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Software-Testing – Wissenschaft trifft Kunst

Software ist allgegenwärtig: Sie steuert moderne Herzschrittmacher, ermöglicht alltagsunterstützende Apps auf dem Handy und sorgt für effiziente Abläufe in Unternehmen. Im besten Fall ist sie für uns unsichtbar.
Nagarro
20. September 2023
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Dies ändert sich erst, wenn sie nicht funktioniert. Damit das nicht passiert, ist eine beständige Qualitätskontrolle wichtig. Das Zauberwort hierzu: Software-Testing.

Software-Testing: Der Versuch einer Annäherung

„Eine einheitliche Definition für Software-Testing existiert nicht“, berichtet Thomas Steirer, Testing-Experte bei Nagarro. „Aus meiner Sicht ist es aber sinnvoll, den Begriff weit zu definieren. Dann umfasst er alle Maßnahmen, die sicherstellen, dass Software die Aufgaben erfüllt, für die sie konzipiert wurde. Software-Testing wird so zu einer ganzheitlichen Aufgabe, die bestenfalls bereits bei der Entwicklung beginnt.“

Tatsächlich etablierte sich unter dem Begriff „DevOps“ eine Philosophie, die genau dies verfolgt. „DevOps“, zusammengesetzt aus „Development“ und „Operations“, rückt Softwareentwicklung und Softwarebetrieb näher zusammen. Unternehmen etablieren dazu Prozesse und Tools, die Feedbackschleifen erleichtern. Ein Ziel dabei: starre, sequenzielle Abläufe aufzulösen und so die Qualitätssicherung zu verbessern. „Früher wurde oft tätigkeitsbezogen gedacht. Entwickler*innen spezifizierten die neue Software und umrissen ihren logischen Aufbau, die Programmierer*innen setzten sie um. Im Anschluss testeten dann unternehmensinterne User*innen eine erste Alpha-Version“, erläutert Thomas Steirer.

Der Nachteil dieses Vorgehens: Selbst gravierende Mängel entdeckten die Testenden vielfach erst zu einem späten Zeitpunkt – im schlimmsten Fall beim Endkunden. Dadurch verlängerten sich Entwicklungszeiten, gleichzeitig entstanden teilweise erhebliche Zusatzkosten. „Daher begleiten wir heute schon den Entwicklungsprozess. Unsere Erfahrungen zeigen, dass rund 80 Prozent aller Fehler bereits dort entstehen: Die Entwicklung übersieht so zum Beispiel für User*innen wichtige Funktionalitäten oder bedenkt nicht, mit welchen Drittsystemen die Software häufig interagieren wird. Durch frühzeitige Qualitätskontrollen lässt sich das vermeiden“, weiß Thomas Steirer aus Erfahrung. 

Ein Must-have – nicht nur für Softwarehersteller 

Zunächst scheint es, als ob Testing primär Softwarehäuser betrifft. Doch weit gefehlt! Alle Unternehmen nutzen heute Software: ERP- und CRM-Systeme, Web-sites mit angegliederten Onlineshops, Steuerungssysteme für die Produktion sind klassische Beispiele. Oft handelt es sich dabei um Lösungen, die Unternehmen bedürfnisbezogen zuschneiden – und dabei häufig ganze IT-Ökosysteme konzipieren. „Betrachten wir beispielsweise SAP. Dabei handelt es sich nicht nur um einfache Software, sondern eher um einen bunten Werkzeugkasten, aus dem sich Unternehmen bedarfsorientiert bedienen können“, so Thomas Steirer. „Gerade die SAP Business Technology Platform (BTP) belegt das: Es geht immer mehr um unternehmensspezifische, orchestrierte Systemlandschaften.“ 

Für reibungslose Betriebsabläufe sind diese IT-Ökosysteme unerlässlich. Bei Websites und Onlineshops betrifft die unternehmensinterne IT zudem direkt die Endkonsumenten. Dann ist es ärgerlich, wenn diese wegen Softwarefehlern beispielsweise nicht bestellen können. Software-Tester*innen stellen somit nicht „nur“ passiv reibungslose Abläufe sicher, sondern schützen vielmehr Unternehmen vor fundamentalen Geschäftsrisiken – denn ohne moderne IT läuft in Unternehmen heute nichts mehr. Dazu Thomas Steirer: „Software ist ein überlebensnotwendiger Faktor für so gut wie alle Unternehmen. Und damit bleiben Softwarerisiken nicht nur in der Software – sondern betreffen die gesamte Organisation und deren Existenzgrundlage. Ein gut aufgesetzter Softwaretest reduziert dieses Risiko auf ein niedriges und beherrschbares Niveau. Dadurch wird die Arbeit der Testenden im Grunde zu einer Form von Risikomanagement.“

Systemlandschaften testen – eine Frage der Erfahrung

Komplexe Systemlandschaften sind aber prinzipiell fehleranfällig. Im Fokus steht hier daher, inwiefern sich die einzelnen Komponenten zweckmäßig und stimmig zusammenfügen. Dafür definieren Sys-temarchitekt*innen schon vor dem Go-live, welchen Anforderungen diese genügen müssen. Dazu spezifizieren sie etwa 

• Aufgaben und Ziele der neuen Umgebung

• gängige Use-Cases sowie

• benötigte APIs, damit die einzelnen Komponenten miteinander
interagieren können.

Tester*innen unterstützen sie, indem sie Annahmen hinterfragen, Anforderungen auf Vollständigkeit prüfen oder Use-Cases auf Praxisrelevanz durchleuchten. Operativ checken sie zudem Eingabeformulare oder testen Schnittstellen. Diffizil dabei: Damit das gelingt, ist vor allem Erfahrungswissen wichtig. Thomas Steirer: „Beim Testing kommen Wissenschaft und Kunst zusammen. Die wissenschaftlichen Aspekte lassen sich durch ein Literaturstudium lernen. Einschlägige Publikationen füllen ganze Bücherregale. Aber wirklich gut wird man erst, wenn man ein Gespür für typische Probleme entwickelt. Ein Beispiel: In der Praxis sind unendlich viele Anwendungsszenarien denkbar. Es lassen sich aber nur endlich viele Szenarien durchspielen. Die Kunst besteht darin, einzuschätzen, welche realistisch sind – und sich auf diese zu fokussieren. Klar, dass dafür Projekterfahrung nötig ist.“

Testing


Ein Experimentierfeld für das Zusammenspiel von „Mensch und Maschine“? Möglicherweise gewinnt Erfahrungswissen durch KI sogar noch an Bedeutung. Der Grund: KI übernimmt derzeit vor allem operative, häufig langweilige und repetitive Tätigkeiten. So lesen wohl nur wenige Personen gerne Quellcode. Dann ist es schön, wenn ChatGTP & Co. ihn überprüfen. Aber nur Menschen können einschätzen, wo KI-Einsatz und Testautomatisierung sinnvoll sind – und wo nicht. Zudem nutzen immer mehr Unternehmen Machine Learning. Ein praktisches Beispiel hierfür: virtuelle Assistenten. Diese müssen allerdings zunächst trainiert und durch Testdaten validiert werden – ein weiteres Tätigkeitsfeld für Tester*innen. 

Ein Fazit für Unternehmen


In Zeiten datengetriebener Geschäftsmodelle und unsicherer Lieferketten wird die IT noch erfolgskritischer. Unternehmen sollten daher das Thema im Auge behalten und zumindest sukzessive in dieses investieren. Gerade anfangs können kompetente Spezialisten Unternehmen dabei begleiten, als externe Dienstleister oder durch Schulungen der Belegschaft. Thomas Steirer: „Nach den ersten Projekten wird sich dann zeigen, ob ein Unternehmen eigene Spezialisten einstellt oder dauerhaft auf externe Partner zurückgreift. Zunächst kann es sich so dem Thema aber unkompliziert nähern. Bei der heutigen Bedeutung der IT schadet es jedenfalls nicht, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.“

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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

Mehr Informationen folgen in Kürze.

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 21. Mai, und
Donnerstag, 22. Mai 2025

Early-Bird-Ticket

Verfügbar bis Freitag, 24. Januar 2025
EUR 390 exkl. USt.

Reguläres Ticket

EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 5. März, und
Donnerstag, 6. März 2025

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket

Verfügbar bis 24. Dezember 2024

EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2025, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.