SHL-Studie zeigt riskanteste Positionen und Industrien weltweit


Die Studie basiert auf Daten von 1,3 Millionen befragten Mitarbeitern aller Ebenen bis hin zu Führungskräften in 200 Ländern. Ein Ergebnis: Durchschnittlich stellt einer von acht Mitarbeitern ein großes Risiko für sein Unternehmen dar.
„Die ständigen Verzögerungen der Fertigstellung des neuen Berliner Flughafens sind ein gutes Beispiel dafür, dass das, was Menschen tun oder auch nicht tun, Geschäftsrisiken in sich birgt. Dies kann hohe Kosten, die Beeinflussung der Aktienkurse oder sogar noch tiefer gehende Konsequenzen zur Folge haben“
sagt Eugene Burke, Chief Science and Analytics Officer bei SHL.
„Viele Unternehmen achten lediglich auf Richtlinien und Prozesse. Sie lassen verhaltensbedingte Risiken und ihre Auswertung vollkommen außen vor. Risiken lassen sich zwar nie vollständig vermeiden.
Sie können aber durch das entsprechende Risikomanagement besser gesteuert werden. Deshalb müssen sich Firmen über ihre eigene Risikobereitschaft und das Risikoverhalten ihrer Mitarbeiter bewusst sein. Nur so lässt sich dieser Bereich effizient managen.“
Die hohe Risikobereitschaft in Unternehmen zeigt sich bei Fach- und Führungskräften durch schlecht durchdachte Entscheidungen und mangelhafte Kommunikation, die Risiken forcieren. Interessanterweise sinken mit höherer Position auch verhaltensbedingte Risikofaktoren.
Hier stellt nur eine von 15 Führungskräften ein hohes Risiko dar. Weiter unten in der Unternehmenshierarchie sind Teamleiter und Einzelpersonen die riskantesten Mitarbeiter. Sie stellen ein doppelt so hohes Risiko dar wie die Führungsebene.
„Wir sehen insbesondere beim mittleren Management eine große Herausforderung: Die Mitarbeiter dieser Ebene spielen eine zentrale Rolle, da sie die Schnittstelle zwischen Strategie und operativer Umsetzung sind.
Einerseits müssen sie darauf achten, dass Mitarbeiter zuverlässig agieren und Richtlinien einhalten. Andererseits müssen sie Entscheidungen der Führungsebene so kommunizieren, dass sich ihr Team dennoch motiviert und in seinem Handeln bekräftigt fühlt“
sagt Burke.
„Firmen müssen sich daher fragen, ob sie auf der mittleren Führungsebene die richtigen Talente beschäftigen, um Risiken angemessen zu managen und ihrem Team die Vision des Vorstands zu vermitteln.“
Die SHL-Studie zeigt zudem, dass einer von acht Mitarbeitern mit Kundenkontakt durch negatives Verhalten am Arbeitsplatz ein Risiko für seine Firma darstellt: Hierzu gehört eine mangelnde Aufmerksamkeit für Details, was zu erhöhten Fehler- und Unfallraten führen kann. Weitere Beispiele sind weniger Engagement und Teamfähigkeit.
Dies kann die Kundenbetreuung beeinflussen sowie zu höheren Betriebskosten und Beeinträchtigungen des Performance Managements durch höhere Fehlzeiten führen.
„Es gibt zwei Faktoren, die Führungskräfte beachten sollten, um verhaltensbedingten Risiken zu begegnen: Zum einen sollten sie angemessene ethische Handlungsweisen vorgeben. Zum anderen sollten sie aber auch so agieren, dass Mitarbeiter in der Lage sind, mögliche Verletzungen ethischer Standards ohne Angst zu kommunizieren“
sagt Oliver Barth, Managing Director bei SHL Central Europe.
Die risikoanfälligsten Branchen für alle Hierarchieebenen sind die Telekommunikations- sowie Konsumgüterbranche, während der öffentliche Dienst und der Einzelhandel als besonders risikoavers eingestuft werden.

Zu den Industrien, bei denen dem Studienergebnis folgend die Risikobereitschaft nach Firmenhierarchie abnimmt, gehören der Bankensektor sowie die Lebensmittel-, Getränke- und Tabakindustrie. Es sollte jedoch beachtet werden, dass das Risikoprofil von Firmen innerhalb einer Branche erheblich variieren kann, wie die Leistungsvielfalt innerhalb des Finanzsektors zeigt.
„Ähnliche Studien haben Risiken in Zusammenhang mit rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und finanziellen Faktoren untersucht. Der bis dato unbeachtete Bereich ist die Vorhersage menschlichen Verhaltens am Arbeitsplatz, das Risiken forciert“
erklärt Burke.
„Aktuelle Vorfälle insbesondere im Finanzsektor konzentrieren sich auf die negativen Folgen ineffektiven Risikomanagements. Hierbei wird vergessen, dass Risiken auch anders gesehen werden können.
Es geht darum, die richtige Balance zu finden. Einerseits ist es wichtig, ein gewisses Risiko einzugehen, um beispielsweise neue Märkte zu erschließen und sich bietende Möglichkeiten zu ergreifen.
Andererseits ist es wichtig, widerstandsfähig genug zu sein, einem Risiko aus dem Weg gehen zu können, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und gefährlichen Situationen vorbeugen zu können.“
