Information und Bildungsarbeit von und für die SAP-Community

Vom System of Record zum System of Understanding

Die richtige Information im richtigen Prozess in Echtzeit verfügbar zu haben ist ein nachhaltiger Erfolgsparameter. Stefan Zeitzen, Geschäftsführer der SER Group, erläutert im Interview die Bedeutung von Enterprise Content Management für SAP-Anwender.
E-3 Magazin
1. Februar 2021
[shutterstock: 746441509, Dmitriy Rybin]
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ECM gibt es viele, aber was sind für einen SAP-Bestandskunden die wichtigsten Kriterien in Kombination mit SAP Suite 7 oder S/4 und Ihrem ECM-Produkt Doxis4?

Stefan Zeitzen; SER: Wie Sie schon sagen, die Betonung liegt auf dem Wort „Kombination“ von ECM und SAP. Die Dokumenten-Management-Funktionalität in SAP ist nur rudimentär ausgebildet – ein ECM ist hier schier eine notwendige Ergänzung, die darüber hinaus aber viele zusätzliche Mehrwerte mit sich bringt, von Compliance bis Usability.

Mit dem ECM wird für den klassischen SAP-Anwender erst eine umfassende Sicht auf den Geschäftsvorgang möglich. Denn dazu gehören nicht nur die Transaktionsdaten aus dem SAP, sondern eben auch die Dokumente, die mit einem Auftrag, einer Lieferung oder Bestellung einhergehen. Diese Dokumente liegen typischerweise nicht in SAP, sondern in E-Mail-Postfächern, Fileverzeichnissen, im CRM oder gar in Papierform vor.

Einen zentralen Einstiegspunkt zu schaffen, der als Single Source of Truth Zugang zu allen benötigten Informationen liefert und zudem dabei hilft, Prozesse zu automatisieren und Audit-sicher zu machen, ist definitiv ein wichtiges Kriterium, warum sich SAP-Kunden für ein ECM entscheiden. Dass die Kombination SAP ERP und Doxis4 sinnvoll ist, zeigt auch ein Blick in unsere Kundenstatistik: Über 70 Prozent der SER-Kunden haben Doxis4 und SAP integriert.

Unterscheidet sich die Implementierung hinsichtlich Suite 7 mit AnyDB und S/4 auf Basis der Hana-Plattform?

Zeitzen: Im Prinzip ja. Aber: Unsere ECM-Lösung hat beispielsweise eine eigene Infrastruktur und ist technologisch von der SAP-Plattform unabhängig. Es spielt also keine Rolle, welche Datenbank dahinter liegt. Wenn wir die Business Suite 7 mit S/4 und der SAP Cloud Platform vergleichen, ergeben sich allerdings Unterschiede bei der Implementierung. Mit S/4 kommt eine moderne Benutzeroberfläche mit neuen Technologien.

Das erfordert eine neue Art der Integration, die in unserem Fall die Doxis4 SmartBridge for SAP übernimmt und z. B. eine übergreifende Anlagenliste für Fiori Apps bereitstellt, die es so in Fiori nicht mehr gibt. Ein zusätzlicher Vorteil ist: Lösungen wie z. B. die Rechnungsverarbeitung funktionieren in beiden Welten und können im Prinzip reibungslos mitmigrieren – Unternehmen, die Dokumente und Daten aus SAP archivieren und so ihre bestehenden SAP-Systeme entschlacken, kann das auch beim Wechsel von R/3 zu S/4 helfen.

SER und SAP: Was sind aus Ihrer Sicht die SER-Alleinstellungsmerkmale?

Zeitzen: Ein Alleinstellungsmerkmal ist unsere SAP-Expertise! SER ist seit über 30 Jahren zertifizierter SAP-Partner und entwickelt auf Basis dieser langjährigen Produkterfahrung und Schnittstellen-Expertise zahlreiche Lösungen für durchgehend digitale Geschäftsprozesse, die im Mittelstand und in Konzernen zum Einsatz kommen.

Die zertifizierten Doxis4- Konnektoren und Add-ons für SAP sorgen dabei für intelligent automatisierte Prozesse im ganzen Unternehmen und vereinfachen und beschleunigen die Arbeit für die Anwender – und zwar SAP- und Non-SAP-Anwender, indem wir eine 360-Grad-Sicht auf den jeweiligen Geschäftskontext erzeugen.

Auch Abteilungen ohne SAP-Zugriff müssen den Gesamtüberblick über Geschäftsprozesse und damit verbundene Informationen haben, genauso wie SAP-Anwender auf Dokumente außerhalb von SAP zugreifen müssen. Die Brücke zwischen beiden schlägt Doxis4, das die benötigen Informationen aus SAP, CRM, E-Mails, Filesystemen etc. verknüpft und eine Rundum-Sicht auf den Vorgang erstellt.

Braucht jeder SAP-Bestandskunde ein ECM-System oder geht es auch mit SAP-Bordmitteln?

Zeitzen: Dokumente fallen nicht ins Spezialgebiet von SAP. Doch Geschäftsprozesse bestehen nicht nur aus Daten. Sie werden von Dokumenten dominiert, davon kann jeder Sachbearbeiter ein Lied singen. Dass es hier bei SAP hakt, ist nicht neu. In Zeiten von Corona sticht die Lücke aber noch mehr ins Auge.

Die passenden SAP-Dokumente zu einem Prozess zu finden ist schon eine Herausforderung, von Non-SAP-Dokumenten ganz zu schweigen. Ein ECM-System ändert das im Handumdrehen und bringt zudem vieles an Standardfunktionalität mit, was in SAP erst aufwändig implementiert werden müsste und dann beispielsweise bei einem SAP-Technologiewechsel wiederum im Wege steht oder mühsam nachentwickelt werden muss. Aus unserer Sicht geht es hier nicht um entweder SAP oder ECM – sie stehen nicht miteinander im Wettkampf, es sind komplementäre Lösungen.

Was ist nun das führende System?

Zeitzen: Die Frage nach dem führenden System stellt sich so nicht, das entscheidet der jeweilige Anwendungsfall. Mal ist SAP führend, mal das ECM-System. Wichtig ist, dass die Anwender eine 360-Grad-Sicht auf Informationen erhalten und Geschäftsprozesse durchgehend unterstützt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist z. B. unser Kunde DEVK Versicherungen.

Sie nutzt einerseits SAP Claims Management für Regulierungen und archiviert die dabei anfallenden Dokumente mit Doxis4. Überall, wo Dokumente im Fokus stehen, ist dagegen das ECM das führende System. Damit digitalisiert und steuert die DEVK alle eingehenden Dokumente vom Post­eingang an, verteilt Aufgaben deutschlandweit und bearbeitet z. B. Neuanträge und Verträge.

Der Aufwand für die Postverteilung ist um 75 Prozent gesunken, eine Reaktion auf Kundenanliegen ist noch am gleichen Tag möglich. Allein mit SAP ist so ein Tempo unvorstellbar.

Wo soll man ein ECM verorten? In der Cloud oder on-premises?

Zeitzen: Beides hat seine Vorteile. Wir richten uns da ganz nach den Wünschen und der IT-Strategie unserer Kunden. On-premises zielt auf die sichere lokale Nutzung von Daten und eine größtmögliche Individualisierung des ECM. Wenn Fachbereiche ihre Anwendung in der Cloud haben, macht natürlich auch das ECM in der Cloud mehr Sinn.

Mit SaaS ist der Zugang jederzeit und überall gegeben. Eine elegante Lösung ist ein hybrides Modell, bei dem besonders schützenswerte Informationen lokal bleiben und andere global in der Cloud bereitstehen. Doxis4 bietet für alle Varianten die nötige Flexibilität, weil ein und dieselbe Software zum Einsatz kommt.

Haben Trends wie KI und RPA einen Einfluss auf die ECM-Entwicklung?

Zeitzen: ECM entwickelt sich vom System of Record zum System of Understanding. Wo in der Vergangenheit hautsächlich die Aufbewahrung von Informationen im Vordergrund stand, geht es jetzt viel mehr um die Inhalte dieser Dokumente und welche Erkenntnisse daraus automatisiert gewonnen werden können. Intelligentes Informationsmanagement trägt einen entscheidenden Aspekt schon im Namen: die Intelligenz!

Mit KI-Verfahren wie Content Analytics und intelligenter Informationsextraktion können wir Erkenntnisse aus neuen Dokumenten und aus dem Dokumentenbestand erschließen und darauf aufbauend zum Beispiel Prozesse noch stärker automatisieren, das Kundenerlebnis spürbar verbessern, Risiken aufdecken und Anwender von Routineaufgaben entlasten.

In Doxis4 sind die dazu nötigen Cog­nitive Services tief integriert, zudem können wir je nach Bedarf weitere Services z. B. von Microsoft, Amazon und Google dazunehmen, um Lösungen anzureichern.

Danke für das Gespräch.


Zur Person

Stefan Zeitzen blickt auf langjährige Expertise im internationalen Vertriebsumfeld zurück. Als CSO der SER Group kümmert er sich um die Weiterentwicklung des gesamten nationalen und internationalen Vertriebs und Presales sowie des Marketings der SER Group.

Das Hauptaugenmerk des gebürtigen Rheinländers liegt dabei auf der unternehmensweiten Software-Umsatzentwicklung sowie dem SaaS-Business. Der ausgebildete Informationselektroniker und passionierte Sporttaucher schätzt den engen Kontakt zu SER-Kunden und Mitarbeitern.

Im gemeinsamen Austausch findet und setzt er Impulse für den weiteren Ausbau des Unternehmenswachstums von SER. Ideen in die Tat umzusetzen und zum Erfolg zu führen, das liegt Stefan Zeitzen als Stratege und Macher besonders am Herzen.

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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

Mehr Informationen folgen in Kürze.

Veranstaltungsdatum

21. und 22. Mai 2025

Early-Bird-Ticket

Verfügbar bis 1. März 2025
€ 490 exkl. USt.

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 5. März, und
Donnerstag, 6. März 2025

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
EUR 490 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2025, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.