Kernkompetenz
IT-Technik versus Betriebswirtschaft
Die Informatik ist mit den unterschiedlichen Ausprägungen von Digitaltechnik bis zum Quantencomputing die Basis einer einzigartigen technischen Revolution. Der Mehrwert liegt jedoch nicht in der jeweils aktuellen Technik, sondern im Content. Der Mehrwert findet sich in den betriebswirtschaftlichen Geschäftsprozessen. Naturgemäß bedingt das eine auch das andere. Eine Unternehmensbilanz lässt sich nur aufgrund der vorhandenen Computerleistung wöchentlich, monatlich und quartalsweise per Knopfdruck abrufen.
Während jedoch die Informatik eine junge Wissenschaft ist, gehen die Ursprünge des Bilanzierens ab 1494 unter anderem auf die Erfindung des venezianischen Mönchs Luca Pacioli zurück. Das heute vorherrschende System der doppelten Buchführung oder Doppik wurde im Mittelalter in Italien entwickelt und ist seitdem weitgehend unverändert in Gebrauch.
Booster: Informatik
War in den vergangenen Jahrhunderten das Bilanzieren eine aufwendige Arbeit, so ändert sich mit der Computertechnik fast alles. Bilanzen können nun zu fast jeder Zeit erstellt werden und damit ändert sich natürlich die Art der Betriebsführung. Die Informatik ist damit sehr wohl ein Beschleuniger von betriebswirtschaftlichen Geschäftsprozessen und in keinem Fall dürfen die Fortschritte der Technik vernachlässigt werden. Soll deshalb SAP ein Technikkonzern werden? Oder muss das Cloud Computing den Hyperscalern überlassen werden?
Hybrides ERP
SAP-Chef Christian Klein setzt stark auf die Informatik und versucht, Cloud Computing als letztgültige Antwort zu etablieren. Aber er weiß auch um die Defizite von SAP gut Bescheid und initiiert zahlreiche Technikpartnerschaften unter anderem mit Google, IBM, Microsoft und Start-ups.
Aus Sicht der SAP-Bestandskunden wäre eine Fokussierung auf betriebswirtschaftliche Aspekte vorteilhaft, weil hier noch immer die Kernkompetenz von SAP liegt. Cloud Computing, KI sowie Machine Learning, Blockchain, IoT und In-memory-Computing-Datenbank lassen sich für die meisten Anwender leicht woanders zukaufen. Für diese Technikthemen braucht niemand den ERP-Weltmarktführer, somit scheint der Cloud-Vorstoß von Christian Klein auch weitgehend ein Widerspruch zur SAP-Historie zu sein.