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Composable ERP

Es erwächst eine neue ERP-Architektur, die durch SAP-Technik getrieben wird, aber SAP selbst weniger gefallen wird. CEO Christian Klein hat die ersten Rückschläge bereits zur Kenntnis genommen und die Umsatzerwartung für Cloud Computing gesenkt.
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6. Juli 2023
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Viele Jahre diskutierten wir in der SAP-Community die monopolartige Stellung von SAP. Selbst die Wettbewerbsbehörde in Bonn nahm sich der Geschichte an. Wäre die IT-Entwicklung linear, dann hätte es sicher eine Verurteilung von SAP gegeben. Weil aber IT einen hohen Faktor an Disruption besitzt, entwickelte sich aus dem monolithischen R/3 ein heterogenes und offenes S/4. Die nächste Stufe wird ein Composable ERP sein, das letztendlich SAP die Hoheit über die ERP-Architektur entreißt.

Das Systemdesign eines künftigen ERPs kann auf SAP-Komponenten beruhen, aber sein Wesen wird aus zusammengesetzten IT-Lösungen bestehen. Die Zusammensetzbarkeit wird kommende ERP-Architekturen definieren. Plattformen werden noch wichtiger werden, weil diese für die Homogenität stehen. Als SAP-Bestandskunde haben wir uns in den vergangenen Monaten intensiv mit der Business Technology Platform beschäftigt. Ob diese oder die Plattform eines Hyperscalers zukünftig bestimmend für ERP-Architekturen sein wird, lässt sich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Konstrukte wie SAP Business Suite 7 und S/4 haben jedoch ausgedient, deren monopolartiger Führungsanspruch ist nicht mehr zeitgemäß. Als SAP-Bestandskunde beobachten wir demnach mit Spannung eine Entwicklung, die von SAP vorangetrieben wird und gleichzeitig die Existenz von SAP gefährdet. Die Hinwendung von SAP zu Open-Source, zu Plattformen, zu demokratischen Programmiermodellen, zu KI und Machine Learning wird uns Bestandskunden in der digitalen Transformation rasch weiterbringen, gleichzeitig aber unsere Abhängigkeit von SAP schnell reduzieren.

Zwei Seelen scheinen nun in der Brust des SAP-CEO Christian Klein zu wohnen: Mit der Business Technology Platform, Steampunk als Embedded Abap, den KI-Kooperationen mit IBM, Microsoft und vielen anderen erreicht SAP ein bisher nicht bekanntes Maß an Agilität, Transparenz und Offenheit; mit den jüngsten Änderungen in der SAP-Preisliste versucht der ERP-Weltmarktführer die Geister wieder einzufangen und die Bestandskunden neuerlich an die Kandare zu nehmen. (Die 9000-Euro-S/4-Flatrate wurde gestrichen, ohne die es in Zukunft keine Product Conversion beim Umstieg auf S/4 geben wird.)

Composable ERP trägt auch ein wenig Kybernetik in sich. Der SAP’sche Kontrollverlust ergibt sich aus dem autonomen Zusammenspiel der einzelnen IT-Komponenten auf einer adäquaten Plattform. Es geht um Wechselbeziehungen von Komponenten. Ein hochkombinierbares System bietet uns Bestandskunden die ERP-Komponenten, die in verschiedenen Kombinationen zusammengesetzt werden können, um unsere Benutzeranforderungen zu erfüllen. Mit IT-Werkzeugen wie BTP, SAP Build und Steampunk wird sich auch die SAP-Partnerlandschaft revolutionär verändern, weil jede Art von Abhängigkeit und Monopol verschwindet.

Die Kombination aus den jüngsten SAP-Ankündigungen wie Datasphere, Build, BTP, Steampunk und KI-Kooperationen ergibt in Summe hohe Freiheitsgrade für Bestandskunden. Wir werden nicht mehr von den Entwicklungen und Roadmaps der IT-Anbieter und SAP-Partner abhängig sein, sondern können auf Basis von Open Source, generativer AI, Plattformen und Low-Code/No-Code eigene Wege beschreiten. Diesmal werden unsere Roadmaps aber agil, offen und transparent sein und nicht im Chaos eines Z-Namensraums mit singulären Abap-Modifikationen enden. Steampunk als Embedded Abap auf der BTP ist ein neuer Freiheitsbegriff.

Composable ERP bedeutet demnach nicht, dass jeder SAP-Bestandskunde macht, was er will, sondern dass es ein gemeinsames Kontextverständnis in der SAP-Community geben wird. Diese Zusammensetzbarkeit wird ein Prinzip des ERP-Systemdesigns und im Besitz der Community stehen. SAP und viele andere IT-Anbieter werden zu Werkzeuglieferanten. Sie verlieren jedoch jede monopolartige Vormachtstellung. Damit scheint nun der Weg in eine Post-S/4-Zeit gegeben. Der Diskurs über ein ERP nach S/4 wird nicht bei SAP, sondern von uns Bestandskunden in der Community geführt.

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Unser geheimnisvoller, anonymer Kolumnist.


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Veranstaltungsdatum

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