Hardware-Update
In den vergangenen Jahren habe ich während meines CIO-Sommergrillfestes jeweils eine Hardware-Umfrage unter meinen Gästen gemacht – um Diskussionsstoff entstehen zu lassen und um mir ein Bild über die Vorlieben meiner Kollegen zu machen.
Wir haben die sehr subjektiven Reihungen der zertifizierten Hardware-Lieferanten nie mit den tatsächlichen Beschaffungsplänen unserer jeweiligen Einkaufsorganisationen abgeglichen. Vielmehr ging es um ein aktuelles Stimmungsbild aus der SAP-Community, welcher Server-Lieferant dieses Jahr hoch im Kurs steht.
Vor dem großen Cloud-Hype gab es auf meinem Grillfest fast immer einen eindeutigen Sieger. Seit 2006 werden wir mit der Datenbank Hana konfrontiert und sind auf der Suche nach einer optimalen Plattform:
Zuerst waren es die zahlreichen Intel-Appliances, dann gab es echte Server von Intel und IBM für Scale-out und Scale-up und heute flüchten viele meiner Kollegen zu den Hyperscalern, weil der Hana-Stress fast unerträglich geworden ist. Die Cloud ist nicht besser als das eigene Rechenzentrum – man kann aber die eigene Verantwortung ganz wunderbar delegieren.
Aber was würden sich meine Kollegen ins Rechenzentrum stellen, wenn sie noch eines hätten? Mit der Einladung zu meinem alljährlichen Sommergrillfest verschickte ich diesmal auch einen Link zu einer kleinen Hardware-Umfrage – das Ergebnis war überraschend: Es gab diesmal keinen eindeutigen „Liebling“ meiner CIO-Freunde.
In den vergangenen Jahren konnte immer wieder ein zertifizierter SAP-Server-Lieferant die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen, dieses Jahr war die Gunst ziemlich gleich verteilt – vielleicht überraschend war die vollkommene Abwesenheit von Dell, Hitachi und Huawei. Für diese Hardware-Lieferanten konnte sich keiner meiner CIO-Freunde begeistern. Das Spitzenfeld führten IBM, Fujitsu und HP an, aber ohne ausgeprägte Präferenz.
Intensiv wird aber unter meinen Kollegen noch immer das Thema „On-prem versus Cloud“ diskutiert. Während die Hyperscaler eine Zeitlang die Antwort schlechthin waren, steht das Thema On-prem-Hana-Server sowohl mit IBM Power als auch durch Intel Persistent Memory seit Kurzem wieder ganz oben auf der CIO-Agenda, denn IBM macht mit den Power-Servern für Hana einen sehr guten TDI-Job (Tailored Datacenter Integration).
Hasso Plattner und sein damaliger Technikvorstand Vishal Sikka setzten bei der Hana-Entwicklung auf eine Partnerschaft mit Intel, weil 2006 die ersten leistungsfähigen CPUs mit Multi-Core-Architektur zur Verfügung standen. Viele Jahre später, am 2. April dieses Jahres, präsentierte Intel das Konzept „Optana“, Persistent Memory für Hana. Hasso Plattner erwähnte die Innovation während seiner Sapphire-Keynote.
Langsam, aber sicher bekommt nun Hana die Hardware-Grundlage, die von Anfang an notwendig gewesen wäre. Es war nicht fair von SAP, mit Hana so früh in den Markt zu gehen – hier haben viele Bestandskunden bitteres Lehrgeld gezahlt!
Die Kollegen von Evonik und Siemens haben nun die neue Hana-Hardware mit Persistent Memory getestet und endlich lässt sich ein abgestürzter Hana-Server in befriedigender Zeit wieder hochfahren: Brauchte der Siemens-Hana-Testserver mit zwei Terabyte vorher 15 Minuten, so schafft er mit Persistent Memory und sechs Terabyte den Wiederanlauf in nun 1:40 Minuten.
Auch die Kollegen von Evonik bestätigen eine um mehr als das Zwölffache schnellere Anlaufzeit. Wir stehen aber erst am Beginn dieser neuen Entwicklung. Noch wird in den Hardware-Labors experimentiert, was das beste Verhältnis von teurem und bekannten DRAM zum neuen Persistent Memory ist.
Bei den meisten Hana-Servern experimentiert man aktuell mit einem Verhältnis von 1 zu 4. Hinzu kommt die höhere Sicherheit, weil Persistent Memory direkt auf dem Chip die Daten verschlüsselt.
Es tut sich also wieder etwas im Hardware-Bereich und Hana bekommt eine neuerliche Chance, endlich Enterprise-ready zu werden. Damit ist aber auch für viel Gesprächsstoff auf meinem Grillfest gesorgt und vielleicht kann ich im Herbst ein Update meiner Top-Ten-Hardware-Liste präsentieren, weil Cisco, Lenovo, Dell und andere mehr ja noch nicht gänzlich von der SAP-Community abgeschrieben wurden.