Information und Bildungsarbeit von und für die SAP-Community

NetWeaver, Data Hub, Datasphere, BDC

Aus New York meldete SAP, dass es nach HEC, HCP, SCP, SAC und BTP nun BDC gibt. Das neue „Master Data Management“ soll erwachsen werden und mit einem dualen Stack-Konzept, wie einst Abap und Java im NetWeaver-Stack, reüssieren. Die Zweifel sind groß und Skepsis überwiegt.
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
13. März 2025
avatar

Bleiben Sie unschlagbar mit der SAP ­Business Suite, war vor wenigen Tagen auf einem Werbebanner auf handelsblatt.com zu lesen. SoH ist zurück! Eine ­Suite auf Basis von Hana ist damit offiziell wahrscheinlich besser als S/4 Hana. Bedeutet nun die neue SAP-Suite das EOF (End of Life) von S/4 Hana? Die SAP-Nachrichten aus New York, USA, sind schwer einzuordnen: Es gibt wieder eine SAP Business Suite, die eine doppelte Basis hat – BTP und Hana. Damit rückt das Konzept der SoH, Suite on Hana, wieder in den Fokus der SAP-Strategie – diesmal ergänzt durch viel KI. SAP und der US-IT-Anbieter Databricks wollen Unternehmens-KI mit neuer Cloud für Geschäftsdaten verbessern.

Wohin die Reise gehen soll, definierte SAP vor vielen Jahren: Zu Beginn sollte die Exchange-Infrastruktur als Teil des SAP NetWeaver das Transportproblem und die Datenkommunikation lösen, dann kamen HEC (Hana Enterprise Cloud), HCP (Hana Cloud Platform), SCP (SAP Cloud Platform), SAC (SAP Analytic Cloud), BTP (Business Technology Platform) und nun gibt es BDC (Business Data Cloud). Neben den Plattformkonzepten gab es die singulären Produkte Data Hub und Datasphere. Bei SAP herrscht seit vielen Jahren ein Wildwuchs an Produkten, Konzepten, Lösungen, Visionen und Strategien – für eine zehnjährige ERP-Planung sind diese Wankelmütigkeit und Inkonsistenz vollständig kontraproduktiv.

Im Zuge der BDC-Ankündigung hat SAP die Partnerschaft mit dem US-amerikanischen IT-Anbieter Databricks bekannt gegeben. Mit der BDC soll das Databricks-Portfolio über eine simple Schnittstelle (Connectivity via Delta Sharing) in das SAP-Ökosystem integriert werden – ein Modell, das viele SAP-Bestandskunden durch Hyperscaler-Angebote wie Azure-Databricks bereits kennen. Mit der BDC soll nun eine speziell angepasste SAP-Version des Databricks-Portfolios angeboten werden: „Unternehmen können somit von den modernen AI- und Warehousing-Funktionen von Data­bricks profitieren und sollen individuelle Datenprodukte nahtlos in das SAP-Ökosystem integrieren können – mit geringer Einstiegshürde und über bestehende SAP-Verträge nutzbar“, erklärt DSAG-Technikvorstand Sebastian Westphal.

“Unternehmen können von den AI- und Warehousing-Funktionen von Databricks profitieren und nahtlos integrieren.”
Sebastian Westphal, Technikvorstand, DSAG

Sollte die SAP-Datenproduktstrategie aufgehen, könnte die klassische Rohdatenverarbeitung zunehmend durch semantische Daten und Business-Logiken ersetzt werden. Herausfordernd bleibt aus DSAG-Sicht, wie sich komplexe Datenstrecken künftig umsetzen lassen, da in bestimmten Szenarien weiterhin generische Data-bricks-Tools oder Hyperscaler-Lösungen nötig sein könnten, siehe Grafik.

SAP will mit Business Data Cloud eine wegweisende Lösung besitzen, die alle SAP- und Drittdaten an einem Punkt zusammenführt. BDC soll eine zuverlässige Datenbasis schaffen, mit der Unternehmen bessere Entscheidungen treffen und die Ergebnisse von KI verlässlicher machen können. Die Lösung soll Daten aus den geschäftskritischen Anwendungen von Unternehmen mit Funktionen für Data Engineering und Geschäftsanalysen orchestrieren. Eine folgerichtige Strategie, diese kommt aber um mindestens fünf Jahre zu spät. Bereits seit vielen Jahren bieten Hyperscaler oder ­Spezialisten wie Databricks oder Boomi Ähnliches an. Die SAP-Kooperation mit Databricks ist logisch, sie zeigt aber deutlich die Versäumnisse von SAP selbst. SAP hat nicht das Internet oder KI verschlafen, sondern das wesentlich wichtigere „Master Data Management“.

SAP spricht von Integration und vertiefender Partnerschaft – aber letztendlich gibt es nur eine simple Schnittstelle, Connectivity via Delta Sharing (siehe Grafik), um Daten aus SAC, Datasphere und BW mit der KI und Datengovernance (inkl. DW) von Databricks zu orchestrieren.

Mit der Partnerschaft zwischen SAP und Databricks soll aus Sicht von SAP eine neue Ära im Management von Unternehmensdaten entstehen. Zwei Marktführer sollen die Zusammenarbeit zwischen Anwendungen und Datenplattformen neu definieren, siehe auch „Algorithmen und Datenstrukturen“, das Informatik-Standardwerk des verstorbenen ETH-Professors Niklaus Wirth. In der SAP-Lösung sind Techniken von Databricks für Data Engineering, maschinelles Lernen und KI-Workloads inte­griert. „SAP Business Data Cloud erlaubt es, Geschäftsdaten für Unternehmens-KI optimal zu nutzen“, verspricht SAP-Chef Christian Klein. „Die bahnbrechende Lösung kombiniert das beispiellose Know-how von SAP bei geschäftskritischen, durchgängigen Prozessen und Daten mit umfangreicher Semantik mit der herausragenden Kompetenz von Databricks in Data Engineering. Das hilft Unternehmen, noch mehr aus ihren Daten herauszuholen.“

Vor der Semantik kommt jedoch die Syntax. Hier hat SAP noch nicht alle Hausaufgaben befriedigend gelöst. Es gibt immer noch Kompatibilitätsprobleme zwischen den unterschiedlichen Cloud-Angeboten und ERP-Modulen. „Jedes Unternehmen möchte größeren Nutzen aus seinen Daten und KI-Investitionen ziehen“, sagte Ali Ghodsi, Mitgründer und CEO von Databricks. „Durch die Zusammenarbeit mit SAP unterstützen wir Unternehmen, alle ihre Daten zusammenzuführen, um fachspezifische KI-Anwendungen auf der Databricks Platform zu steuern, zu analysieren und zu entwickeln.“

Aus Sicht der deutschsprachigen Anwenderorganisation DSAG e. V. waren und sind integrierte Geschäftsprozesse einer der großen SAP-Vorzüge. „Grundlage war dafür eine starke ERP-Lösung mit fast allen notwendigen Funktionen von Finanzen bis Produktion in einem einzigen System“, ordnet Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Vertrieb, Produktion und Logistik, ein. Dieses Thema war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand vieler Diskussionen.

“Die Komplexität in den SAP-Vertragsgestaltungen hat massiv zugenommen und resultierend auch das Kostenmanagement.”
Thomas Henzler, Fachvorstand Vertrieb, Produktion, Logistik, DSAG

Zahlreiche SAP-Unternehmenszukäufe in der Vergangenheit, technische Veränderungen sowie die strategische Ausrichtung der SAP in Richtung Cloud haben dazu geführt, dass das ERP-Portfolio immer kleinteiliger wurde. Beispiele sind hier das Customer Relationship Management (CRM), bei dem aktuell Salesforce dominiert, oder auch einzelne Finanz- und HR-Lösungen, bei denen Workday ein erfolgreicher Mitbewerber geworden ist. „Die Komplexität in den SAP-Vertragsgestaltungen hat massiv zugenommen und resultierend auch das Kostenmanagement. Hinzu kamen Herausforderungen bezogen auf die Integration“, fasst Henzler zusammen. Insgesamt mussten Kunden abwägen, ob sie einen Best-of-Breed-Ansatz (Composable ERP) oder einen Best-of-Suite-Ansatz (Vendor-Lock-in) verfolgen wollten.

Ein aus DSAG-Sicht großer Nachteil bestand in der Vergangenheit darin, dass der Kunde nicht immer leicht davon profitieren konnte, bei SAP alles aus einer Hand zu kaufen. „Das führte oft dazu, dass in Ausschreibungen auch Lösungen weiterer Hersteller zugekauft wurden. Der Kunde musste immer wieder einzelne Deals mit SAP verhandeln – z. B. für CX- oder Procurement-Lösungen. Es fehlte die Transparenz, welchen kommerziellen Vorteil der Kunde denn tatsächlich davon hatte, alles von SAP zu beziehen. Außerdem wurden in der Regel Käufe aus der Vergangenheit bei neuen Deals nicht berücksichtigt für Rabatte“, erklärt Thomas Henzler in einer aktuellen DSAG-Stellungnahme.

BDC soll den Einsatz von Datenprodukten bei Bestandskunden voranbringen. Ziel ist ein Datenökosystem zur Modellierung von KI-gestützten Erkenntnissen. SAP-Joule-­Agenten nutzen hierzu die Geschäftsdaten und die Lösungen des SAP Know­ledge Graph. Mit der Einführung der BDC zeichnet sich aus DSAG-Sicht ein abermaliger Wandel in der SAP-Datenstrategie ab, der im Wesentlichen einen simplen Lift-and-Shift-Ansatz bedeutet, der bestehende datenhaltende SAP-Lösungen unterstützt und bisher BW-basierte Datenprodukte künftig in der BDC verfügbar macht. „Für Unternehmen bedeutet dies einen Balanceakt: bestehende Investitionen schützen und gleichzeitig den Zugang zur neuen Lake­house-Architektur mit zusätzlichen Services erhalten. Legacy-Systeme sollen weiterhin betrieben werden können, während SAP-gemanagte Services die individuelle Datenhaltung zunehmend ersetzen“, ordnet Sebastian Westphal ein.

sap.com

dsag.de

avatar
Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


Schreibe einen Kommentar

Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 21. Mai, und
Donnerstag, 22. Mai 2025

Reguläres Ticket

EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.