Einkauf der Zukunft – kein Weg zurück
Der Beweis liegt so nah wie der Coffeeshop ums Eck: Dort sind eine Menge Menschen mit Smartphones und Tablets zu sehen – der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und -plätzen wird hier zur Realität.
Durch den mobilen Zugang zum Internet, aber auch zu IoT-Daten können Entscheider immer und überall auf wichtige Informationen zurückgreifen. Zugleich ermöglichen Business-Netzwerke eine hochgradig effiziente, produktive und wertorientierte Zusammenarbeit, selbst wenn die Teammitglieder weltweit verstreut sind.
Für Einkaufsexperten ist dies nicht der erste grundlegende Wandel. Sie sind die „unbekannten Helden“, die seit vielen Jahren dem Mantra folgen: „Nur niedrigere Kosten sind gute Kosten.“
Besonders innovative Vertreter ihrer Zunft nutzen Self-Service-Portale, mobile Apps, Automatisierung der Bestell- und Rechnungsverarbeitung, Cloud-Lösungen und Social-Collaboration-Tools, um Prozesse zu rationalisieren und Ausgaben zu managen.
Einkaufsorganisationen stehen immer aufs Neue vor der Aufgabe, schnelle, einfache, nachhaltige und risikoarme Abläufe und Lieferketten sicherzustellen. Idealerweise „Apple-simple“ und „Google-fast“, wie wir es aus dem privaten Umfeld, z. B. bei Ebay, kennen.
Letztlich zählt nur eines: die möglichst wertschöpfende Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen an die Kunden. Die Digitalisierung bietet hier immense Potenziale.
In einer Zeit, in der sich Unternehmen allerorten um eine Optimierung ihrer Einkaufsprozesse und Lieferantennetzwerke bemühen, hat der Einkauf die einmalige Chance, von der unscheinbaren Kostenstelle zum strategisch bedeutsamen Managementpartner aufzusteigen.
Prominente Beispiele existieren, wie die Herstellung von Kaffeekapseln, die einen neuen Absatzmarkt geschaffen haben, oder das nicht zerkratzende „Gorilla-Glas“ unserer Smartphones und Tablets.
Durch den Einsatz von cloudbasierten Anwendungen besteht jederzeitiger Zugriff auf den gesamten Einkaufszyklus. Diese digitale Strategie macht den Einkaufsvorgang auch für Kunden einfacher und intuitiver, da Anwendungen anhand gespeicherter Einkaufsdaten früherer Aufträge ohne erneute Dateneingabe repliziert und Handlungsempfehlungen für zukünftige Einkaufsvorgänge abgegeben werden können (Predictive Analytics und Prescriptive Guidance).
Die Kombination aus Datenanalyse und Entscheidungsfindung verschafft den Marken mehr Erkenntnisse aus ihrer Lieferkette und den zugehörigen Abläufen. Es entsteht an mehreren Fronten ein Mehrwert:
Innovation auf der Lieferantenseite: Durch die kritische Durchleuchtung der Lieferanten und ihrer Fähigkeiten kann der Einkauf die Entwicklung innovativer Produkte ermöglichen oder auch beschleunigen und damit neue Geschäftsmodelle fördern.
Besseres Risikomanagement: Indem er Ausgaben- und Lieferantendaten kategorieübergreifend und bis auf Komponentenebene analysiert, erkennt der Einkauf Risiken, wie z. B. drohende Materialengpässe, lange bevor sie bedrohlich werden können.
Sichere und nachhaltige Lieferketten: Durch den Abgleich von Lieferanten und Auftragsdispositionen kann der Einkauf sicherstellen, dass alle benötigten Materialien zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Qualität und der richtigen Menge geliefert werden.
Der Einkauf heute ist eine ganz andere und viel weiter entwickelte, strategisch ausgerichtete Funktion als vor zehn Jahren – oder vor einem Jahr. Der Einkauf der Zukunft wird sich auf strategische, wertsteigernde Aktivitäten fokussieren und optimalerweise den digitalen Wandel gestalten.
Operative Aufgaben werden zunehmend automatisiert, die Einkaufsabteilung kleiner, der Wertbeitrag größer. Neue Technologien, prozessübergreifende Daten und die vollständige Transparenz der Supply Chain kann der Einkauf nutzen, um das „Einkaufserlebnis im Unternehmen“ einfacher und smarter zu machen.
Wenn dem Einkauf 4.0 dieser Wandel gelingt, wird die Funktion einen höheren Stellenwert und einen größeren Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg leisten.