SAP – Rückkehr zur Lizenzstabilität
Allmählich ist auch dem letzten SAP-Kunden klar geworden, dass SAP für die Nutzung der Entwicklungssprache Abap für Eigenentwicklungen oder beim Einsatz von Abap-Add-ons von Drittherstellern zusätzliche Lizenzgebühren erwartet.
Stichworte sind: NetWeaver Foundation for 3rd Party Application oder SAP Plattform User.
Seit mittlerweile mehr als sieben Jahren sind diese Bestandteile in der SAP-PKL (Preis- und Konditionsliste) zu finden, ohne dass dies den Kunden gegenüber von SAP aktiv angesprochen wurde. Das geschah erst innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre.
Zunächst bei einzelnen Großkunden im Rahmen der Lizenzvermessung beim Einsatz von Drittprodukten, später auch bei anderen Kunden für Eigenentwicklungen, die teilweise schon vor 10 bis 15 Jahren erstellt worden sind.
SAP-Initiative: Was dahintersteckt
In der Vergangenheit wurde damit geworben, Abap als Entwicklungssprache für Eigenentwicklungen des Kunden zu nutzen. Partner der SAP wurden adressiert, selbst Add-on-Entwicklungen zu erstellen, da SAP nicht jede Funktionalität in jeder Branchentiefe erstellen könne und deshalb Abap für Entwicklungen zur Verfügung stünde.
Lange Zeit war unklar, welche Userlizenztypen aus der SAP-Preisliste infrage kommen, falls und soweit es Nutzer gibt, die lediglich ausgewählte Funktionen dieser Eigenentwicklungen nutzen oder Add-on-Produkte.
Hier gab es seitens der SAP zahlreiche Individualregelungen. Teilweise wurde der SAP Limited Professional User angeboten, für andere Kunden individuell Sondernutzer definiert.
Seit mehr als fünf Jahren wird auch der SAP-Plattform-User adressiert, der anfangs in einer ähnlichen Werteordnung wie der Employee Self Service User angeboten wurde. Das hat sich grundlegend geändert.
Zwar kostet der SAP-Plattform-User immer noch in Ergänzung zu anderen Lizenzierungen lediglich circa die Hälfte des Professional User, jedoch ein Vielfaches von dem, was früher der SAP-Plattform-User kostete. Dieser wird jedoch jetzt grundsätzlich auch für Eigenentwicklungen erwartet.
Während im Jahr 2001 noch in der SAP-PKL ausdrücklich Eigenentwicklungen und die Entwicklung von Add-ons erlaubt wurden, werden diese in mehreren Schritten immer mehr eingeschränkt und schließlich grundsätzlich verboten.
Cloud statt Abap
Auf Nachfrage äußert man sich bei SAP so, dass zu Entwicklungen grundsätzlich doch gar nicht mehr Abap eingesetzt werden sollte, da im Sinne der S/4- Strategie Ergänzungen nur noch cloudbasiert erfolgen sollten.
Hierfür steht die Hana Cloud Platform zur Verfügung mit den jeweils dort geltenden Entwicklungsmethoden. Ist das nicht auch im On- premise-Bereich auf die problematische Vertriebsstrategie der SAP zurückzuführen, wenn bei treuen Bestandskunden zusätzlich Lizenzgeschäft durch die „SAP NetWeaver Foundation for 3rd Party Application“-Lizenz erzeugt wird?
Viele Kunden fragen sich, wohin das noch führen soll, wenn das Vertrauen auf eine stabile Lizenzgrundlage schwindet und wie in der Vergangenheit schon mit der Diskussion um den Limited Professional User vielleicht auch zukünftig weitere Lizenzkonstrukte in Ergänzung drohen, die Investitionen in die SAP-Software für die Zukunft kaum mehr kalkulierbar erscheinen lassen.
Mein Plädoyer ist, dass SAP, wie es auch die DSAG fordert, wieder die Lizenzstabilität bietet und zu der Grundlage zurückkehrt, die langjährig seitens SAP propagiert wurde. Das gilt nicht nur für das klassische ERP-Geschäft, sondern auch für S/4 Hana, damit Investitionen, die Kunden in das ERP-Geschäft getätigt hatten, auch bei der Umstellung auf S/4 Hana nicht verloren gehen.
SAP sollte proaktiv auf neue Lizenztypen aufmerksam machen, die schon jetzt in der PKL vorhanden, jedoch auch für den Experten nicht hinreichend erläutert sind. Hier entsteht die Gefahr, dass die Diskussionen über die „SAP NetWeaver Foundation for 3rd Party Application“-Lizenz in den nächsten Jahren sich auch auf diese neuen Lizenztypen ausweiten.