Der Beginn des Endes


Ich stellte die Frage, ob nun Hana und S/4 der krönende Abschluss einer Digitalisierung der Aufbau- und Ablauforganisation seien. Der SAP-Vertreter hingegen meinte, dass es genau umgekehrt sei: Hana und S/4 sind der Ausgangspunkt einer digitalen Transformation. Es blieb die Frage im Raum stehen, was wir die vergangenen Jahre gemacht haben. Tatsache ist jedoch, dass viele SAP-Bestandskunden ganz unabhängig von SAP mit der Digitalisierung bereits vor vielen Jahren begonnen haben und nachdem SAP leichtfertig ihr Digitalisierungskonzept Leonardo einkassiert hat, haben viele SAP-Bestandskunden sich bei Microsoft, Google und AWS bedient.
Ob SAP aus eigenen Kräften oder durch die Gunst ihrer Bestandskunden jemals wieder die Chance bekommt, eine digitale Transformation und Conversion anzuführen, bleibt vorerst ungewiss. Der Markt und die SAP-Community werden sicher nicht auf den ERP-Weltmarktführer aus Walldorf warten. Viele Herausforderungen sind drängend, sodass Lösungen unmittelbar gebraucht werden. Die Releasezyklen, Roadmaps und Perspektiven von SAP sind zu unspezifisch, zu langatmig und auch zu teuer.
Ob diese Schwerfälligkeit von SAP den Beginn des Endes darstellt, ist noch nicht entschieden. Tatsache ist jedoch, dass SAP vielleicht das Internet verschlafen hat, ganz sicher aber die digitale Transformation leichtfertig hat ziehen lassen. Das SAP’sche Programm Leonardo war Start und Ende jeder erfolgreichen Digitalisierung. Es wird zum Nachteil von SAP werden, muss aber keine Einschränkung für die SAP-Bestandskunden sein. Ein Blick über den Tellerrand wird der SAP-Community zeigen, dass die digitale Transformation von Logistik bis HR reicht und dass es genügend innovative und SAP-kompatible Anbieter gibt. So gesehen hat SAP vielleicht recht, mit Hana und S/4 beginnt die digitale Transformation – aber eben nicht mehr mit SAP-Lösungen. Die digitalen Innovationen liegen jenseits des SAP’schen Horizonts.