Internet der Dinge: Jobmotor oder Jobbremse?
Das Internet der Dinge wird einschneidende Veränderungen auf die Mitarbeiter mit sich bringen. Aktuell gibt es noch für jeden Prozess einen Ablauf und dahinter steht meist jeweils ein Mensch.
Transaktionale Prozesse, die die Aktionen von Maschinen oder Industrierobotern steuern, können auch in die Finanzwelt oder andere Bereiche übertragen werden. Dem Mitarbeiter kommt dann nur noch eine kontrollierende, lenkende Funktion zu.
Und selbst diese könnte wegfallen, wenn das IT-System in Zukunft z. B. selbstständig einen Zahlungsprozess überprüft und ihn auch gleich ausführt. Das ist dann das Ende der Prozessbrüche, die heute noch von Menschenhand überbrückt werden müssen.
Es ist denkbar, dass ein Monatsabschluss, der bislang mit einer Nachlaufzeit von einer Woche verfügbar war, zum Tagesabschluss in Echtzeit wird. Doch bis dahin vergeht noch Zeit, ist doch die menschliche Erfahrung noch nicht überall maschinell zu ersetzen.
Sie ist immer noch wichtig, um aus den mithilfe von Algorithmen ermittelten und ausgewerteten Daten z. B. neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es ist aber vorstellbar, dass der Mensch bald keine Daten mehr analysiert, um ein Problem in einem Ablauf zu finden, sondern die Datenmengen nutzt, um aus bestimmten Datenmustern neue Chancen und Möglichkeiten zu generieren.
Es wird neue Mitarbeiter und Qualifikationen brauchen, um die Datenmengen zu sammeln, aufzubereiten und zu analysieren. Um diese Herausforderungen in der Ausbildung abzudecken, diskutiert die DSAG schon länger gemeinsam mit der SAP Academy, wie Studienformen und -inhalte verändert oder neu entwickelt werden können.
Wir als DSAG waren an einigen Workshops mit der SAP Academy beteiligt und unsere Vorstellungen eingebracht. Dabei spielen Migrations-, Implementierungs- und Konsolidierungserfahrungen ebenso eine Rolle wie die Zertifizierungsanforderungen im SAP-Umfeld.
Es soll sichergestellt werden, dass künftige Mitarbeiter, die sich mit SAP beschäftigen, auch mit den neuen Technologien umgehen bzw. in Transformationsprojekten arbeiten können.
Ob das dann im Berufsfeld eines Prozess-Designers, eines Application Architect oder eines Data Science Analyst and Data Plumber endet, wird sich zeigen. Wenn man derartige Gedankenspiele zulässt, darf man sich aber auch denen nicht verschließen, die letztlich aufgrund der Digitalisierung zu „High-End-automatisierten Prozessen“ führen.
Das heißt, ein Zahlungsprozess zwischen Hersteller und Lieferant wird vollständig automatisiert von den jeweiligen SAP-Systemen abgewickelt. Spätestens dann muss auch dem Gedanken Raum gegeben werden, dass nach der Übergangsphase zur kompletten Digitalisierung unweigerlich Arbeitsplätze wegfallen werden.
Hier sind alternative Szenarien anzudenken. Das ist aktuell genauso wichtig, wie mögliche Geschäftsprozesse und -modelle zu ersinnen. Dann muss auch klar werden, dass Begriffe wie Regelarbeitszeit, Sonntagsarbeitsverbot oder flexible Schichtpläne in einer Welt, in der (tw. schon heute) 24×7 in Echtzeit Produkte geliefert und Daten verarbeitet werden, teilweise neu zu definieren oder auszulegen sind – ohne dabei die verbrieften Rechte der Mitarbeiter zu beschneiden.
Die Rechtslage muss teilweise erst geschaffen werden, wie die aktuelle Diskussion über die Heimarbeit zeigt. Es gibt schon heute viele Tätigkeiten, die keine Anwesenheit im Büro erfordern, etwa wenn Arbeitstage größtenteils von Telefonkonferenzen, virtuellen Meetings und Arbeiten am PC, Laptop oder Tablet bestimmt sind.
Das Problem: Es gibt bislang keinen exakt geregelten Arbeitsschutz fürs Homeoffice. Hier besteht Handlungsbedarf, um für die Zukunft entsprechende Voraussetzungen zu schaffen.
Damit wird deutlich, es sind auch teilweise unbequeme Themen, die im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge angesprochen und durchdacht werden müssen. Aber je früher man sich mit entsprechenden Szenarien auseinandersetzt und mögliche Lösungen erarbeitet, desto besser.