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Joule, der SAP-Agententhriller

SAP ist mit Recht stolz auf die ERP-Automatisierung mit dem KI-Agenten Joule. In der Freude über ein gelungenes Produkt hat SAP aber übersehen, eine Einsatzbesprechung mit den Bestandskunden durchzuführen: Wohin und wie weit darf der AI Agent Joule gehen?
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
26. Juni 2025
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Grenzziehung zwischen operativem ERP und GenAI Agents

Vom österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889 bis 1951) ist das Zitat überliefert: Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Was aus philosophischer Sicht eventuell harmlos bis interessant klingt, könnte im Bereich GenAI, LLM und AI Agents revolutionär bis gefährlich werden. Warum?

Mit dem aktuellen SAP-Vokabular, also der Sprache der SAP-Community, werden ERP sequenziell gebaut und betrieben. S/4 ist besser als ECC 6.0 und dieses ERP ist besser als R/3. Der SAP-Anwender orchestriert. Das ERP-System funktioniert. Es gibt eine weitgehende Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine, die auch durch die Arbeit und Vorgaben von SAP definiert ist.

In einem agilen, offenen, zusammengesetzten ERP, das unter der Verwaltung von KI-Agenten steht, sind die Arbeits- und Aufgabenteilung nicht mehr eindeutig, wahrscheinlich auch nicht mehr umkehrbar. AI Agents automatisieren nicht, sondern sollen selbstständig orchestrieren. Mit dieser Handlungsanweisung werden AI Agents sehr schnell die Grenze unserer ERP-Sprache überschreiten.

In einem Composable ERP können sich AI Agents selbstständig und dynamisch weiterentwickeln. In Anlehnung an Ludwig Wittgenstein: KI-Agenten erlernen selbständig neue ERP-Sprachen (Konsolidierung, Harmonisierung und Orchestrierung) und errichten ein Composable ERP weit über unsere eigenen Grenzen hinweg. Vielleicht wird SAP das neue DeepL der ERP-Szene mit Joule und GenAI Hub aus der BTP.

SAP-Spielwiese: Composable ERP

Bereits in der Vergangenheit hat SAP oft und intensiv vom intelligenten Unternehmen gesprochen. Für die Verwirklichung einer intelligenten betriebswirtschaftlichen Aufbau- und Ablauforganisation stellt SAP viele IT-Werkzeuge zur Verfügung: die Hana-Engines Graph und Vector, BTP GenAI Hub, Joule etc. Was SAP noch nicht machte, sind eine Positionsbestimmung und Aufgabenverteilung: Was sollen und was dürfen AI Agents? Wohin sollen und dürfen LLM, Large-Language-Modelle, schauen? Gibt es Grenzen für den GenAI Hub im Composable ERP?

Vor vielen Jahren experimentierten KI-Forscher mit neuronalen Netzen und dem bekannten Brettspiel Go. Zu Beginn wurde das neuronale Netz (aktuell würde man wahrscheinlich von LLM sprechen) mit den Go-Regeln vertraut gemacht und mit der vorhandenen Go-Literatur trainiert. Schon bald danach spielte der Go-Computer wesentlich besser als der weltbeste Go-Spieler. Wobei die Maschine Züge spielte, die von Go-Experten als absolut widersinnig und kontraproduktiv angesehen wurden – am Ende gewann dann aber immer wieder die Maschine.

Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt: In einer zweiten Runde fütterten die KI-Forscher das neuronale Netz lediglich mit den fundamentalen Go-Regeln und ließen die Maschine fortlaufend gegen sich selbst spielen. Der Go-Computer erlernte und vervollständigte seine Go-Sprache. Er überschritt dabei Grenzen, die die gesamte Go-Literatur der vergangenen tausend Jahre in den Schatten stellten. Durch Rückbezüglichkeit ließ der Go-Computer menschliche Grenzen weit hinter sich.

Ob SAP auch diese Option bedacht hat, wenn AI Agents sich in einem Composable ERP bewegen, weiterentwickeln und optimieren? Theoretisch könnte SAP Joule mit den Bausteinen eines zusammengesetzten ERP eine ganz neue Betriebswirtschaft und neue Organisationsformen entwickeln.

Die IT im Allgemeinen und ERP im Besonderen befinden sich in einem Agententhriller. KI-Agenten wie SAP Joule sind gekommen, um die ERP-Arbeit zu orchestrieren und die betriebswirtschaftliche Aufbau- und Ablauforganisation zu optimieren. Die Agenten erschaffen das Composable ERP. Weiterentwicklung, Forschung und Versionswechsel erfolgen durch KI-Agenten. Der Mensch bleibt hoffentlich Nutznießer oder eben nur Zuschauer.

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Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Veranstaltungsort

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Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.