ERP im Dilemma

Offensichtlich sieht SAP wenig Sinn darin, die Kernprozesse weiterzuentwickeln und die jährliche Pflegegebühr für ERP/ECC 6.0 dort zu investieren, wo es die Bestandskunden erwarten.
ERP ist für SAP nur noch eine „Cashcow“ aber kein strategisches Produkt. Man lebt von den Servicegebühren, Lizenzverkäufen und „indirekter Nutzung“, aber man investiert in die Cloud-Plattform, Blockchain, Machine Learning, IoT etc.
„Leonardo“ ist das neue Hobby der SAP. ERP ist hingegen nur eine lästige Pflicht. Die allermeisten SAP-Bestandskunden sehen das anders: Sie wollen, dass mit ihren Pflegegebühren die Kernprozesse weiterentwickelt und optimiert werden!
Es gibt viel zu tun: Die ERP-Datenbank Hana muss runderneuert werden, denn entweder hat der Hana-Server einen Hardware-Overhead von mindestens 50 Prozent oder geht bei voller Transaktionslast kläglich in die Knie.
Die SAP´schen Spiele mit sexy Themen wie Blockchain oder Machine/Deep Learning bringen kaum etwas, weil hier SAP keine Kernkompetenz besitzt.
Ein Kompromiss? SAP ist auf der Suche nach „Zukunftsthemen“, die sich teuer verkaufen lassen, siehe Cloud Computing, KI und IoT. Die Bestandskunden sind auf der Suche nach stabilen, effizienten und sicheren ERP-Systemen im Back-Office.
Die Lösung: autonome Systeme und autonomes ERP. Das Ganze klingt ein wenig nach RPA, Robotic Process Automation, und könnte ein Wiederaufleben von BPR, Business Process Reengineering, zur Folge haben.
Wo automatisiert werden soll, muss zuerst das Reengineering für konsistente Geschäftsprozesse sorgen. Im Herbst und speziell auf dem kommenden DSAG-Kongress in Leipzig wird sich SAP dem Thema „autonome ERP-Systeme“ stellen müssen, um kein „ERP im Dilemma“ aufkommen zu lassen!