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Der ERP-Weltmarktführer ist tief gesunken. SAP hat sich erhoben und in der Cloud verirrt. Der Konzern wird links und rechts von Mitbewerbern überholt. Personelle und strukturelle Probleme sind ausufernd.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
5. Dezember 2022
Editorial
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SAP – die bessere Cloud-Company?

Wahrscheinlich ist SAP der wertvollste IT-Konzern der Welt – nur weiß das kaum jemand und SAP selbst auch nicht. Die sinnlose Diskussion über Cloud Computing hat den ERP-Weltmarktführer in den vergangenen Jahren stark geschwächt. Statt sich auf ihre einzigartige und noch immer unbestrittene Kernkompetenz zu fokussieren, will SAP offensichtlich den sinnlosen Beweis antreten, die bessere Cloud Company zu sein.

Es ist ein Drama, das vergleichbar ist damit, wenn nun die erfolgreichen und renommierten Autohersteller von sich selbst glauben würden, die besseren Verkehrsplaner oder Diesel- und Benzinproduzenten zu sein.

Mir ist kein Fall bekannt, wo ein Autohersteller eine Raffinerie betreibt, weil letztendlich für den Automotor eben Diesel oder Benzin gebraucht wird – und ob die Wette aufgeht, wenn Autohersteller nun eigene Batteriewerke auf die grüne Wiese stellen, ist auch noch nicht entschieden.

Schuster, bleib bei deinem Leisten: Erfolgreiche Autohersteller betreiben keine Baugesellschaften, um kreuz und quer im Land Autobahnen zu errichten oder in Städten passende Garagenbauten zu entwickeln.

Ebenso sollte SAP die Finger von Hosting, Hardware, Datenbanken und Cloud Computing lassen. Aber SAP konnte den Versuchungen nicht widerstehen und wurde letztendlich in der Kernkompetenz CRM vom Mitbewerber Salesforce hinsichtlich Umsatz und Börsenwert diesen Sommer überholt.

Wenn SAP nicht perfekt ist im Bereich Cloud Computing, weil Microsoft, Google, Alibaba oder Amazon mehr Jahre an Erfahrung und die besseren Skalierungseffekte haben, dann wird niemand SAP dafür abstrafen. Die Nachzügler haben es immer ein wenig schwerer. Wenn SAP nicht perfekt ist im Bereich Datenbanken, weil die eigene In-memory-Datenbank noch jung ist, dann wird niemand SAP dafür abstrafen. IBM und Oracle sind alte Haudegen.

Wenn SAP kein perfektes CRM-System hat und die eigenen Bestandskunden zahlreich zum Mitbewerber Salesforce abwandern, dann sollten in ganz Walldorf die Alarmglocken schrillen. CRM gehört zu ERP wie SCM, HCM, Finanzwesen und Controlling. Wenn SAP im Bereich ihrer Kernkompetenzen versagt und Umsatz, Gewinn sowie Marktwert an Salesforce verliert, dann müssen sich Vorstand und Aufsichtsrat fragen, ob hier nicht fundamentale Probleme abseits von Wechselkursschwankungen, Krieg, Pandemie und Homeoffice vorliegen.

Einer der Miterfinder von CRM hat gegen einen Neuling aus der Cloud verloren. Salesforce hat mit der Produktidee CRM den ERP-Weltmarktführer SAP überholt. Wie konnte diese Entwicklung eintreten? Hat Salesforce die besseren Programmierer? Hat Salesforce ein besseres Vertriebskonzept? Hat Salesforce ein besseres Management? Ich denke, alle diese Fragen lassen sich mit Nein beantworten. Das fundamentale Problem von SAP ist der produktorientierte Ansatz – deswegen muss nun die SAP-Community dem ERP-Weltmarktführer helfen.

In vielen Wirtschaftsbereichen geht es nicht mehr um Funktionalität, Qualität und Preis, sondern um Kommunikation. In den vergangenen zwanzig Jahren fand ein Übergang von Funktionalität zu Sinnstiftung statt. Vor sehr vielen Jahren bewarb Audi seine Autos mit der Funktionalität des Quattro. Der Vierradantrieb war ein Alleinstellungsmerkmal, das kaum jemand brauchte, aber die Funktion löste Begehren aus.

Seit vielen Jahren liegt in Salzburg der Sinn eines Audi darin, dass Besucher sicher und komfortabel zu den Salzburger Festspielen gebracht werden. Audi hat seine gesamte Markenbotschaft verändert: weg vom Quattro hin zu Kultur. Nicht Technik ist der Wettbewerbsvorsprung, sondern was mit dieser Technik möglich wird, ist das entscheidende Alleinstellungsmerkmal.

Das Marketing nennt die gepflegte Fahrt im Audi e-tron in die Felsenreitschule der Salzburger Festspiele, um die sensationelle Aufführung von „Káťa Kabanová“ von Leoš Janáček (1854 bis 1928) mit der überwältigenden Corinne Winters als Katěrina (Káťa) zu sehen, schlicht und einfach Storytelling.

SAP-Chef Christian Klein und seine Vorstandskollegen beherrschen dieses Storytelling nicht. Christian Klein rezitiert seinen Bestandskunden noch immer die Funktionalität, Qualität und Interoperabilität einer BTP, Hana und S/4. Was die Anwender mit dieser Technik anfangen sollen, das bleibt ihnen selbst überlassen.

Christian Klein verweigert und kann es wahrscheinlich auch nicht: das Storytelling. Somit wurde SAP von Salesforce überholt, weil beim CRM-Anbieter die Geschichten stimmen. Auch Ex-SAP-Chef Bill McDermott ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Mit ServiceNow wird auch McDermott bald SAP überholen. Wir alle sollten SAP helfen, gute Geschichten zu erzählen, denn davon gibt es in der SAP-Community mehr als genug. Wahrscheinlich ist SAP der wertvollste IT-Konzern der Welt.

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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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SAP Competence Center Summit 2024

Veranstaltungsort

Eventraum, FourSide Hotel Salzburg,
Am Messezentrum 2,
A-5020 Salzburg

Veranstaltungsdatum

5. und 6. Juni 2024

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2024, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.