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Die neue SAP

Eine nahezu runderneuerte SAP präsentierte sich Mitte Februar in Potsdam anlässlich der Eröffnung des Innovation Centers. Professor Hasso Plattner war bestens gelaunt und erklärte jovial gekleidet seine amerikanische Sicht auf Design, GUI, Handbücher und Programmierung.
Robert Korec, E-3 Magazin
27. Februar 2014
[shutterstock:469280870, Aun Photographer]
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Bereits vor 16 Jahren erwarb Hasso Plattner das Grundstück am Jungfernsee in Potsdam. Dieses Jahr wurde dort das jüngste Gebäude der SAP feierlich eröffnet. Das Innovation Center soll SAP helfen, den Anschluss im Bereich Informatik nicht zu verlieren.

Geleitet wird das Zentrum von Jürgen Müller und Jens Krüger. Auf etwa 5000 Quadratmetern Bürofläche forschen 110 SAP-Mitarbeiter und 28 Studenten aus 20 Ländern und etwa 18 verschiedenen Fachgebieten.

Ein zweites Gebäude ist schon in Planung. Geforscht und probiert darf dort fast alles werden, was auch nur im Entferntesten mit Informationstechnologie zu tun hat. Deutlich ist die Hilflosigkeit der SAP zu erkennen:

Man errichtete ein Gebäude, das einen deutlichen Bruch mit der erfolgreichen Vergangenheit zeigt; das aber keinen eigenständigen Charakter entgegensetzt. Das SAP Innovation Center ist eine belanglose Mischung aus den Bürokonzepten von Google, Apple, Facebook und Yahoo.

Eigene Ideen, Alleinstellungsmerkmale – wie es R/3 und ERP verkörpern – sucht man im Innovation Center vergeblich.

Diese Defizite sind Professor Hasso Plattner offensichtlich bewusst. In Potsdam versetzte er der desaströsen SAP einen deutlichen Kontrapunkt!

Gut gelaunt, mit vielen Anekdoten und im legeren Pullover mit Turnschuhen bekleidet hielt er seine Eröffnungsrede. Was er zeigte und sagte, war deutlich:

Er stellte den gesamten Bürokomplex in Walldorf als Irrtum dar. Dort wo der Geburtsort des erfolgreichen R/3, ERP und Business Suite ist, dort wo SAP Hana entwickelt wird, sieht Plattner nur Mittelmäßigkeit.

In seiner Kritik blieb der SAP-Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzende nicht oberflächlich – er verurteilte die Architektur von Walldorf, wo in kleinen Büros mit maximal drei Arbeitsplätzen wohl auch kleinkariert gedacht und geforscht wird.

Er zeichnete ein düsteres Bild von seinem ehemaligen Arbeitsplatz. Hier im SAP Innovation Center und dem nahe gelegen Hasso-Plattner-Institut (HPI) soll nun alles nicht nur besser, sondern anders werden.

In seiner großartigen Art, Geschichten erzählen zu können und bereitwillig eigene Erfahrungen zum Besten zu geben, berichtete Plattner von seinen zahlreichen USA-Aufenthalten. Er konzentrierte sich in seiner Eröffnungsrede auf den momentan aus seiner Sicht gravierendsten Nachteil: die nicht mehr zeitgemäße Benutzeroberfläche der SAP Business Suite. Das Design passt nicht mehr, meinte Professor Plattner.

Und er versprach in Potsdam, dass es innerhalb eines Jahres ein neues, besseres Design bei SAP geben wird. Plattner ist nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Praktiker.

Begeisterte Aufnahme fand somit seine Schilderung, was gutes Design ausmacht: Wie entsteht im Haus von Plattner eine Pizza? Er verwendet dazu einen amerikanischen Mikrowellenherd, der den Designvorstellungen des SAP-Mitgründers entspricht. Das Gerät hat genau einen Knopf, auf diesen drückt Plattner so lange, bis die Pizza knusprig und wohlschmeckend ist.

Viel Beifall fand diese lebhafte Schilderung eines Kochvorgangs. Fairerweise muss gesagt werden, dass man in Europa naturgemäß unter einer Pizzazubereitung etwas anderes versteht und wahrscheinlich ein ERP-Programm komplexer ist als ein Pizzateig.

Aber simples Design, ohne Studium von Handbüchern, ist das neue Jahresziel bei SAP: Verkündet und gestartet von Hasso Plattner.

Die SAP-Bestandskunden werden die neue Schlichtheit und Einfachheit eines stringenten Designs sicher sehr freuen. Und jeder wird Plattner zustimmen, dass das Studium dicker Gebrauchsanleitungen der Vergangenheit angehört.

Somit werden sich die SAP-Anwender wahrscheinlich auch viele und teure SAP-Schulungen sparen können, wenn die Software aus Walldorf endlich intuitiv bedienbar wird. Bereits in einem Jahr soll es nach Aussagen von Hasso Plattner so weit sein, dass keine voluminösen Handbücher und zeitraubenden Schulungen mehr notwendig sind.

Mit diesem innovativen Ansatz trägt der SAP-Mitgründer natürlich auch zur finanziellen Entlastung der Bestandskunden bei. Schulung und Weiterbildung sind im SAP-Umfeld nicht nur sehr teuer, sondern auch zeitaufwändig. Es wird also unter der Führung von Plattner schon bald eine neue SAP geben.

Auch am herrschenden Programmiermodell und der Entwicklung der SAP-Software hat Hasso Plattner offensichtlich seine Zweifel. In Potsdam forderte er massiv eine Berücksichtigung des objektorientierten Programmierens (siehe auch E-3 Coverstory in dieser Ausgabe). Mit ABAP Object verfügt SAP über eine hervorragende Plattform.

Glaubt man den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden, dann wird offensichtlich dieses Programmierparadigma zu schwach genutzt. Weil aber ABAP Objects seit vielen Jahren verfügbar ist, wird wahrscheinlich die neue SAP schon bald Resultate vorzeigen können.

Wie die neu aufgestellte und positionierte SAP in Zukunft sein wird, zeigte Professor Plattner auch optisch während seiner Eröffnungsrede: Die meisten Anwesenden kamen in den bekannten dunklen Geschäftsanzügen mit weißem Hemd und Krawatte.

Plattner kam in Turnschuhen und im legeren Pullover! Nebenbei meinte der Professor, der zahlreiche teure Autos in seinem Haus in Potsdam stehen hat, dass er am Vorabend sein Sakko in einer Ecke liegen ließ und dieses am nächsten Tag vollkommen zerknittert war.

Ein frisches Sakko war offensichtlich nicht greifbar und so kamen zum weißen Hemd ein blauer Pullover und bequeme Turnschuhe.

Offensichtlich will Hasso Plattner die neue SAP nicht nur durch den persönlichen Kleidungsstil repräsentiert sehen, sondern auch in neuen Umgangsarten und Orten. Für Palo Alto, USA, plant Plattner zusammen mit seinem Chief Technology Officer Vishal Sikka, ein SAP-Café zu eröffnen.

Dieses öffentliche Café soll als Begegnungsstätte für SAP-Interessierte und Start-ups existieren, von denen es offensichtlich im Silicon Valley genügend gibt. Speziell junge Unternehmer mit innovativen Ideen will SAP noch stärker fördern und über Einrichtungen wie ein Café mit diesen in Kontakt kommen.

Hinsichtlich neuer Gebäudekonzepte und Treffpunkte erwähnte Plattner in seiner Eröffnungsrede den Microsoft Campus in Seattle als Vorbild. Wie er auch die Politik von Microsoft hinsichtlich Innovation und Zusammenarbeit mit Start-ups als positives Beispiel betonte.

Im Allgemeinen bekannte er sich zur Förderung von innovativen Ideen durch Privatpersonen und Investoren: Die Kraft und Vormachtstellung des Silicon Valley sieht er unter anderem darin, dass dort viele viel Geld gemacht haben und es heute wieder investieren: ein positiver Kreislauf – ganz ohne staatliche Hilfe!

Einen weiteren wichtigen Aspekt über die neue SAP offenbarte Plattner in der nachfolgenden Diskussionsrunde: Er verglich SAP mit einem Tanker auf dem Meer. Der erfolgreich seine Spuren zieht, aber auch schwerfällig ist.

Einmal in Bewegung sind plötzliche Manöver kaum möglich. Ein­drucksvoll schilderte er eine persönliche Begegnung mit so einem Ozeanriesen, während er sich in einem kleinen Fischerboot befand.

Diese offenen Worte sollen alle Start-ups und Newcomer warnen, SAP allzu nahe zu kommen und die Walldorfer Geschäftsstrategie zu kreuzen. Die zwei anwesenden Gründer bestätigten dieses Szenario: Ein Start-up-CEO aus Kalifornien und einer aus Berlin links und rechts von Hasso Plattner auf der Bühne während der Diskussion sind mit SAP noch im Geschäft.

Ein anderer Entrepreneur hatte weniger Glück: Vor etwa zwei Jahren zeigte er SAP die Idee einer Entwicklungsplattform basierend auf Hana. Kurze Zeit später übernahm SAP die Idee und programmierte diese selbst.

Heute arbeitet dieser Jungunternehmer als Angestellter bei einer anderen Firma. Die neue SAP wird stark, zielgerichtet, aber auch zum eigenen Vorteil wie ein Ozeanriese agieren.

Am Rande der Eröffnungsfeier berichtete ein SAP-Partner, dass er mit einem Hana-Projekt gegen die Kollegen von SAP-Consulting aus Walldorf unterlag, weil diese eine wesentlich preiswertere Lösung auf dem alten BWA (Business Warehouse Accelerator) anboten. Ozeanriesen sind auch pragmatisch!

Gratulation? Hasso Plattner hat vor vielen Monaten nicht nur angekündigt, dass er am liebsten die Mitarbeiter in Walldorf schütteln will, damit sich diese schneller bewegen – jetzt hat er anlässlich der Eröffnung des Innovation Center in Potsdam auch präzise den Weg aufgezeigt, entlang dem sich SAP bewegen wird. Das bauliche und konzeptionelle Design in Walldorf ist überholt.

Objektorientierte Programmierung ist angesagt. Neue Designlösungen (GUI) werden bereits in einem Jahr die SAP-Bestandskunden von Altlasten befreien. Der neue Stil ist fröhlich und leger: Man trägt Turnschuhe und Pullover, spielt Tischfußball in bunten Aufenthaltsräumen und geht zur Abwechslung ins SAP-Café.

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Robert Korec, E-3 Magazin

Robert Korec, Redaktionsmanagement E-3 Magazin Print D-A-CH (bis Ende 2018), B4Bmedia.net AG, München, Deutschland.


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