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SAPs Manufacturing-Strategie in China

Außereuropäische Produktionsstandorte und Märkte gewinnen immer stärker an Gewicht. China nimmt dabei neben Brasilien, Russland und Indien einen zentralen Platz ein. Auch viele deutsche Firmen produzieren in China und verkaufen ihre Produkte vor Ort und in anderen asiatischen Märkten.
Matthias Zacher, IDC
25. Mai 2013
[shutterstock:313852031, Creativa Images]
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Aus IT-Sicht ist es interessant zu wissen, wie sich SAP in China positioniert. Zum einen als IT-Hersteller für den chinesischen Markt, zum anderen als Unternehmen, das die Ressourcen des Landes nutzt.

Im Mittelpunkt dieses Beitrags soll die Fertigungsindustrie stehen. Vorab ein paar Fakten:

SAP ist seit 1995 in China vertreten. Das Standortverzeichnis der Walldorfer listet hier derzeit neun Standorte auf, darunter auch das Entwicklungszentrum (SAP Labs und Co-Innovation Labs) in Schanghai, das auf lokale und globale Märkte ausgerichtet ist, sowie ein Standort des SAP Active Global Support (AGS, Schanghai).

Hinzu kommen chinesische Niederlassungen der Akquisitionen Sybase, SuccessFactors
 und Ariba.

Zwischen 2011 und 2015 will SAP im Rahmen eines mehrjährig angelegten Programms zwei Milliarden US-Dollar in China investieren. Derzeit beschäftigt SAP mehr als 3500 Mitarbeiter in China. Hier darf noch mit einem ordentlichen Zuwachs über die nächsten Jahre gerechnet werden.

Bei konkreten Umsatzzahlen hält sich der ERP-Anbieter bedeckt. Die Umsätze sind um 30 Prozent gewachsen, so viel ist bekannt, und sie sollen nach SAP-Verlautbarungen mittelfristig 1,2 Milliarden USDollar erreichen. Das ist durchaus realistisch.

Zum Vergleich: Der aktuelle Geschäftsbericht weist für den Raum AJP (Asien, Pazifik, Japan) ein Wachstum von 23 Prozent für das Jahr 2012 auf. Von dem im vergangenen Jahr erzielten Umsatz von 2,64 Milliarden Euro in dieser Region entfallen 789 Millionen Euro auf Japan.

Der chinesische Markt bleibt für alle globalen Unternehmen wichtig, ungeachtet der Wachstumsdelle des Jahres 2012.

Die IT-Ausgaben der chinesischen Fertigungsindustrie beliefen sich im vergangenen Jahr auf 11,2 Milliarden USDollar. Sie wachsen zwischen 2012 und 2016 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10,5 Prozent. IT-Investitionen und Innovationen werden in den besonders scharf im Wettbewerb stehenden Branchen Automotive, Hochtechnologie und Konsumgüterindustrie stärker vorangetrieben als in anderen Branchen, die nicht so stark herausgefordert sind, operative Vorgänge zu optimieren und Kosten zu senken.

SAP startete sein Geschäft in China in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre in der Automotive-Industrie. Heute ist SAP in weiteren Branchen präsent. Hierzu zählen die Hochtechnologie, Konsumgüterindustrie sowie zahlreiche Subbranchen des produzierenden Gewerbes. Hinsichtlich der Kundenzahlen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Jim Hagemann Snabe sprach Anfang dieses Jahres von einer Million potenzieller Kunden für SAP.

Fakt ist aber, dass zahlreiche Großunternehmen wie auch viele kleine und mittelständische Firmen in China mit SAP-Lösungen arbeiten. Im klassischen ERP-Segment (ohne CRM, BI, PLM, MES und SCM) kann sich SAP nach Marktanteilen zwischen den beiden lokalen Playern UFIDA und Kingdee auf dem zweiten Platz behaupten. Bei Business Intelligence und CRM verfügen die Walldorfer sogar über die jeweils größten Marktanteile.

SAP und die 3. Plattform

Wir haben in der Aprilausgabe des E-3 Magazins unsere Sichtweise auf den derzeit zu beobachtenden IT-Transformationsprozess mit seinen großen Themenblöcken Cloud, Big Data/Analytics, Mobility und Social Business geschildert, den wir als 3. Plattform bezeichnen. Im hier betrachteten Kontext hat das folgende Relevanz:

  • Cloud Computing:
    Wir schätzen, dass die Adoptionsrate von Cloud Computing in China bei lediglich zehn Prozent liegt. Aber die Hälfte der Unternehmen aus der Fertigungsbranche in Asia/Pacific (ohne Japan) plant innerhalb der nächsten drei Jahre Investitionen in die Cloud. Die drei wichtigsten Gründe für Ausgaben sind eine leichtere und schnellere Einführung von Lösungen, IT-Outsourcing und eine bessere Vernetzung mit Partnern und Kunden.Der Löwenanteil der ERP-Instanzen läuft nicht in der Cloud. Daran wird sich mittelfristig auch nichts ändern. Aber Teilfunktionalitäten in den Segmenten Financials, Projektmanagement oder HR sowie CRM können heute schon sehr gut mit Lösungen aus der Cloud abgedeckt werden.SAP verfolgt hier einen hybriden Ansatz, der Onsite-Lösungen mit Cloud Services verbindet. Wir sehen beispielsweise deutliches Interesse in der chinesischen Automotive-Industrie an Cloud-gestützten Intercompany-Szenarien und Supply Chains. SAP adressiert Cloud Computing in diesem Umfeld mit Ariba.
  • Big Data/Analytics:
    SAPs In-memory-Technologie Hana ist eindeutig der Kern der Walldorfer Innovationsstrategie. SAP drückt das Produkt nach wie vor mit großer Intensität in den Markt. Auch in China kommt die Lösung bereits zum Einsatz, so bei Schanghai Dazhong und Nongfu Spring.Viele SAP-Kunden fokussieren sich im Hinblick auf Hana im Augenblick auf die Optimierung bestehender Geschäftsprozesse und noch nicht auf die Transformation ihrer Geschäftsprozesse. Daher ist es aus unserer Sicht unerlässlich, die Entwicklung von der Datenbank Hana zur Plattform Hana besser zu kommunizieren, da der Großteil der Kunden und Partner gerade erst beginnt, SAPs Eintritt in den Datenbankmarkt zu begreifen.Und in dieser Phase ist es für Unternehmen wichtig zu verstehen, welchen Nutzen entsprechende Investitionen heute und in Zukunft generieren können.
  • Mobility:
    Der Stellenwert von mobilen Szenarien erfordert mit Blick auf die realen und potenziellen Nutzerzahlen im asiatischen Raum eigentlich kaum weitere Erläuterungen.Nach unserer Einschätzung wird die Zahl der sogenannten Mobile Worker im asiatisch-pazifischen Raum von 602 Millionen Personen im Jahr 2010 auf 839 Millionen im Jahr 2015 ansteigen. China und Indien führen hier unangefochten.Mobile Einsatzszenarien sind derzeit am häufigsten im Asset Management bei Field Services und Maintenance zu finden, gefolgt von CRM; Letzteres derzeit noch mit geringer Verbreitung. Die geografischen Dimensionen erschweren den großflächigen Aufbau einer drahtgebundenen modernen ITK-Infrastruktur.Im Vergleich zu Banken oder dem Handel liegt Manufacturing beim Nutzungsgrad mobiler Plattformen deutlich zurück. Wir erwarten, dass eine Adaption von M2M-Technologie (Machine-to-Machine) in Verbindung mit Hana und einer mobilen Plattform für viele Fertiger von hohem Nutzen sein kann. Unterstützung kommt hier auch von anderer Seite. Die chinesische Regierung treibt das sogenannte Internet der Dinge mit verschiedenen Initiativen voran.
  • Social Business:
    Chinesische CIOs haben Enterprise Social Networks auf ihrer Agenda weit oben platziert. Die Unternehmenskultur in chinesischen Unternehmen setzt auf einen weitgehend zentralistischen Ansatz beim Information Management. Zudem ergeben sich aus der Nutzung entsprechender Tools sehr gute Chancen zur Verbesserung des Knowledge Management. Kommunikation zu internen Themen über öffentliche soziale Medien ist in der Regel nicht gestattet.Der Nutzen moderner Tools ist in der Manufacturing-Industrie aber noch Zukunftsmusik. Hier dominieren weiterhin E-Mail und Instant Messaging. Mit Jam und Ariba verfügt SAP über einiges Potenzial, um Business Collaboration in Verbindung mit Business-Netzwerken voranzutreiben.

Fazit

Asien und insbesondere China haben einen wichtigen Stellenwert für SAP, und das in zweifacher Bedeutung: als Entwicklungs- und Supportstandort innerhalb der SAP-Welt und als Markt für SAP-Lösungen.

SAP adressiert den Manufacturing-Markt mit seiner gesamten Produktbreite. Wir prognostizieren, dass die IT-Investments der chinesischen Fertigungsunternehmen zunehmend in Automatisierung und Innovation fließen und damit wesentliche Elemente der IT-Transformation implementieren.

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Matthias Zacher, IDC

Als Senior Consultant für die IDCCentral Europe GmbH tätig.


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