SAP for Utilities on Hana – mehr als ein Zwischenschritt?
SAP richtet den Blick nach vorn. Im Falle von S/4 Utilities vielleicht aber auch zu weit nach vorn. Kunden von IS-U-Systemen fühlen sich auf der Entwicklung schlecht mitgenommen.
SAP-Anwendungen ohne Hana sind schon seit geraumer Zeit technologisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, S/4 kann vielen gar nicht schnell genug entwickelt werden.
Mit S/4 stellt SAP den gesamten Kern seiner Business Suite um, branchenneutrale Module sind dabei höher priorisiert. Verständlich aus Sicht der SAP, für EVU aber derzeit schwer einschätzbar.
Roadmaps der SAP für Utilities werden immer wieder nach hinten korrigiert. Schaut man in die Simplification List von S/4 Hana 1511, wird diese diffus wirkende Situation um SAP for Utilities weiter verstärkt.
Im Inhaltsverzeichnis steht wie angekündigt endlich auch etwas für Industry Utilities. Beim genauen Lesen dieser Seiten findet man dann leider nur den Vermerk „not available“, und das bei allen Prozessen.
Was ist jetzt also zu tun als IS-U-Kunde, der – gezwungen durch ablaufenden Support oder den Wunsch nach einem neuen Release – ein Projekt plant? Sollte man dieses so weit wie möglich zurückstellen, bis das erste vollwertige S/4 Utilities veröffentlicht ist?
Schaut man sich auf den einschlägigen Seiten der SAP um, gibt es dort kaum Hinweise auf SAP for Utilities on Hana.
Keine Angst vor Über-Nacht-Batches
Dabei kann genau das der Königsweg sein: Ich migriere mein bestehendes IS-U-System im Zuge eines geplanten Projekts schon heute auf Hana. Gisa hat im Sommer 2015 genau das erfolgreich umgesetzt – ein echtes IS-U-System auf Hana migriert.
Der Machbarkeitsnachweis war damit erbracht. Als Ergebnis konnten wir sofort von den schnelleren Verarbeitungszeiten profitieren. Gefürchtete Über-Nacht-Batches haben so ihren Schrecken verloren.
Es wurde exemplarisch ein Prozess identifiziert, der vorher aufwändig aufgeteilt werden musste und nun in 30 Minuten statt in drei Tagen den Betrieb nicht mehr beeinträchtigt.
Performance kann also tatsächlich greifbare Mehrwerte schaffen. Ehrlicherweise sind aber nicht alle Transaktionen und Verarbeitungen sehr viel schneller, es wurden in Ausnahmefällen auch Verlangsamungen festgestellt.
In diesem Fall folgte die übliche Ursachenforschung, die nicht zwangsläufig die neue Datenbank als Schuldigen identifiziert. Eine weitere interessante Beobachtung war die vollständige Funktionsfähigkeit der Eigenentwicklungen, einer der größten Schmerzen bei bislang Unentschlossenen.
Nicht zuletzt ermöglicht die Migration „on Hana“ eine entspannte Ausgangssituation, weil der Kunde schon jetzt ein schnelles und funktionierendes In-memory-System hat. Der folgende Sprung zu „for Hana“ mit S/4 Utilities wird EVU damit auch wesentlich weniger hart treffen.
In diesem Sinne kann man bei der heutigen Migration von SAP for Utilities on SAP Hana durchaus von einer Vorbereitung auf die Digitalisierung mit S/4 sprechen. Wenn ich mich für genau diesen Zwischenschritt entschieden habe, kann ich anschließend weitere typische Hana-Funktionen erarbeiten, die meine Geschäftsprozesse besser unterstützen.
Hana Live for Utilities bietet mir die Möglichkeit, meine transaktionalen Informationen aus dem System mit leichtgewichtigen, analytischen Funktionalitäten in Echtzeit bereitzustellen.
Auf Hana einlassen
Der Haken dabei: Ich muss mich voll auf Hana einlassen. Während ich mich bei der Migration on Hana weiter im gewohnten NetWeaver bewege, muss ich für die Bereitstellung von Hana Live Views eine andere Entwicklungsumgebung inklusive Lifecycle-Management und eines Sicherheitskonzepts erschließen.
Glücklicherweise sind diese Themen mittlerweile aus technischer Sicht aber tatsächlich gut ausgereift.