Geld regiert die Welt
Warum nur? Theoretisch ist die Sachlage schnell evaluiert: Der CFO ist nicht länger das letzte Glied einer Supply Chain, wenn es gilt, die Rechnung zu verbuchen, Bankdaten abzugleichen etc., sondern er muss Teil des Kerngeschäfts und bereits am Beginn eingebunden sein. Der von uns beiden besuchte Kongress hatte „The Future of Payments“ und den Wertbeitrag des Treasurys zum Thema – ich lernte viel!
Auch jetzt geht es wieder um die Digitalisierung, weswegen der CFO und der CIO anreisten. Die Disruption basiert auf der Vernetzung von Technik und Prozessen.
Dort, wo der CFO den Workflow standardisieren kann, um eine durchgängige und automatisierte Verarbeitung zu erzielen, kann der CIO mit Algorithmen und Datenintegration das Gerüst dafür schaffen.
Leichter gesagt als getan – ich lernte viel auf diesem Kongress: Die alten R/3-Module FI, AM und CO sind seit Jahrzehnten gesetzt. Was ich nicht wusste, ist, dass zahlreiche FI- und CO-Funktionen von SAP schlichtweg ausgeblendet wurden.
Die Bereiche Treasury, Cash- und Liquiditäts-Management, Risiko-Management, Controlling, Finanz- und Rechnungswesen, Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung sind naturgemäß bei SAP bekannt, aber teilweise nicht in der Tiefe abgebildet, wie ein CFO es sich wünscht. Somit fanden sich SAP-Partner mit Add-ons auf dem Kongress, die ich so nicht auf dem Radar hatte.
Mein CFO erklärte mir, dass Simple Finance eine gute Sache ist und mit dem SAP-Modul Treasury und Risk Management (TRM) ein hinlänglich gutes Treasury-Management-System aufgebaut werden kann, aber besser geht es mit den einschlägigen Add-ons.
Der echte Mehrwert würde sich seiner Aussage gemäß aber aus der Kombination von S/4-Hana-Technik und Add-ons ergeben – weswegen er auch sehr gerne meine Reisekosten auf seine Kostenstelle verbuchen lässt.
In den Vorträgen wurde dann auch schnell klar, wohin die Reise gehen soll: Prozesseffizienz. Die CFOs erwarten sich von der Digitalisierung im Treasury mehr Prozesseffizienz und Sicherheit. Ersteres erschien mir aus CIO-Sicht logisch, Zweiteres hat mich elektrisiert.
Ich dachte, dass wir mit unseren Abwehrmaßnahmen und Security-Bemühungen ausreichend gegen Attacken geschützt sind. Aber Cyber-Security im Finanzbereich ist ein wesentlich breiteres Feld als nur die technische Abwehrbereitschaft, siehe Social Engineering. Ich denke, hier müssen auch wir noch nachrüsten!
Von der Digitalisierung erwarten sich die CFOs weniger eine Kostensenkung und auch keine Verbesserung der Entscheidungsqualität. Auch hier hatte ich wieder eine geteilte Meinung:
Ja, wir waren fleißig in den vergangenen Jahren und SAP hat mit Simple Finance einen guten Job gemacht, sodass weitere Kostensenkungen im operativen Betrieb kaum mehr möglich sind.
Bezüglich einer Verbesserung der Entscheidungsqualität bin ich als begeisterter KI-Fan anderer Meinung. Ich denke, dass mit Machine und Deep Learning hier noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
Ein Kollege von Microsoft hat mir vor einigen Wochen gezeigt, was möglich ist, wenn man SAP Simple Finance und Microsoft Machine Learning aus der Azure-Cloud verbindet.
Die Planungs- und Vorhersagegenauigkeit übertrifft bei Microsoft alles, was ich bisher in reinen SAP-Systemen gesehen habe. Die Funktionen aus Hana-PAL sind beachtenswert, aber diese Library kommt nicht an die KI von Microsoft heran.
Was ich von unserem gemeinsamen Betriebsausflug mitnehme: Vielerorts begreifen die SAP-Bestandskunden den Umstieg auf das neue S/4 als Chance, Systeme stärker zu integrieren.
Insofern stellt sich auch die Systemfrage neu. Dies kann die Chance sein, die Treasury-Prozesse mit einer neuen oder optimierten Systemlösung effizienter zu gestalten. Es gibt für Simple Finance, Treasury etc. mehr SAP-Partner als vermutet.
Gemeinsam mit unserem CFO werde ich nun ganzheitlich die Prozesse begleiten: vom Web-Shop mit der Kreditprüfung und Kreditversicherung bis hin zur Bankenkommunikation, Gebührenverwaltung und Kontrolle.