Roadmap 2025
Bei unserer CCC-Herbstklausur haben wir nochmals das Thema Hana im Detail analysiert. Ein Ergebnis war die allgemeine Freigabe für BW. Die Bereichs-CIOs können in Abstimmung mit den zuständigen Fachabteilungen einen technischen Datenbankwechsel planen.
Die spezifische Freigabe erhalten die weltweiten BW-Teams durch einen Lenkungsausschuss. Alle BW-Installationen, die in den vergangenen Jahren bereits Erfahrung mit dem BWA gesammelt haben, werden bei der Zuteilung der Freigabe vorgezogen.
Ich mache im Konzern und bei den Töchtern keine Vorgaben hinsichtlich der zu verwendenden Hardware: Intel Xeon oder IBM Power sollen und dürfen die CCC-Leiter selbst entscheiden. Damit hoffen wir, hinsichtlich Hana auf der sicheren Seite zu sein.
S/4 und SoH auf Intel Xeon oder IBM Power ist definitiv kein Thema und teilweise durch SAP noch nicht freigegeben. Wir haben sehr interessante bis sensationelle Benchmark-Ergebnisse mit unseren Werksstudenten diesen Sommer erreicht – aber alle S/4- und SoH-Versuche zeigten dasselbe Resultat: schlank und schnell, aber instabil!
Den Customizing-Aufwand will und kann ich nicht beurteilen, weil alle Test-Installationen in einer nicht produktiven Umgebung aufgebaut wurden.
Entspricht unsere Einschätzung der Realität? Ich habe mich natürlich bei unserem SAP-Stammtisch und in Walldorf umgehört.
Ja, es stimmt! Mit entsprechendem Aufwand und Wissen, einer effizienten Datenhierarchie (Hot, Warm, Cold und Cool) sowie viel Glück bringt man SoH zum Laufen.
Natürlich ist Simple Finance (S/4) ein ganz anderes Thema: Auf der grünen Wiese ein Rechnungswesen bei null – ohne Altlasten – aufzubauen, mit einer etwas überdimensionierten Maschine, ist kein großes Kunststück.
Überall, wo es jedoch um einen Transformationsprozess von etablierten ECC-Business-Cases mit Modifikationen und Z-Funktionen hin zu einer Suite 7 auf Hana geht, ist schnell Feuer am Dach.
Und man erzählte mir in Walldorf, dass mittlerweile auch Hilti – einer der allerersten Hana-Anwender – Abstand von weiteren Experimenten genommen hat.
Ich habe die Anekdote hier schon einmal zum Besten gegeben: Auf dem Hana-Council 2012 hat mir ein Kollege erklärt, dass man natürlich an Hana interessiert ist und auch bereitwillig für einen Testfall zur Verfügung steht – aber nur unter der Bedingung, dass sämtliche Arbeiten durch SAP in Walldorf zu erfolgen haben.
Dieses Hana-Outsourcing hätte ich damals auch sehr gerne probiert. Jetzt scheint Schluss mit lustig zu sein.
Meine Freunde bei SAP haben mit Hana ein doppeltes Problem: Stabilität und Use Cases.
Einerseits ist noch immer nicht hinreichend der Beweis über die langfristige Stabilität von SoH und S/4 Hana erbracht worden, andererseits fehlt es an relevanten Aufgabenstellungen, die die Anstrengungen zur Errichtung eines stabilen und effizienten Systems rechtfertigen könnten – Lösung sucht Problem. Das ist kein triviales Thema in Walldorf!
Interessante Hana-Anwendungen gibt es mittlerweile viele. Ganze Bücher wurden bereits mit spannenden Use und Business Cases gefüllt. Was fehlt, sind betriebswirtschaftliche Berechnungen, die den Aufwand finanziell rechtfertigen. Hana funktioniert.
Hana wird immer besser. Der organisatorische, administrative und finanzielle Aufwand wird jedoch nicht kleiner. Letztendlich ist unsere Hana schön, aber nicht finanzierbar.
„Eine tolle Geliebte hat eben ihren Preis“
meint meine Frau im Vorbeigehen. Wie sie doch immer wieder recht hat.
Die Finanzierbarkeit des digitalen Transformationsprozesses wurde nach dem Sommer zu einem Thema. Während zu Beginn dieses Jahres noch jeder von IoT und Industrie 4.0 schwärmte und die ambitioniertesten Pläne hatte, kippte die Stimmung zur Jahreshälfte.
Jetzt wird gerechnet und viele Projekte werden verschoben. An der Notwendigkeit und Vision von Industrie 4.0 zweifelt kaum jemand. Eine Roadmap haben mittlerweile einige bereits fertig in der Schublade liegen – aber es rechnet sich nicht.
Unlängst fand ich den Investitionsantrag eines CIOs einer Tochtergesellschaft auf meinem Schreibtisch: 250.000 Euro für SAP NetWeaver OpenHub. Geht das nicht irgendwie auch mit Open Source (OData Framework), alten webMethods-Lizenzen oder einem noch vorhandenen SAP Business Connector 4.8?
SAP ist innovativ, aber auch verwirrend: Wie es scheint, will man alles und das sofort! Innovationen wie Hana und S/4 können nicht reifen, sondern sollen unmittelbar einen signifikanten Deckungsbeitrag leisten. Hier arbeitet unsere SAP momentan mit der Brechstange.
Orca – das neue BI – soll vom Start weg alle anderen Plattformen wie BusinessObjects, Lumira, Crystal Report, BEx etc. ersetzen. Auf die Frage nach organisatorischen, administrativen und technischen Roadmaps erntet man jedoch in Walldorf nur Schweigen. Das Phänomen „Lösung sucht Roadmap und Problem“ wird in Walldorf zunehmend zum Virus, das jede ERP-Funktion befällt.