Open Source ist mehr als Marketing
Mit reinem Marketing ist es nicht getan
Die IT lebt von Trends und Hypes, auch SAP-Anwender müssen sich dieser Entwicklung stellen: DevSecOps, AIOps, GreenOps oder Containerisierung sind nur einige Beispiele. Im Kontext von unternehmenskritischen SAP-Anwendungen gilt es, achtsam und informiert vorzugehen. Die meisten Innovationen wie AI/ML, IoT, Industrie 4.0 oder Big Data werden die Zukunft nachhaltig prägen, auch in der SAP-Welt. Und diese Innovationen besitzen eine Gemeinsamkeit: die Open-Source-Basis.
Fast alle Software-Anbieter und Beteiligten im SAP-Ökosystem setzen deshalb heute auf Open Source. Aber Innovationen und Open Source lassen sich nicht mehr wie ein Update oder eine neue Komponente einspielen. Bei der Auswahl einer Lösung oder eines Partners ist Vorsicht geboten, schließlich ist nicht alles Open Source, was neuerdings unter dem Gütesiegel Open Source auftritt. Auch ein reines Open-Source-Versprechen reicht nicht aus. Es kommt vielmehr darauf an, dass alle Grundprinzipien von Open Source Gültigkeit besitzen und gelebt werden.
In etlichen Bereichen besteht hier ohnehin noch Handlungsbedarf. So sind viele Zusatzprodukte und Branchenlösungen rund um SAP – etwa in Bereichen wie Enterprise Information Management, HCM, Dokumentenprozesse, Archivierungslösungen oder speziellere Integrationsplattformen – zwar seit Jahren etabliert und im Einsatz, allerdings vielfach ohne jede Open-Source-Basis. Die Regel sind hier oft traditionelle Software-Architekturen und Entwicklungsmethoden, die nicht mehr zeitgemäß und vor allem auch nicht cloudfähig sind. Die Modernisierung ist hier ein Gebot der Stunde und wird den Kunden natürlich auch versprochen.
Was aber sind nun eigentlich die Grundsätze von Open-Source-Software? Sie wird dezentral und kollaborativ entwickelt und basiert auf dem Engagement der Community. Die Software ist nicht selten flexibler, sicherer und langlebiger als proprietäre Produkte, weil sie nicht von einem einzelnen Programmierer oder Unternehmen, sondern in Communitys konzipiert wird. Alle Mitwirkenden im Open-Source-Ökosystem leisten zudem aktiv Beiträge zu Projekten und Communitys.
Auch wenn Open Source prinzipiell für hohe Flexibilität und Interoperabilität steht, ist ihre Nutzung nicht immer eine triviale Angelegenheit. Gerade für den Produktiveinsatz in der eigenen Entwicklung und im Betrieb benötigt es mehr als den Download aus der Open-Source-Community. Unterstützung bieten hier bewährte Policies für den sicheren und sinnvollen Open-Source-Einsatz. Natürlich bieten sich darüber hinaus unzählige sogenannte Frameworks an, die die Modernisierung der Anwendungslandschaft vereinfachen. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht. Es existieren durchaus viele Frameworks, hinter denen nur sehr kleine Communitys stehen und bei denen deshalb eine kontinuierliche Weiterentwicklung nicht garantiert ist.
Dies ist nicht grundsätzlich von Nachteil und auch ein typisches Merkmal der Open-Source-Kultur. Für unternehmenskritische Anwendungen sind solche Frameworks jedoch problematisch und es erfordert Erfahrung und Routine bei der Bewertung. Auf der anderen Seite sind deshalb auch – vor allem im Hinblick auf die Infrastruktur- und Technologiebasis – sorgfältig kuratierte „Enterprise-ready“-Lösungen auf Open-Source-Basis verfügbar, die um Supportleistungen, Zertifizierungen und SLAs ergänzt wurden. Bezogen auf SAP betrifft das etwa das Linux-Betriebssystem, Ansible-Automatisierung, API-Management oder die Schichten einer hybriden Multi-Cloud-Architektur.
Die Modernisierung der SAP-Welt schreitet unaufhaltsam weiter. Nicht immer ist aber Open Source drin, wo es draufsteht. Folglich sollte man bei der Auswahl eines Partners immer auf dessen Open-Source-Kompetenzen, Erfahrungswerte, Projekterfolge und die Roadmap achten – hinterfragen Sie den CTO! Gerade bei geschäftskritischen SAP-Systemen ist schließlich eine belastbare und stabile IT-Landschaft unverzichtbar. Das Motto sollte lauten: Augen auf bei der Software- und Partner-Wahl. Open-Source-Washing allein reicht nicht aus.