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R/2-Tastatur, R/3-Maus, S/4-Spracheingabe

SAP ist falsch abgebogen: Statt Menüs, Bildschirmmasken und Prozesse zu konsolidieren, soll über das desaströse UI eine ChatGPT-ähnliche Spracheingabe gestülpt werden. Warum beginnt SAP Probleme immer von der falschen Seite zu lösen?
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1. Mai 2023
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Die Erkenntnis ist nicht neu, dass SAP-Software komplex ist und die Orientierung in den Menübäumen nicht trivial. Bei einer aktuellen Zusammenkunft mit SAP-Executives wurde mir euphorisch und aufgeregt berichtet, dass mit neuartigen Sprachbefehlen experimentiert werden soll. Vision: Ein Controller braucht Kennzahlen einer Tochtergesellschaft und soll diesen Wunsch per Sprache dem SAP-System zukünftig mitteilen können.

Unser CFO würde jeden Controller vor die Tür setzen, der nicht innerhalb weniger Minuten per Tastatur und Maus seinem Chef die Zahlen liefern kann. Der Konzern erwartet von seinen Mitarbeitern, dass sie ihr Handwerkszeug beherrschen und wissen, wo die Daten verborgen sind. Zugegeben, oft sind die gesuchten Daten tief im SAP-System versteckt. Zum Auffinden gibt es bei uns jedoch hervorragende SAP-Schulungen. Somit gibt es auch keinen Bedarf, mit einem IT-System in einen endlosen Small Talk zu verfallen.

SAP weiß nicht, wie wir Bestandskunden arbeiten – und das hat Tradition! Es fehlt im jungen SAP-Vorstand an Erfahrung und Wissen, sodass sinnlose Experimente mit Spracheingabe auf Basis unserer Lizenzgebühren durchgeführt werden. Im Finanzwesen wird meistens hart gearbeitet und weniger mit Maus und Mikrofon gespielt. Die Expertinnen und Experten lieben es, die Hand ruhig auf der Tastatur liegen zu lassen; die Augen sind konzentriert auf den Bildschirm gerichtet; und mit eindeutigen Befehlen wird das System gesteuert. Der Aufschrei war gewaltig, als mit R/3 plötzlich eine Maus neben Bildschirm und Tastatur lag. Wo war die Maus? Unter welchem Papierstapel ist sie versteckt? Für einen effizienten Workflow ist die Bewegung der Hand von der Tastatur zur Maus, um einen Menüpunkt anzuklicken, und wieder zurück äußerst kontraproduktiv.

(Das Problem – Tastatur, Maus und Tastatur – habe ich auch mit Chefredakteur Färbinger diskutiert und er bestätigte die Herausforderung: Er sucht immer wieder sehr lange mit der Maus die richtigen Menüpunkte des Layoutprogramms Adobe InDesign, während sein wissender Grafiker mit wenigen Tastaturkurzbefehlen das Resultat innerhalb von Sekunden erzielt. Noch etwas hat mir Chefredakteur Färbinger verraten: Spracheingabe würde ihm auch nicht helfen, weil er das Layoutfachvokabular nicht beherrscht und somit Stunden vergehen würden, bis er dem System erklärt hat, was nun sein laienhafter Wunsch ist.)

Das zurückliegende R/3-Desaster bestand nicht nur aus der zwingenden Verwendung einer Maus, sondern auch aus dem Fehlen eines Tastaturpuffers. Erfahrene Anwenderinnen und Anwender kannten die Reihenfolge der Bildschirmmasken und deren Eingabefelder. Somit war ein schnelles, vorausschauendes Arbeiten möglich bis zu dem Zeitpunkt, als SAP bei den ersten R/3-Versionen den Tastaturpuffer deaktivierte. Nun wurde gewartet, bis die jeweils nächste Bildschirmmaske fertig aufgebaut war.

Nun wurde mir erzählt, dass mit KI-basierter Spracheingabe diese dunklen IT-Zeiten hinter uns liegen und jedes User-Interface zukünftig per Sprachbefehl gesteuert werden kann. Ich befürchte eine babylonische Sprachverwirrung und habe einen Gegenvorschlag: SAP sollte mit KI-Hilfe das GUI optimieren, die Prozesse verschlanken und die KI sollte mit ihrem unendlichen Wissen die Menübäume neu strukturieren. Somit nicht über ein marodes und ineffizientes System eine künstliche Intelligenz wie einen Zuckerguss über eine misslungene Torte verteilen, sondern die Architektur des gesamten ERP mithilfe von KI analysieren und orchestrieren, sodass ein wahrhaft benutzerfreundliches System entsteht.

Ich denke, dass KI wie ChatGPT beim Durchforsten der Weiten des Internets hervorragend das vorhandene Wissen aufnehmen und konsolidieren kann. Wenn ChatGPT allen Abap-Code analysiert und alle Abap-Literatur studiert hat, kann die KI-Software vielleicht einer der besten und schnellsten Abap-Programmierer werden. Wiederholt die KI diese Recherche auf den Gebieten ERP, CRM und SCM, könnte eventuell ein revolutionärer S/4-Nachfolger entstehen. Als gefährlich und dumm würde ich jedoch den Versuch bezeichnen, mit KI die Mängel und Defizite eines existierenden Systems zu kaschieren und zu übertünchen. Auch ein schlechtes ERP-System wird mit einem KI-Add-on nicht logischer oder besser.

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Unser geheimnisvoller, anonymer Kolumnist.


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