaktoren gab es: Erstens, wie weit ist der Hana-Code tatsächlich für Intel Xeon optimiert und davon abhängig, sowie zweitens, nach dem Desaster mit IBM DB2 Blu: Gibt es wieder eine vernünftige Gesprächsbasis zwischen IBM und SAP bezüglich Hana?
(Anm. d. Red.: Blu ist die In-memory-Computing-Erweiterung für DB2, die kostenlos an SAP/IBM-Bestandskunden abgegeben wird, was in einigen Fällen gegen Hana gerichtet sein kann.)
Offiziell gibt es HoP für BW. Theoretisch und experimentell möglich ist „Suite on Hana on Power“.
Ein Schlüssel für das „Hana Enablement“ ist Linux. Natürlich war von Beginn an eine Linux-Version für alle Intel-Prozessoren verfügbar, aber auch für viele andere Plattformen, sodass eine parallele Entwicklung der Hana-Datenbank möglich gewesen wäre.
Die enge Partnerschaft zwischen Intel und SAP sowie die großzügige Unterstützung durch Intel für das HPI waren eine konzeptionelle Vorgabe.
Hinzu kam die Geheimhaltung durch SAP und Professor Hasso Plattner. Anfangs wurde den Partnern wie Intel und Suse Linux nur von einem Nachfolgeprojekt für den BWA berichtet (Anm. d. Red.: BWA ist der Business Warehouse Accelerator, eine Hardware-Appliance zur Beschleunigung des SAP BW).
Erst viel später erfuhren die beteiligten Entwickler, dass daraus eine eigenständige Datenbank und in der Folge eine Plattform für die nächste Generation an ERP-Software entstehen soll.
Hasso Plattner und seine Mitarbeiter am HPI legten sich von Beginn an auf Intel fest. Was die Entwicklung auch wesentlich erleichterte und Hana schnell machte.
Aber diese Intel-Xeon-Zentrierung erschwerte später dann die Adaptierung für eine virtuelle Umgebung unter VMware. Von vielen Kunden gefordert mühte sich SAP lang ab, eine stabile Hana-Version für virtuelle Server zur Verfügung zu stellen.
Der Code wurde damals das erste Mal überarbeitet. Offensichtlich war die Adaptierung für IBM-Power-Prozessoren weniger aufwändig, denn von spektakulären Ausfällen und Anomalien hörte ich nichts.
Bei der ersten Version von Hana auf VMware hatten wir in unserem Labor das Phänomen, dass mitunter die Virtualisierung schneller war, aber auch nicht ganz stabil und rechengenau.
Natürlich erreichten mich in diesem Sommer auch Fragen bezüglich einer Hana-Version auf Microsoft Windows. Technisch wäre auch das möglich, es würde aber marktpolitisch keinen Sinn machen:
Microsoft kann kein Interesse haben, einen weiteren Mitbewerber zum SQL-Server aufzubauen, und SAP hat ebenfalls nicht viel Ambitionen, die Windows-Server-Plattform zu fördern – das Verhältnis zu Suse Linux ist ganz ausgezeichnet und soll sogar noch ausgebaut werden.
Mit OpenStack und weiteren Open-Source-Projekten will man auch VMware – ähnlich wie Oracle – aus der SAP-Community drängen. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben der Walldorfer! Aber momentan existiert eine OpenStack-Euphorie.
Ich erwarte somit für 2016 eine veritable Auseinandersetzung um die effizienteste RZ-Virtualisierung (nicht nur Server, sondern auch Storage und Netzwerk) sowie um die preiswerteste Hybrid Cloud, denn mit der Freigabe von AWS, Azure und sehr bald einem adäquaten Google-Angebot wird es ein Preiskampf in der Wolke werden.
SAP wird hier in den Anbieterwettstreit massiv mit eigenen Vorstellungen eingreifen und Suse Linux sowie die ganze Open-Source-Community sich an die Seite holen – OpenStack ist erst der Anfang!
Weniger elegant will SAP das Thema indirekte Nutzung lösen. Momentan schaut es nach zahlreichen Individuallösungen aus, die ganz nach persönlichen Vorlieben und strategischen Gedanken geprägt sind.
Das Chaos ist perfekt, denn wie soll eine Hybris-E-Commerce-Lösung verkauft werden, wenn Millionen Onlinenutzer in den Verdacht der indirekten Nutzung kommen.
Letztendlich müsste die halbe IT-Welt nach Walldorf Indirekte-Nutzungs-Lizenzen überweisen, weil mittlerweile Ariba, SuccessFactors, Hybris, Fieldglass und Concur auf Walldorfer Software beruhen – für die Anwender, aber auch SAP eine verhängnisvolle Affäre.