„C/4HANA“ ohne Kopf
SAP hat mit Hana eine gute Datenbankplattform und hat mit viel Geld in der Vergangenheit mehrere Softwareunternehmen zugekauft. Nun scheint die Zeit der Konsolidierung anzustehen: Das neue CRM soll eine Struktur, eine Strategie und einen Kopf bekommen!
Die weltbesten ERP-Programmierer arbeiten für SAP. Aus technischer Sicht ist SAP über jeden Zweifel erhaben. Aber ein neues CRM-Programm aus zahlreichen Altlasten und ebenso vielen Zukäufen zu konstruieren ist eine andere Dimension.
Zuerst müssen die SAP-Techniker die Altlasten analysieren und die zugekauften Algorithmen verstehen. Es ist eine bekannte Sisyphusaufgabe, fremde Algorithmen zu begreifen.
Viele Wiederbelebungsversuche von Alt-Software sind schon gescheitert – am Ende entschied man sich dann nur allzu oft fürs Neuprogrammieren! SAP-Chef Bill McDermott und CFO Luka Mucic betonten die hervorragende Prozesskompatibilität aller zugekauften Software-Komponenten.
Und wirklich: Über Schnittstellen auf Basis von NetWeaver PI (Process Integration) und der Hana Cloud Platform (HCP) war schon vieles möglich – aber das neue SAP’sche CRM „C/4 Hana“ soll ein konsistenter End-to-End-Prozess ohne Medienbruch werden.
dDer Aufwand für SAP wird gewaltig sein und die Gefahr ist groß, dass am Ende ein CRM-Konstrukt ohne klare Linien und ohne Kopf dasteht.
Brauchen die SAP-Bestandskunden ein derartiges eierlegendes Wollmilch-CRM? E2E, am Anfang C/4, am Ende S/4, mag faszinieren. Der technische, organisatorische und betriebswirtschaftliche Aufwand könnte unüberschaubar werden.
Vielleicht wollen nicht alle Mitarbeiter in diesem E2E-Prozess mit SAP-Software arbeiten? Eine konsolidierte Datenbasis mit dem SAP Data Hub ist sicher sehr sinnvoll, aber warum nicht am Anfang einen Online-Shop von Adobe/Magento, dann ein CRM von Salesforce, etwas Predictive Analytics aus Hana PAL, und Configure-Price-Quote-Software von einem SAP-Partner wie Schaarschmidt etc.
Bestandskunden wollen entweder Best-of-Breed mit dem SAP Data Hub oder ein CRM mit Hand, Fuß und Kopf. Die technische, organisatorische und betriebswirtschaftliche Konsolidierung von Hybris über Gigya bis Callidus – die SAP-Zukäufe der vergangenen Jahre – erscheint als Mammutaufgabe:
Man vergleiche die Bemühungen von SAP, die zugekaufte Software Hybris mit ERP/ECC 6.0 zu synchronisieren – ein Vorhaben, das heute noch viele SAP-Bestandskunden beschäftigt.